SODOM - Agent Orange
Mehr über Sodom
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 01.06.1989
- Agent Orange
- Tired And Red
- Incest
- Remember The Fallen
- Magic Dragon
- Exhibition Bout
- Ausgebombt
- Baptism Of Fire
- Don't Walk Away (TANK-Cover)
- Incest (Live)
- Agent Orange (Live)
- Tired And Red (Live)
- Remember The Fallen (Live)
- Ausgebombt (Live)
- Ausgebombt (German Version)
SODOM muss ich wohl nicht mehr groß vorstellen. So ziemlich jeder von euch dürfte die Kultfigur Tom Angelripper und seine Kapelle zumindest vom Hörensagen kennen und viele werden auch das eine oder andere Album der Thrashveteranen aus Gelsenkirchen in ihrem Regal stehen haben, wenn nicht gar das komplette Backprogramm. Wenn man unter den Fans nachfragt, was denn nun das beste Album der Band sei, bekommt man zwar nicht immer, aber doch sehr oft dieselbe Antwort, die auch ich geben würde: "Agent Orange".
Sicher lässt sich darüber streiten, ob nicht spätere Werke ausgereifter und anspruchsvoller sind oder einen besseren Sound haben, etc. Aber was die Sodomiten auf ihrer dritten vollständigen Scheibe abgeliefert haben, ist ohne jeden Zweifel einer der Höhepunkte ihres kompositorischen Schaffens. Warum? Nun, ganz einfach, weil von den acht Eigenkompositionen auf "Agent Orange" schon mal mindestens 75 Prozent unanfechtbare Klassiker der Bandgeschichte sind. Sei es das eröffnende Titelstück mit seinen sehr prägnanten Versen und einem ebensolchen Refrain, das nach einem stampfenden Intro im Midtempo mächtig an Dampf zulegt, oder das straight runtergeknüppelte 'Tired And Red'. Ebenso das Blastinferno 'Incest' oder die stampfende Hymne 'Remember The Fallen' mit ihrem schönen Solo und dem ansprechenden kriegskritischen Text: Hier ist so ziemlich jeder Song ein Volltreffer, und dabei habe ich das getragene und endlos düstre 'Magic Dragon' mit seinem Geschwindigkeitsausbruch im zweiten Teil und natürlich den Überklassiker 'Ausgebombt' noch gar nicht erwähnt. Das abwechslungsreiche 'Exhibition Bout' und das dramatische 'Baptism Of Fire' sind im Prinzip kein Deut schlechter, haben nur keine ganz so eingängigen Refrains wie die "Hits" des Albums. Abgerundet wird die Scheibe von dem netten Cover zu 'Don't Walk Away', mit dem SODOM den Herrschaften von TANK huldigen, die zusammen mit MOTÖRHEAD und VENOM zu den deutlich hörbaren Einflüssen der Band gehörten und SODOM im Vergleich zu den anderen deutschen Thrashgrößen eine deutlich rock'n'rollige Schlagseite verpassten.
Was "Agent Orange" neben dem erstklassigen Liedgut zum Klassiker macht, ist, dass SODOM nach ihrer an VENOM angelehnten okkultistischen Frühphase nun endgültig ihr eigenes lyrisches Terrain gefunden hatten und sich dadurch vom Black-Metal-Image lösen konnten. Das geniale Marshall-Artwork und die meist sehr kritischen, fast schon pazifistischen Texte zum Thema Krieg - insbesondere zum Vietnamkrieg - sind noch heute aktuell und untrennbar mit SODOM verbunden, so dass es für mich eindeutig "Agent Orange" ist, das SODOM zu einem unverkennbaren Markenzeichen gemacht hat und schon deshalb in jede ordentlich sortierte Thrash-Metal-Sammlung gehört, sofern der geneigte Thrasher keine generelle Abneigung gegen Tom & Co. hat.
Nachtrag 2010:
Zweiundzwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung dieses Klassikers hat das Label die Scheibe als schmucken Digipack neu aufgelegt, der mit einem üppigen, schön aufgemachten Booklet sowie mit einer Bonus-CD glänzt, die fünf der Stücke des Albums in gelungenen Liveversionen aus unterschiedlichen Jahren enthält, sowie die nur auf der gleichnamigen Single enthaltene deutschsprachige Version zu 'Ausgebombt'. Wer dieses Manifest des teutonischen Thrash Metals noch nicht sein Eigen nennt, der muss spätestens hier zuschlagen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle