SOILWORK - Stabbing The Drama
Mehr über Soilwork
- Genre:
- Melodic Death
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 28.02.2005
- Stabbing The Drama
- One With The Flies
- Weapon Of Vanity
- The Crestfallen
- Nerve
- Stalemate
- Distance
- Observation Slave
- Fate In Motion
- Blind Eye Halo
- If Possible
Mit Spannung erwartet, liegt nun endlich der neue Rundling unserer Schweden-Faves SOILWORK vor mir. Obwohl ich kein ausgesprochener Fan von allzu modernen Klängen bin, gehört der Fünfer seit einiger Zeit zu den Bands aus diesem Genre, welche aufgrund ihrer hohen Variabilität und der exzellenten Songaufbauten selbst einem eingefleischten Old-School-Maniac wie mir sehr zusagen. Gut, während nicht wenige die Frühwerke bevorzugen, hat mich erst das letzte Werk "Figure Number Five" so richtig begeistern können. Die darauf enthaltenen Nummern zündeten einfach sofort, verloren aber auch nach mehrfachem Durchlaufen nicht ihren Reiz. Ganz im Gegenteil: Kracher wie der brachiale Titeltrack entfalteten erst mit der Zeit ihre volle Durchschlagskraft und verstehen es auch heute noch, Freude im CD Player zu verbreiten. Aber besagtes Album hatte natürlich auch weitaus melodischeres Material am Start und konnte mit Hits wie 'Rejection Role' oder 'Light The Torch' aggressivste Singalong-Killer zu Tage fördern.
Die Frage ist nun: Gelingt es den Jungs mit Neuzugang Dirk Verbeuren (ex-SCARVE) hinterm Drumkit, dieses Album zu toppen und ihren bislang konstant aufwärts zeigenden Qualitätslevel noch einmal zu steigern?
Bevor ich versuche, diese Frage zu beantworten, beleuchten wir erst einmal die auffälligsten Merkmale von "Stabbing The Drama": Da hätten wir wiederum einen wuchtigen Sound, der für meine Bedürfnisse allerdings eine etwas aggressivere Klampfe vertragen könnte. Gerade im direkten Vergleich zum Vorgänger empfinde ich hier eine leichte Tendenz zu Gunsten von mehr Keyboards. Als nächstes bestechen einige ultraeingängige Hooks und Refrains, die bereits nach dem ersten Durchlauf Lust auf mehr machen. Man spürt sofort, dass SOILWORK als Einheit immer geschlossener klingen und als Songwriter mit ihrer Musik wachsen. Letztes offensichtliches Merkmal ist der deutlich variablere Gesang von Björn 'Speed' Strid, der mich mehrfach ziemlich fassungslos macht. Aber jetzt mal im Detail:
Gleich der eröffnende Titeltrack macht deutlich, welche Band wir hier hören. Alle geliebten Trademarks werden zu einem amtlichen Eröffnungskracher kombiniert. Stakkato-Riffs, wütende Shouts, die sich mit melodischen Backings und einschmeichelnden Keyboards duellieren. Im nachfolgenden 'One With The Flies' legen die Jungs noch einige Bricketts nach und drücken mächtig nach vorne. Mit 'Weapon Of Vanity' ist SOILWORK der erste absolute Ohrwurm gelungen. Diese Nummer fräst sich mit seinem hervorragenden Chorus und dem herrlich treibenden Midtempobeat sofort in die Gehörgänge und will dort auch lange Zeit nicht wieder weg. Wer nun an Mainstream denkt, ist bei den Schweden natürlich komplett falsch gewickelt. Denn selbst in so einer melodischen Keule verbraten die Jungs einen fiesen Knüppelpart, der so richtig auf die Ohren gibt. Bei 'The Crestfallen' will ich meinen Lauschern nicht recht trauen. Der Gesang bei dieser Nummer sprengt den selbst gesetzten Rahmen. Hier reicht das Spektrum von hasserfüllten Brüllorgien bis zu hochsensiblen Gänsehautgesangslinien. Hut ab! 'Nerve' entpuppt sich ohrenscheinlich zur amtlichen Single. Hitklasse 1A! Bevor nun wieder genörgelt wird, dass die Jungs auswimpen würden, knallt uns das wütende 'Stalemate' um die Löffel. Hier bekommen wir leichten Nu-Metal-Schlag, kombiniert mit schlauen Melodien, geboten. Das ergibt natürlich erstklassiges Futter für Zappelbuden. Während man mit 'Distance' wieder typisches SOILWORK-Material abliefert, überrascht 'Observation Slave' mit einem unpeinlichen Keyboardteppich, der diesem Hook-Monster einen extrem voluminösen Klang verleiht. Über allem thront wieder 'Speed' mit einer extravaganten Gesangsleistung. 'Fate In Motion' schleicht sich dann behutsam von hinten an, um nach wenigen Takten aggressiv-bollernd über den nichts ahnenden Hörer hereinzubrechen. Auch hier verschmelzen moderne Sounds mit traditionellen Trademarks und machen diese Nummer zu einem großen Ohrenschmauß. Das abschließende Doppel zeigt dann noch mal alle Merkmale dieser innovativen Truppe. 'Blind Eye Halo' wird mit seinen Blastbeats alle Hardcore-Freaks zur Ekstase bringen und 'If Possible' erscheint wiederum mit eingängigen Melodien.
Ihr merkt es schon, mir gefällt "Stabbing The Drama" ausgesprochen gut. Hatte ich anfänglich den Eindruck, es würde dem Album im Vergleich zum Vorgänger etwas an Abwechslung mangeln, so muss ich nach etlichen Durchläufen sagen, dass SOILWORK mit diesem Werk sicherlich noch etliche Fans hinzugewinnen werden. Auch wenn es jetzt keinen musikalischen Quantensprung gab, ist es der Truppe gelungen, den mit dem Vorgänger eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu gehen und diesen zu verfeinern. Klar, Freunde der Frühwerke werden über mangelnde Brutalität klagen. Aber SOILWORK waren und sind meilenweit davon entfernt, sich über diesen Begriff allein zu definieren. Die Schweden entwickeln sich weiter und bauen nach meiner Meinung lediglich bereits zu erahnende Elemente der ersten Rundlinge immer besser aus. So klingt man halt auch immer differenzierter. Wem das nicht gefällt, kann sich ja an ¾-Taktern erfreuen. Jedem das Seine, mir noch mehr SOILWERK!
Ach ja, die limitierte Erstauflage wird mit 'Wherever Thorns May Lay' einen Bonustitel enthalten und die japanisch Scheibe mit 'Killed By Ignition' gar noch einen zweiten Extra-Titel beinhalten.
Anspieltipps: Nerve, Weapon Of Vanity, Stalemate, Blind Eye Halo
- Redakteur:
- Holger Andrae