SPECTRAL VOICE - Sparagmos
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/24
Mehr über Spectral Voice
- Genre:
- Funeral Doom
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Dark Descent Records
- Release:
- 09.02.2024
- Be Cadaver
- Red Fest Condensed Into One
- Sinew Censer
- Death's Knell Rings In Eternity
Zäh, morbide, anstrengend - und doch stark!
Mit ihrem Debütalbum "Erroded Corridors Of Unbeing" konnten die Herren von SPECTRAL VOICE im Underground einige Wellen losbrechen. Die Scheibe wurde trotz oder gerade wegen ihres eigenwilligen Ansatzes extrem gefeiert und gehört laut mancher Expertenmeinung zu einer der wichtigsten Erscheinung in der letzten Dekade des Funeral Dooms. Hierüber lässt sich im Nachhinein sicherlich streiten, allerdings hat die Band in der Folge einen regelrechten Kultstatus erreicht, der womöglich auch zu gewissen Teilen daher rührt, dass sie um ihren weiteren Werdegang ein ziemlich großes Geheimnis gemacht hat.
Mit der Veröffentlichung von "Sparagmos" macht man nun endlich wieder auf sich aufmerksam und bestätigt, dass die lange Pause zwischen den beiden Releases - immerhin liegen stolze sieben Jahre dazwischen - nicht gleichbedeutend mit dem Exitus ist. Im Gegenteil: SPECTRAL VOICE hat das neue Material langsam reifen lassen, sich dabei auch so manches Mal an das Tempo der Kompositionen geklammert und letztlich vier Songs komponiert, die die gesamte ätzende Abartigkeit des Genres (und das ist nicht negativ besetzt) reflektiert. Die Truppe aus Colorado bleibt im extremen Slow-Motion-Modus unterwegs, zelebriert jedes dreckige Riff, paart sich hier und dort auch gerne mal mit der Sludge-Anverwandtschaft, legt aber den Schwerpunkt noch deutlicher auf die brachiale Ausdruckskraft des Death Metals, der auf "Sparagmos" weitgehend federführend ist.
Die Zugänglichkeit der neuen Stücke bleibt derweil wiederholt schwierig, weil die Herrschaften ihre Songs gerne über die magische Zehn-Minuten-Grenze hinaus strecken, dabei immer nur minimale Variationen in den Arrangements vornehmen und dabei so stur an ihrem eingeschworenen Kurs festhalten, dass die Zielgruppe auch auf dem zweiten Full-Length-Release wahrscheinlich recht reduziert bleiben wird. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass SPECTRAL VOICE keine beeindruckenden Nummern komponiert. Im Gegenteil: Die schleppende Walze, die in 'Death Knell Rings In Eternity' im ersten Gang plättet, überzeugt mit ihrer ultimativ morbiden Atmosphäre und kann im gesamten Genre als Blaupause dafür verwendet werden, wie man finsteren, räudigen Doom in seine Einzelteile zerlegen kann, ohne dabei den Fluss zu stören. Und auch der ebenfalls überlange Opener 'Be Cadaver' lässt lange auf das rabiate Inferno warten, welches dann aber im Schlussteil doch noch ausbricht und die beklemmende Spannung kurzzeitig löst. Lediglich im etwas kürzeren Midtempo-Brocken 'Sinew Censer' und im brachialen, teilwweise sogar pfeilschnellen 'Red Feast Condensed Into One' verlässt die Band für ein paar Augenblicke den eingeschlagenen Kurs, zeigt einige interessante andere Seiten, bleibt der verdorbenen Stimmung aber durchaus treu und feiert den Doom und seine Nebenschauplätze nach allen Regeln der Kunst.
Alben wie "Sparagmos" mögen vielen Zuhörern ebenso suspekt sein wie die dahinter befindliche Combo selbst. Dies ist jedoch auch nicht weiter schlimm, weil die Scheibe phasenweise sehr nervenaufreibend ist, eine Menge Geduld erfordert und verdammt lange benötigt, bis der Funken überspringt. Ist dies jedoch geschehen, darf man sich über ein richtig starkes Comeback freuen, das dem direkten Vorgänger sogar noch einmal ein Stückchen über ist. Gut gemacht!
Anspieltipp: Red Feast Condensed Into One
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes