SKITLIV - Skandinavisk Misantropi
Mehr über Skitliv
- Genre:
- Black Metal /Doom
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 19.10.2009
- Luciferon (Intro)
- Slow Pain Coming
- Hollow Devotion
- Skandinavisk Misantropi
- Towards The Shores Of Loss (Vulture Face Kain)
- A Valley Below
- Densetsu
- ScumDrug
Ex-MAYHEM-Frontmann Maniac und Mitstreiter stellen mit einem neuen Werk die Gretchenfrage: Geniestreich oder nervender Versuch, erneut auf sich aufmerksam zu machen?
Ich sitze im bürgerlichen IKEA-Sessel und prüfe, ob sich mein Leben verändert hat. Seit einer guten Stunde bin ich mit SKITLIV vertraut. Das ist die neue Band von Ex-MAYHEM-Shouter Maniac, der mithilfe der Verstärkung von SHININGs Kvarforth "Skandinavisk Misantropi" in die Welt gesetzt hat. Und das französische Indi-Label Season Of Mist behauptet, diese Scheibe werde mein Leben verändern.
Schön wär's, aber ich fürchte, dafür reicht es dann doch nicht. So bahnbrechend wie angekündigt, ist das Werk nämlich nicht.
Immerhin, Mr. Maniac und seine Crew schaffen etwas, das nicht unbedingt Black Metal ist und dennoch versucht, wie ein finsterer zäher Tonbrei in meinen Gehörgang zu dringen. Man bleibt wie immer bei diesen Künstlern unbehelligt von aufgeplusterten Keyboardklängen. Stattdessen schreddernde Gitarren, ein ursprünglicher Drumsound und tatsächlich erkennbare Melodien, die mehr sind als stumpfes Geschrei, in dem Versuch zu klingen wie der Weltuntergang.
Die insgesamt acht Tracks, die sich auf rund siebzig Minuten erstrecken, sind fast durchgängig in eher langsamem Tempo gehalten. Fast schon doomig mutet der eine oder andere Song an, aber bis es so richtig los geht, ist ein schwerfälliges Intro zu überwinden, das sich eher langweilig dahinzieht. Da nützt es auch nichts, dass es 'Luciferon' heißt. Nicht jeder Versuch, etwas künstlerisch Abgefahrenes zu erzeugen, ist ja von Erfolg gekrönt.
Track zwei mit dem Titel 'Slow Pain Coming' erweckt dann schon eher die Aufmerksamkeit. Wie flüssige Lava quillt der Gitarrensound als Unterboden des Songs hervor, während ein kehlig schriller Gesang sich darüber setzt. Schwerfällig entpuppt sich eine erkennbare Melodie, die dem Song ein Gesicht gibt, eines, das im sich zu Schmerzgeschrei verwandelnden Gesang den Titel des Stückes versinnbildlicht. In ähnlicher Form schließt sich 'Hollow Devotion' an, ein unaufgeregter Titel, der allein durch den kreischenden Black-Metal-Gesang den Anspruch erheben kann, düster zu sein.
Überraschend ansprechend dann das Titelstück der Scheibe, welches durch Sprechgesag einer angenehm tiefen, rauen männlichen Stimme in den Song einführt, der sich sodann erneut schwerfällig im Schmerzgeschrei verliert.
Dieser Charakter setzt sich auch in den weiteren Stücken der misanthropischen Komposition fort. Eine Steigerung findet sich noch einmal mit 'Densetsu', Track sieben, der aufgrund seines gesteigerten Tempos eine ergreifendere Dynamik entfaltet, die dem etwas trüben Gesamtwerk gut tut. Leider flacht diese Steigerung mit dem abschließenden 'ScumDrug' wieder ab, bei dem sich der Eindruck festsetzt, der Mastermind habe sich hier in dem besessenen Versuch, unbedingt etwas künstlerisch Wertvolles, Herausragendes, besonders Bizarres schaffen zu wollen, ziemlich verzettelt. Das Finale grenzt an eine Hörerbelästigung.
Auch beim dritten Hördurchgang hat "Skandinavisk Misantropi" mein Leben nicht verändert. Und das wird sich auch nicht mehr einstellen. Maniacs neue Ideen lassen sich - wenn auch teils mühsam - hören. Sie gehen über stupides Geknüppel zuweilen hinaus, entfachen mithin auch Atmosphären der Düsternis, aber ein welt-oder szeneverändernder Schlag sind sie nicht. Angesprochen fühlen dürfte sich hier der experimentierfreudige Schwarzmetaller, der davon träumt, dass die eingefahrene Black-Metal-Szene noch einmal neue finstere Horizonte sprengt.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Erika Becker