SLOUGH FEG - Atavism
Mehr über Slough Feg
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Cruz Del Sur /Alive
- Release:
- 11.05.2005
- Robustus
- I Will Kill You/You Will Die
- Portcullis
- Hiberno-Latin Invasion
- Climax Of A Generation
- Atavism
- Eumaeus The Swinehead
- Curse Of Athena
- Agnostic Grunt
- High Season V
- Starport Blues
- Man Out Of Time
- Agony Slalom
- Atavism II
Es gibt Bands, da ist die Vorfreude auf ein neues Album so groß, dass man mit zittrigen Fingern und einem mulmigen Gefühl in der Magengegend gebannt unterm Kopfhörer hängt und erwartungsvoll den ersten Takten entgegenfiebert, weil man weiß, dass man nicht enttäuscht werden wird. Der Grund ist einfach: Die Band hat es einfach bislang noch nicht hinbekommen, einen mittelmäßigen Song zu schreiben. Auf allen bisherigen Werken ist man konsequent einem Weg gefolgt, hat sich trotzdem weiterentwickelt und klang immer frisch und kraftvoll. Eine dieser seltenen Bands hört auf den langen Namen THE LORD WEIRD SLOUGH FEG oder kurz einfach SLOUGH FEG.
Genauso hockte ich also vor meiner Anlage und wurde bereits von den ersten Takten des instrumentalen Intros 'Robustus' in meiner Meinung bestätigt. Das war der Sound, den ich hören wollte. So klingen nämlich nur SLOUGH FEG: warm, auf eine sympathische Weise altbacken und gleichermaßen unverbraucht. Da benötigt man nicht einmal das individuelle Organ von Frontmann Mike Scalzi, da reichen einige Sekunden purer Musik und schon weiß man, wer einem da die Zeit versüßt. Doppelläufige Gitarren, die mal an selige MAIDEN-Frühwerke, mal an härtere THIN LIZZY erinnern, dominante Bassarbeit, die im transparenten Klang immer sehr viel Freiraum hat, und irrwitzige Trommelwirbel, die auch vor kauzigen Breaks nicht Halt machen. Hier klingt alles wie aus einem Guss. Homogen, teamdienlich, durchdacht und doch nicht konzipiert. Musik aus dem Kopf in den Bauch.
Werden wir aber mal konkret. 'Atavism' ist eine musikalische Rückbesinnung auf 'Twilight Of The Idols', ohne dabei in irgendeiner Art dieses Meisterwerk zu kopieren. Weg von Science-Fiction-Themen des letzten Albums 'Traveller', das offensichtlich einigen Anhängern der Band zu melodisch und gradlinig war, hat man sich dieses Mal einer komplett anderen Thematik gewidmet. Titel und Covergestaltung lassen es schon erkennen: Es geht um die menschliche Entwicklung. Mehr will ich noch nicht verraten, da es hierzu auch noch ein Interview mit Mike geben wird.
Die insgesamt 14 Titel bilden eine konzeptionelle Einheit, die sich auch darin widerspiegelt, dass die Nummern häufig ohne Pause ineinander übergehen. So hat man anfänglich den Eindruck, nur einen sehr langen Song gehört zu haben. Der angenehme Nebeneffekt ist aber, dass man völlig versinken und in eine andere Welt abtauchen kann. Die musikalische Vielfalt, die SLOUGH FEG auf diesem Album entfalten, ist allerdings atemberaubend. Während der ersten fünf Nummern gibt es im fröhlichen Galopp abwechselnd zwischenspielende Instrumentals, die mit aberwitziger Energie über den Hörer hereinbrechen, und typische SLOUGH FEG-Kost. Der Titelsong hingegen verzückt dann mit akustischen Klampfen und einer unfassbaren Sangesleistung von Frontpoet Mike. Der beinahe aufkommenden Lagerfeuer-Romantik wird natürlich ein abruptes Ende beschert, als 'Emaeus The Swinehead' von der Leine gelassen wird. Schwermütig stampft er über die Einöde und unter seinen gewaltigen Schritten bebt die Erde. So erst einmal in Wallungen gebracht, feuern SLOUGH FEG während der zweiten Hälfte ein Feuerwerk an Ideenreichtum und Wahnwitz ab, dass mir beinahe schwindelig wird. Das ist purer Heavy Metal in seiner reinsten Form. Immer wieder pumpen mächtige Riffs energische Adrenalinwellen aus den Boxen, immer wieder überraschen ruhige Momente und immer wieder bin ich aufs Neue völlig begeistert.
Für alteingeschworene Freaks gibt es auch mal wieder eine kurze Fortsetzung von 'High Season' und beim altmodischen 'Starport Blues' darf der Mittdreißiger auch mal beschwingt mit den Hüften wackeln, bevor man bei 'Man Out Of Time' eine kurze Verschnaufpause einlegt. Diese hat man allerdings auch nötig, um die finale Doppelkeule ohne Halsmuskelverspannung zu überstehen. Hier drückt das Quartett noch mal auf alle verfügbaren Tuben und zelebriert ein ekstatisches Geschrammel der Extraklasse. Vor allem das abschließende 'Atavism II' umreißt noch einmal alle Facetten des Albums im Schnell(!)durchlauf und hinterlässt einen seligen Rezensenten, der ahnt, in naher Zukunft kaum ein besseres Album dieses Genres serviert zu bekommen.
Anspieltipps: Atavism (I+II), Man Out Of Time, I Will Kill You/You Will Die, Eumaeus The Swinehead, Curse Of Athena
- Redakteur:
- Holger Andrae