SLAYER - Repentless
Mehr über Slayer
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 11.09.2015
- Delusions Of Saviour
- Repentless
- Take Control
- Vices
- Cast The First Stone
- When The Stillness Comes
- Chasing Death
- Implode
- Piano Wire
- Atrocity Vendor
- You Against You
- Pride In Prejudice
Das Warten hat ein Ende
Im goldenen Spätsommer 2015 veröffentlichen drei absolute Szeneheroen ihre neuen Alben und richten die gesamte Aufmerksamkeit der Metal-Landschaft gänzlich auf sich. Zugegeben, "Bad Magic" kickt trotz Lemmys Gesundheitszustand noch manche 'asses' und die MAIDEN-Jünger jubeln sowohl aufgrund einiger Glanzmomente auf "The Book Of Souls" als auch wegen Dickinsons vollständiger Genesung. Doch wie sieht es mit der dritten Legende im Bunde aus? Kann SLAYER die immens hohen Erwartungen, die diese Veröffentlichung seit Wochen und Monaten hegt, auch erfüllen? Findet diese abolute Institution zur einstigen Macht zurück? Ist "Repentless" dieser entscheidende Schritt in die richtige Richtung, die zwar die letzten Jahre nicht vergessen lässt, aber zumindest für geraume Zeit in den Hintergrund drängelt?
Arayas Nackenprobleme und der Rosenkrieg mit Lombardo waren das eine, doch als Jeff Hanneman im Mai 2013 verstarb, stand die Welt für einen Augenblick lang still und SLAYER blickte in eine ungewisse Zukunft. Doch nun, zwei Jahre später, scheint die einstige Thrash-Lawine mit neuem, verfestigten Line-up wieder eine Konstante zu haben. Holt scheint den Herrschaften King und Araya wieder Feuer gegeben zu haben und mit Bostaph verprügelt eh ein alter Bekannter sein Drumkit im Hintergrund. Subjektiv gesehen zeigten Auftritte der jüngsten Vergangenheit, dass die Flamme wieder lodert und darauf brennt, wie ein gesamter Flächenbrand alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellt. Ist SLAYER also wieder da und kann stolze sechs Jahre nach "World Painted Blood" in puncto neuer Musik überzeugen?
'Delusions Of Saviour' illusioniert uns eine heile Welt und offenbart uns früh das Innere dieser Finsternis. Holt und King eignen sich dabei bestens als diabolische Torwächter. Danach startet Operation "Titelverteidigung" mit zwei urtypischen SLAYER-Songs, bei dem die einst so geliebte "Run or die!"-Stimmung fest das Heft in der Hand hält. Soll heißen, dass sowohl das Titelstück als auch das nicht weniger überzeugende 'Take Control' vom Hörer Besitz ergreifen, wenn man auch nur einen Gedanken an Stillstand verschwendet. Rennt also um euer Leben, die Atmosphäre auf "Repentless" wird schon früh angeheizt. 'Vices' hingegen nimmt zwar mit der Zeit erst an Fahrt auf, entfaltet jedoch bei voller Lautstärke – ähnlich wie die frech vor sich hin grinsende 'When The Stillness Comes'-Fratze – seine enorme Wirkung. Speziell bei Letztgenanntem wird die Thrash-Keule zum Ende hin enorm geschwungen. Auch 'Implode' war im Vorfeld bekannt, macht im gesamten "Repentless"-Kontext aber eine gute Figur, das Hanneman-Vermächtnis 'Piano Wire' ist der wahrgewordene Wahnsinn, wie er im "Seasons In The Abyss"-Buch steht und 'You Against You' hat ein enorm geglücktes Riff, das den Song merklich aufwertet.
Daneben gibt es auf "Repentless" jedoch auch Kostproben, die ihr Potential nicht gänzlich ausschöpfen: 'Cast The First Stone' findet nicht den erwünschten Zugang, 'Chasing Death' groovt lediglich "ganz nett" umher, bei 'Atrocity Vendor' vermisse ich das Zünglein an der Waage und der Abschluss 'Pride In Prejudice' zwinkert bei den zähflüssigen Passagen penetrant in die Belanglosigkeit.
Jedoch muss man der Mannschaft zugute halten, dass sie ihren jeweiligen Job erfüllt: Arayas Brüllen passt sich der Riffgewalt King/Holt gut an, Bostaph hat das Trommeln auch mit der Muttermilch aufgesogen und als Ganzes kommt die Maschinerie die meiste Zeit über gut ins Rollen. Man darf nur nicht den Fehler machen und zweite Teile der 1980er-Offenbarungen erwarten. Per se ist "Repentless" definitiv besser und gewaltiger als "Christ Illusion" und "World Painted Blood", auch wenn – wie aufgezeigt – noch nicht alles Gold ist, was glänzt. So braucht der SLAYER-Jünger eine gewisse Anzahl an Durchgängen, bis "Repentless" mit seiner teuflische Botschaft eingedrungen ist, bis sich die Songs mit Vehemenz in die Gehörwände gehämmert, bis sich SLAYER musikalisch wieder in die Köpfe der Gefolgschaft musiziert hat. So sorgen summa summarum viele Songs und Auftritte - wie der letztjährige W:O:A:-Gig, bei dem die Lawine trotz ausbaufähiger Lautstärke ins Rollen kam - dafür, dass SLAYER anno 2015, im Jahre 29 nach "Reign In Blood", wieder Thronansprüche stellen darf.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp