SKYCLAD - Prince Of The Poverty Line
Mehr über Skyclad
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- CMM GmbH
- Release:
- 27.10.2017
- Civil War Dance
- Cardboard City
- Sins of Emission
- Land of the Rising Slum
- The One Piece Puzzle
- A Bellyfull of Emptiness
- A Dog in the Manger
- Gammadion Seed
- Womb of the Worm
- The Truth Famine
- Brothers Beneath the Skin
- Widdershins Jig
- Cradle Will Fall
Die Rückkehr des Prinzen der Armutsgrenze!
Vielleicht war es das schlechte Gewissen des Weltgeistes, dass ihn im Jahre 2017 dazu veranlasste, die ersten fünf SKYCLAD-Göttergaben neu veröffentlichen zu lassen. Angebracht wäre das, denn die Briten werden von einer breiten Mehrheit noch immer nicht als das wahrgenommen, was sie sind. Was das genau ist, verrate ich am Ende.
Nun aber erstmal zur vorliegenden Scheibe an sich. Vielen Fans gilt "Prince Of The Poverty Line" ja als schöpferischer Zenit dieser Band. Und dafür spricht auch einiges: Der ureigene Stil, den die ersten beiden, noch stark vom Thrash Metal geprägten Alben bereits erahnen ließen, fand in "Jonah's Ark" seinen Prototyp und erblickte eben auf Album Nummer Vier in Vollendung das Licht der Welt. Die Zutaten erscheinen heute wenig spektakulär und klingen doch anders, als es je eine andere Band könnte. Ein Fundament aus Thrash-Rhythmen trifft auf eine Melange aus Gitarre und Geige, was eine immer perfekte Balance aus ruppiger Härte und verspielten Melodien hervorbringt. Und als wäre das nicht bereits genial genug, thront über allem eine Stimme, die man aus tausenden treffsicher heraushören würde: Der wütende, skandierende und - bereits schon hier - teilweise zarte und klare Gesang von Martin Walkyier.
Wer glaubt, besser könnte es nicht werden, muss feststellen, dass eben jener auch noch der wohl begabteste englischsprachige Lyriker unserer Zeit ist. Und anstatt über epische Schlachten zu schwadronieren, prangert Walkyier in seinen Texten die Missstände der Realität an. So spricht er im Opener 'Civil War Dance' die Söhne und Töchter des Empire an, um ihnen die folgenden dreizehn Manifeste um die Ohren zu hauen. Dreizehn? Ja, dreizehn, denn neben dem bereits auf einigen Versionen des Albums enthaltenen, bockstarken 'Brothers Beneath The Skin' spendiert man uns hier noch zwei Live-Aufnahmen des Debüts: 'Widdershins Wig' und 'Cradle Will Fall' zeigen eindrucksvoll die enormen Live-Qualitäten der Briten.
Der Klang der remasterten Stücke ist etwas runder und voluminöser, rechtfertigt aber für Besitzer der Originale kaum einen Neukauf. Der könnte eventuell in den durchaus interessanten Linernotes zu finden sein, die anscheinend jemand so toll findet, dass man dafür die Liedtexte weggelassen hat. Vollkommen unverzeihlich, wenn es sich um SKYCLAD handelt!
Musikalisch bietet die Band auf "Prince Of The Poverty Line" jedenfalls abwechslungsreiche Kost vom Feinsten: langsam und bedrohlich-hypnotisch in 'Womb Of The Worm', harsch und vorwärtstreibend bei 'A Bellyfull Of Emptiness', hymnisch mit 'A Dog In The Manger' (wer bei diesem Refrain nicht dahinschmilzt, ist schon tot, innerlich...) und pfeilschnell beim Opener. Nie hat man dabei das Gefühl, irgendein Riff schon mal gehört zu haben, eine Gesangslinie bereits zu kennen. SKYCLAD ist bandgewordene Innovation. Auch nach dem zehnten Durchlauf offenbaren sich bis dahin überhörte Details und so oft muss man dieses Album allein schon deshalb rotieren lassen, um alle lyrischen Juwelen zu entdecken. Zum Beispiel im ungewöhnlichen 'Land Of The Rising Slum', das einen mit seiner exotischen Gesangslinie und dem percussionlastigen Rhythmus nicht wieder loslässt. Darin unterscheidet es sich im Übrigen nicht vom gesamten Album, das bis dato tatsächlich den Höhepunkt von SKYCLAD darstellt. So, und genau so, muss Folk Metal klingen.
Warum trotzdem nicht die volle Punktzahl? Nun, ein viertel Punkt wird für die Frechheit mit den Lyrics abgezogen und ein weiteres Viertel, damit für die nachfolgenden Alben noch Platz nach oben ist, auf denen sich die nachweislich beste Band der Welt nochmal deutlich steigern konnte. q.e.d.
Anspieltipps: A Dog In The Manger, Land Of The Rising Slum, Brothers Beneath The Skin
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp