SOUL DEMISE - Blind
Mehr über Soul Demise
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Remedy / Soulfood
- Release:
- 23.05.2005
- Still Alive
- My Own Coffin
- Obtuse
- Ignore The Truth
- Hallucination
- Hope Of Salvation
- Mirror Of Thoughts (Instrumental)
- Draw A Conclusion
- True To Form
- Thirst Of Knowledge
- Perishing Blind (Instrumental)
Dass man schwedischen Death Metal auch in Deutschland spielt, ist ja bereits bekannt, und wie etwa FLESHCRAWL das deutsche Äquivalent für die alte Schwedenschule darstellen, stehen Bands wie FRAGMENTS OF UNBECOMING oder eben SOUL DEMISE in der Tradition des Göteborgstils. Dass ich die Band dennoch nicht in die heutzutage sehr populäre Schublade des Melodic Death einordnen würde, liegt daran, dass sich die Oberpfälzer zwar melodisch geben, aber keinesfalls derartig ausgiebige melodische Doppelläufe und Leads zum Besten geben, wie es in dieser Szene angesagt ist. Diese Elemente sind zwar vorhanden, dominieren aber nicht über die Härte und Aggression, so dass die treffendste Vergleichsgröße meiner Meinung nach AT THE GATES sein dürfte. Aber auch das thrashige Element der frühen THE HAUNTED klingt an manchen Stellen hörbar an.
So bleibt festzuhalten, dass die bereits 1993 als INHUMAN gegründete Band mit ihrem nunmehr dritten Studioalbum natürlich keine besonders innovative oder gar wegweisende Kost bietet und es sich inmitten eines durchaus stark frequentierten Metiers bequem macht. Um in diesem bestehen zu können, muss eine Band mangels großartiger Eigenständigkeit dann eben durch besondere musikalische Kompetenz und gutes Songwriting überzeugen, und genau das tut das Quintett hier. Vom melodischen aber dennoch thrashigen Opener 'Still Alive' mit seinen dezenten Referenzen an den Stockholm-Stil angefangen, über das hackende 'My Own Coffin' mit seinem starken ATG-Einschlag und die coolen Blastparts in 'Obtuse' bis hin zu den beiden Instrumentalen (einmal akustisch, einmal metallisch) und dem Doublebass-Monster 'Thirst Of Knowledge' musiziert die Band auf höchster Ebene, und vor allem die beiden Gitarristen schütteln sich messerscharfe Riffs und starke melodische Leads en masse aus den Ärmeln. Die Stakkati bei 'Draw Of Conclusion' sind ebenfalls aller Ehren wert. Gesanglich liegt Roman Zimmerhackel voll auf der Ideallinie des Genres, ohne aber in irgendeiner Weise besonders außergewöhnlich zu klingen. Die Mischung aus gemäßigten Growls und infernalischen Screams ist urtypisch für die Stilrichtung, und Roman gehört hierbei sicher zu den besseren Vertretern seiner Zunft, wobei aber klar ist, dass etwas eigenständigerer Gesang der Band höheren Wiedererkennungswert verschaffen würde.
Das schmälert jedoch in keiner Weise die Leistung von SOUL DEMISE und dank der unheimlich druckvollen und differenzierten Produktion von Jacob Hansen, der auch schon für seine Landsleute von ILLDISPOSED oder für HATESPHERE an den Reglern saß, dürfte "Blind" zwar kein neuer Klassiker, aber dennoch ein Referenzwerk für die aktuelle Death-Metal-Szene werden. Denn so stark diese Stilrichtung mittlerweile auch besetzt sein mag, es gibt neben den ganz großen Namen des Genres unheimlich wenige Bands, die auf diesem Niveau arbeiten. Sogar manche der Vorreiter der Szene dürften heuer Probleme bekommen, mit SOUL DEMISE mitzuhalten, da diese Band es schafft, zeitgemäß zu klingen, ohne dabei mit erzwungen modernen oder elektronischen Einflüssen anzukommen, die den alten Fans oft ein Gräuel sind. Sollte es so was wie eine alte Schule des modernen Death Metal geben, dann sind die fünf Jungs aus der Oberpfalz sicherlich eine der vornehmsten Adressen, und ich würde jedem Fan des Genres empfehlen, sich neben den obligatorischen alten Helden auch mal mit dem inzwischen nicht mehr ganz so jungen "Nachwuchs" zu befassen.
Anspieltipps: Still Alive, My Own Coffin, Thirst Of Knowledge
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle