SPILL YOUR GUTS - The Wrath It Takes
Mehr über Spill Your Guts
- Genre:
- Blackened Hardcore / Crust / Death'n'Roll
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Trepanation Recordings / PermCity Punk Records
- Release:
- 25.03.2022
- Die Untied
- Reaper's Toll
- Lift The Curse
- Prey On Death
- Pyrite
- Blood Soaked Wolves
- Your Soul Is Sick
- Hollow Carcass
- Pain Echoes Back
- Let This Body Rot
Krasse Band, krasses Album!
Es hat eine Weile gedauert, bis ich mit "The Wrath It Takes" warm geworden bin. Das gepflegte Chaos auf dem halbstündigen Zehntracker ist anfangs lärmend an mir vorbei gezogen, ehe sich die Strukturen und die versteckten Riff-Ohrwürmer entpuppten. Und schon versteige ich mich einmal mehr zu der Aussage, dass es auch in Sachen Hardcore noch innovative Ansätze gibt und das mir vorliegende Album die aktuelle Spitze der Entwicklung markieren dürfte. Doch wovon rede ich hier genau?
Der schwedische Crust-Sound täuscht; SPILL YOUR GUTS ist in Shanghai ansässig, besteht aber aus zwei Kanadiern, einem Russen und einem Schotten. Damit nicht genug, sah das Lineup seit 2012 elf verschiedene Mitglieder kommen und gehen, was der emsigen Live-Tätigkeit in China und den Heimatländern der Mitglieder sowie mehreren EP-Veröffentlichungen jedoch nicht im Wege stand. Nach dem Banddebüt "Hungry Crows" im Jahr 2017 verwirklichte sich die Truppe nun unter der Regie von CANCER BATS' Scott Middleton auf "The Wrath It Takes", nach eigener Aussage das Blut-, Schweiß- und Tränenalbum, von dem die Band immer geträumt hat.
Und tatsächlich kultiviert der Vierer auf seinem neuesten Output höchst authentisch chaotischen Crust Punk, angeschwärzten Hardcore und eine satte Prise Death'n'Roll zu einem ganz eigenen Signature-Sound, der quer durch die genannten Genres neue Standards setzt. Gerade die Tatsache, dass sich hinter einer scheinbar diffusen Lärmwand jede Menge mitreißende Grooves, nuanciert eingesetzte Hooklines und eine bemerkenswert kreative Schlagzeugarbeit verbergen, bringt SPILL YOUR GUTS in die erste Riege der weltweiten Hardcore-Riege. Allein der Opener 'Die Untied' sollte nicht nur KVELERTAK- oder EVERYTIME I DIE-Fans einen Lauschangriff wert sein: Einsetzende Gitarrenfeedbacks, rollende Drum-Fills, schließlich schwarzmetallisch angehauchtes Geblaste, und plötzlich ein punkig-rock'n'rolliger Gang-Chorus – das ist sowas von cool, dass davon die Hölle gefrieren dürfte! Diese perfekt abgestimmte Balance aus schwedischer Black-/Death-Misanthropie und mitreißendem Hardcore-Punk-Antrieb wird fast das ganze Album hindurch beibehalten, wobei gelegentlich durchaus auch die Schmerzgrenzen der Hörerschaft getestet werden.
Aber es geht einfach unwiderstehlich weiter, mit der Moshpit-Granate 'Reaper's Toll', dem tanzbaren Crust-Punker 'Lift The Curse' und vor allem der Straßenkämpferhymne 'Prey On Death' – Hammer, Hammer, Hammer! Die Befürchtung, dass die internationale Kollaboration bereits zu Beginn ihr Pulver verschießt und sich in der zweiten Hälfte eher ins Ziel schleppt, ist dabei nicht ganz unberechtigt: 'Blood Soaked Wolves', der einzige Track mit mehr als vier Minuten, ist vielleicht etwas zu lang ausgefallen; 'Your Soul Is Sick' und 'Hollow Carcass' sind souveräne Blackened-Hardcore-Crust-Knüppel, die das Abfallen der Spannungskurve nicht ganz verhindern können. Das abwechslungsreiche 'Pain Echoes Back' bringt "The Wrath It Takes" mit ordentlich Schub auf die Zielgerade, während der Abschlusstrack 'Let This Body Rot' mit seinen pop-punkigen Singalongs etwas aus der Reihe fällt.
Ein heftiges, packendes und äußerst kurzweiliges Album unterm Strich, das letztlich nur den Wermutstropfen hinterlässt, dass wir diesen ultimativen Live-Abriss in unseren Landen vermutlich nie werden genießen können. Dann muss es halt diese Scheibe tun. Für mich bislang der Underground-Kracher des Jahres!
Anspieltipps: Die Untied, Prey On Death, Reaper’s Toll
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause