SOULFLY - Enslaved
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2012
Mehr über Soulfly
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Roadrunner (Warner)
- Release:
- 09.03.2012
- Resistance
- World Scum
- Intervention
- Gladiator
- Legions
- American Steel
- Redemption Of Man By God
- Treachery
- Plata O Plomo
- Chains
- Revengeance
Das Thema Sklaverei regt die dunklen Gedanken an und bewegt Max Cavaleras SOULFLY dazu, mit "Enslaved" einen düsteren Extremmetal-Brocken einzuspielen. Groove-Metal ade?
Ambitioniertes haben sich SOULFLY auf ihrem mittlerweile achten Album vorgenommen. "Enslaved" ist ein Werk, das sich konzeptionell größtenteils mit dem Thema Sklaverei beschäftigt. Dass man bei dem Thema nichts Schönes erwarten sollte, dürfte klar sein, schon gar nicht von einer stets vorwärts peitschenden Groovemaschine wie Max Cavaleras SOULFLY.
Der musikalische Kopf hat seine Mannschaft anno 2011 nun gerade in der Rhythmus-Sektion komplett ausgetauscht und verzeichnet mit dem ex-BORKNAGAR-Drummer David Kinkade und einem gewissen Tony Campos (u.a STATIC-X) zwei Zugänge, die "Enslaved" gleich entscheidend prägen. Kinkade ist ein Name, den Hobbydrummer sich mal ganz schnell merken sollten, denn was der abliefert, ist à la bonheur.
Rasende, extrem präzise Doublebass- und Blastbeatattacken verpassen "Enslaved" einerseits ein sehr brachiales und technisches Klangbild, andererseits lassen sie immer wieder blackmetallische Atmosphäre entstehen. Dazu kommen satte, fiese und immer wieder dissonante Gitarrenriffs und dunkle Soundteppiche, die an FEAR FACTORYs "Demanufacture" erinnern. Und das erstaunt mich zum Teil doch sehr!
"Enslaved" ist wirklich ein richtiges Extremmetal-Album mit einer furchtbar düsteren Atmosphäre geworden. Die Musik erzählt hier sicherlich keine Heldengeschichten, sondern spiegelt vielmehr das Leiden, den Hass und die Ohnmächtigkeit der Versklavten wieder. Trotz aller (thematischen) Ausweglosigkeit bieten SOULFLY kein stumpfes Hassgeboller, nein, jeder Song ist sehr intelligent ausarrangiert, man gibt sich neben aller Brachialität verspielt und verschachtelt, variiert das Tempo, zieht es geschickt zurück, verzögert, nur um den nächsten Blastausbruch umso brachialer zu gestalten. Bisweilen spinnt man sogar ein paar stilfremde Elemente wie Sitarsounds und Flamencogitarren ein. Das macht Spaß und Freude beim Hören, selbst wenn man mit Extremmetal nicht so gut Freund ist. Streitbar ist allerdings nach wie vor Herr Cavalera selber, dessen stumpfer Brüllgesang sicher Geschmacksache ist, für meinen Geschmack auf Dauer aber immer zu monoton wirkt.
Doch was sagt nun ein richtiger SOULFLY-Fan zu dieser Entwicklung? Einer, der sich als solcher bezeichnet (ein Kollege von mir), bemängelt den starken technischen Aspekt der Musik und die vielen verschachtelten Songstrukturen, die für ihn den weniger gelungenen Versuch darstellen, experimentell zu klingen und er wünscht sich für die Zukunft wieder mehr das Rohe und Primitive zurück ('Back to the primitive'!). Dennoch findet er auf "Enslaved" groovige Abrissbirnen wie 'Gladiator' oder das portugiesisch gesungene 'Plata o plomo', die auf den Sommerfestivals sicher wieder die Massen in Bewegung setzten und tausende hüpfende, schweißgetränkte Headbanger in Verzückung setzten werden. Diese müssen allerdings in ihrem Wohnzimmer beim vollen Genuss von "Enslaved" ein bisschen mehr kauen und denken als sonst. Schaden wird’s sicher nicht!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Thomas Becker