SPEED LIMIT - Cut A Long Story Short
Mehr über Speed Limit
- Genre:
- Hardrock / Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- NRT Records
- Release:
- 16.06.2023
- Shine Brighter Than The Sun
- New Horizon
- Eye On You
- The Lady Is On Fire
- Notorious
- Destiny's Calling
- The Wind Blew In A Memory
- Hit The Wall
- Sweet Morphine [live]
- Retired Hero [live]
- Ways & Means [2019]
- Head Over Heels [2019]
Die Band hat die 80er verlassen, aber die 80er nicht die Band.
Die Gruppe SPEED LIMIT aus Österreich bestand von 1984 bis 1994 und erreichte in dieser Zeit eine gewisse Beachtung. Jedoch brachte die Band in diesen zehn Jahren nur eine EP und zwei Studioalben hervor, was vielleicht zu wenig war, um eine stabile Gefolgschaft aufzubauen, ohne die sie, die tief im Zeitgeist der späten 80er Jahre steckten, in der neuen Epoche der Grunge- und Alternative-Welle kaum bestehen konnten. Seit 2008 gibt es SPEED LIMIT in überwiegend gleicher Besetzung wieder, und aktuell steht "Cut A Long Story Short" an, das dritte Album im 21. Jahrhundert. Doch der 80er Zeitgeist lebt weiter ...
Die Machart der Musik in der Art des kühlen Jahrzehnts lässt sich nicht leugnen. Im Mittelteil des Eröffners 'Shine Brighter Than The Sun' wird der Sänger nur vom Schlagzeug begleitet, die Ballade 'The Wind Blew In A Memory' steigt mit akustischen Gitarren ein, und einige der Chöre, die so ziemlich jeden Refrain umflattern, nehmen schon einen unangenehmen poppig-schlagerhaften Charakter wie im Haarspray-Metal jener Jahre an. Der Sänger punktet mit seiner kräftigen Rockstimme, die stellenweise an Zak Stevens aus der SAVATAGE-TSO-Familie oder Jon Bon Jovi denken lässt. Allerdings neigt er hie und da zu einer überzogenen Emotionalität, die mutmaßlich Intensität darstellen soll. Die Erwähnung dieser deutlichen 80er-Jahre-Eigenheiten soll von meiner Seite weder Lob noch Tadel, sondern nur eine Feststellung sein. Für den einen mag das ein Kultfaktor sein, auf den anderen kann es angestaubt wirken.
Eine ausgeprägte Stärke von SPEED LIMIT ist die ziemlich gute Gitarrenarbeit. "Cut A Long Story Short" lässt jede Menge toller Riffs und Soli hören. In Stücken wie 'Notorious' oder 'Destiny's Calling' lassen die Gitarren zusammen mit der Rhythmusfraktion einige Kabinettstückchen vom Stapel, dass man schon fast von Prog Metal sprechen kann. An zwei oder drei Stellen verwöhnen Doppel-Leadgitarren die Ohren. Ausgeprägt ist auch das Talent der Band für markante Intros sowie für eine gute Strukturierung der Stücke, das sie wohl nur einmal verlassen hat: 'New Horizon' legt als Metal mit feinem Riffing und Getrommel los, nimmt aber wiederholt nicht nur den Fuß abrupt vom Gas, sondern wechselt in eine völlig andere Atmosphäre, dass man sich fragt, ob hier vielleicht Entwürfe zweier verschiedener Stücke zu einem Track zusammengeprügelt wurden. 'Eye On You' sorgt mit seinem coolen, vom Bass getragenen Groove für Abwechslung ebenso wie das treibende 'Hit The Wall'. Die erwähnte Ballade 'The Wind Blew In A Memory' hingegen, die überhaupt nicht aus dem Quark kommt, erweist sich als Rohrkrepierer, der nur durch seinen stimmungsvollen instrumentalen Mittelteil halbwegs gerettet wird. Weniger ausgeprägt ist das Händchen der Gruppe für Refrains. Egal wie gut eine Nummer auch angefangen hat, verfällt sie hier in seichteres Fahrwasser zwischen Pop und dem knallbunten Rock der MTV-Epoche.
Neben dem neuen Material enthält "Cut A Long Story Short" Livemitschnitte von zwei Stücken des letzten Albums "Anywhere We Dare" (2017), sowie zwei Studioaufnahmen von 2019. Neben dem Outtake 'Ways & Means' gibt es eine Neueinspielung von 'Head Over Heals' vom 92er Album "Perfect Inspiration". Hier ist die, nun ja, Kontinuität der Band nachzuhören.
"Cut A Long Story Short" ist ein Album mit vielen deutlichen Pluspunkten und einzelnen ebenso deutlichen Schwächen. Daher ist die von mir vergebene Punktezahl als Durchschnittswertung zu verstehen. Beim passenden Publikum sollte die Scheibe sicher zünden. Aber warum nennt sich eine Heavy-Rock-Band SPEED LIMIT?
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser