SONIC REIGN - Raw Dark Pure
Mehr über Sonic Reign
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Sovereignty Productions
- Release:
- 27.07.2006
- Deceit Doctrine
- Fucked Up But Glorious
- Reminiscence Of Imperial Wrath
- The Martyr Urge
- Salt
- Tyrant Blessed
- To Rebel And To Fail
- Raw Dark Pure
Wenn du verhindern willst, dass dir ein Label in den künstlerischen Prozess reinredet oder in die Tasche langt, gründest du dein eigenes. Dieser Maxime sind auch SONIC REIGN gefolgt. Für ihr "Raw Dark Pure"-Debüt (vorausgegangen war die EP "The Decline Portait" im Jahr 2004) haben sie die Plattenfirma Sovereignty Productions aus der Taufe gehoben – Pech für alle Mitbewerber, die nicht mit diesem Teil bemustert wurden (dass die Scheibe überall auf Ablehnung gestoßen ist, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen).
Zur stilistischen Einordnung des Rundlings wird vermutlich in jedem Review der Name SATYRICON fallen, weshalb ich das gleich zu Beginn abhake, die öden Originalitätsdiskussionen der Erbsenzähler-Gemeinde überlasse und direkt zur großartigen Musik komme. Die Deutschen verbinden Black-Metal-Raserei mit (niemals zum Selbstzweck verkommender) Progressivität und stricken daraus Songs, die den Hörer in ein dunkles Paralleluniversum entführen, in dem es nicht darum geht, durch den Wald zu rumpeln, die Tannen anzukläffen und das Ganze mit 'nem Kassettenrekorder aufzunehmen, sondern um Kunst – druckvoll-roh produziert und treffsicher. Dass man es dabei dennoch und ohne jeden Zweifel mit Schwarzheimer-Sounds zu tun hat, macht der Knüppel-Opener 'Deceit Doctrine' unmissverständlich klar. Weite Teile der Konkurrenz dürften bei Kontakt mit diesem Sturm blass um die Nase werden, und gleichzeitig sorgt die Nummer dafür, dass man sich umgehend in der unbehaglichen Welt von "Raw Dark Pure" wiederfindet (nicht umsonst heißt es im Refrain: "Descend into the void"). Ein Entkommen gibt es nicht, da die folgenden Tracks immer weiter in die entlegenen Winkel führen. Die unglaublich packenden 'Reminiscence Of Imperial Wrath' und 'The Martyr Urge' sowie das düster-vertrackte Epos 'To Rebel And To Fail' sind nahezu perfekt und offenbaren bei jedem Durchlauf neue Details. Trotzdem klingt alles spontan, leidenschaftlich und völlig unverkrampft – kompositorische Klasse statt Gepose und Gelaber.
Mit diesem tollen Erstling muss sich das deutsche Duo vor keiner Black-Metal-Kapelle dieses Planeten in den Staub werfen. Und deshalb sollte sich die Zielgruppe, die Musikalität zu schätzen weiß, ohne deswegen gleich auf (zahlreiche) Schallgeschwindigkeits-Parts verzichten zu müssen, schleunigst über http://www.sovereignty-productions.de/ an das Label bzw. die Combo wenden, da die Platte in Ermangelung eines Vertriebspartners erst mal nur dort zu bekommen ist. Unschlüssige werden von den MP3s auf der Bandhomepage überzeugt. Knaller!
Anspieltipp: Das Album hört man am Stück.
- Redakteur:
- Oliver Schneider