SORROW, THE - Origin Of The Storm
Mehr über Sorrow, The
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Drakkar Records / Sony BMG
- Release:
- 27.02.2009
- Apnoia
- Where Is The Sun?
- My Immortal Guardian
- Scars
- Eyes Of Darkness
- Raising The Devil
- Anchor In The Storm
- From This Day On
- Heaven Is No Place For Us
- Tempestuous
Old School Metalcore RULES! Oder: Der harte Weg vom modernen Trend zum selbstständigen Kulturgut.
Tja, Metalcore oder Modern Metal ist doch nicht immer Modernismus, Trendsettertum und ein Gewebe kurzlebiger Allmachtsphantasien, wie ich es im Zusammenhang meiner Rezension zu ARCHITECTS "Hollow Crown" erwähnt hatte. Metalcore kann auch einfach eine schlichte, nicht mehr als sie selbst sein wollende Variante modernen Schwermetalls darstellen, die emotionalisieren, euphorisieren und zu ungezählten Jubeleien führen soll und dies gewiss auch aufs Allerpotenteste vermag. Mit "Origin Of The Storm" von Österreichs beliebtestem Exportschlager THE SORROW wird dem Gesuch nach pogenden Irrsinn, supertighten Headbanging-Attacken und latent hymnenhaftigen Zündstoff modernistischer Natur auf jeden Fall voll entsprochen! Die schon auf "Blessings From A Blackened Sky" festzustellenden Stärken wurden auf dem hier vorliegenden Werk weiter ausgebaut und nach den Gesetzen konzentrischer Feinschmeckerei in die rechten Bahnen gelegt, ohne dabei in Richtung aktueller Modephänomene und Stilkoryphäen wie dem Deathcore zu schielen.
THE SORROW bleiben einfach THE SORROW, wahren ihr Gesicht und obgleich der schon zu Debützeiten unterschwellig anzumerkende KILLSWITCH ENGAGE-Touch auch auf dem Silberling aus dem Jahre 2009 sicherlich nicht zu leugnen ist, kann man hier doch schon lange nicht mehr von einer bloßen Kopie oder mimetischen Schauspielerei sprechen, dafür sind die Arrangements doch einfach gänzlich anders gestrickt, der instrumentalistische Fluchtpunkt ist im Tongebilde ein anderer und etwas europäischer: mehr Melodic Death Metal, mehr Saitengeschwurbel, mehr Powerriffgeknarze und natürlich mehr bühnen- und heimanlagentaugliche Klavier getragene Theatralik. Besonders die Clean-Gesangs-Passagen entbehren in meinen Ohren jeglichen Kitsches, was für den Millenium-Metalsound kaum vorstellbar ist, doch THE SORROW realisieren tatsächlich dieses seltene Kunststückchen und überholen damit die ach so sich selbst stereotypisierende Konkurrenz. Selbstredend ist die individuell patentierte Metalcore-Klarheit der Österreicher gewiss tendenziell popgeschwängert, nichtsdestotrotz ist’s wohlig zu hören wie angenehm, unbeschwert und weich hier im Kontrast zur Beatdown basierten Heavyness zu Werke gegangen wird.
Gerade auch die Schlichtheit der Lyrics, welche gänzlich auf antiklerikale Predigten und desillusionierende Politisierungen der akademischen oder wahlweise auch pseudoakademischen, verwissenschaftlichten Art verzichten und sich vielmehr mit zwischenmenschlichen Problematiken, wie sie nahezu ein jeder von uns zu erleben scheint, auseinandersetzen, komplettieren das Gesamtbild eines Albums, das einfach nur Berührung und Anreiz zur Ekstase bietet. Auch mit Reminiszenzen an JUDAS PRIEST (siehe dazu den Refrain zu 'Raising The Devil') und augenzwinkernden Göteborg-Trademarks weiß das Quartett seinen Sound aufzufrischen und jenen für zukünftige Luft nach oben zu pasteurisieren. Geil!
Fazit: Den Ruf als Österreichs erfolgreichste Metalband überhaupt zu gelten, bauen THE SORROW mit "Origin Of The Storm" weiter aus und beweisen, dass sie außerhalb von World-Wide-Web-Trendlebigkeit und Mp3-Kurzschlussquickies ihren Podestplatz in Zukunft sicherlich beibehalten werden dürfen – ganz ohne volksbeliebtes Emo- und Deathcore-Gehabe. Man ist gar versucht zu hinauszubrüllen: Old School Metalcore RULES!
Anspieltipps: 'Where Is The Sun?', 'My Immortal Guardian', 'Raising The Devil', 'Collector Of Tears'
- Redakteur:
- Markus Sievers