SPIRITBOX - The Fear Of Fear
Mehr über Spiritbox
- Genre:
- Progressive Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Rise Records / BMG
- Release:
- 01.12.2023
- Cellar Door
- Jaded
- Too Close Too Late
- Angel Eyes
- The Void
- Ultraviolet
Ein Phänomen mit Luft nach oben.
Ich bin zugegebenermaßen ein Spätberufener, was die Entdeckung des SPIRITBOX-Phänomens angeht: Trotz Social-Media-Werbebeschuss sowie hartnäckigen Empfehlungen aus dem Freundeskreis komme ich erst jetzt, mit "The Fear Of Fear" dazu, den kanadischen Senkrechtstartern Aufmerksamkeit zu widmen. Nach ihrem erfolgreichen Debütalbum "Eternal Blue" veröffentlicht die Prog-/Metalcore-Formation diesen Herbst eine Sechs-Track-EP, zunächst digital, und pünktlich zur Adventszeit auch physisch.
Und mit dem Opener 'Cellar Door' wird aus meiner anfänglichen Neugier augenblicklich pure Begeisterung: Mit vertrackten Rhythmen, djentigen Riffs und einen phänomenal headbang-tauglichen Groove huldigen die Amis einerseits GOJIRA, wissen aber mit einem noch höheren Aggressivitätslevel, sowie Courtney LaPlantes bissigen gutturalen Vocals, eigene Akzente zu setzen. Der Opener ist eine Abrissbirne par excellence; SPIRITBOX erfindet das Rad hier nicht neu, schmiedet aber das Beste aus Djent, Metalcore und Progressive zusammen zu einer kleinen, feinen, groovenden Modern-Death-Granate.
Im Kontrast dazu steht das folgende 'Jaded': zurückgenommene Drums, flächige Synthies, Half-Time-Groove und Courtney LaPlante plötzlich mit zerbrechlich-einfühlsamer Engelsstimme. Dann wieder eine brutale, geschriene Bridge und ein hymnisch-poppiger Refrain – ein Song, der die Charts stürmen könnte, würden gutturale Vocals auf breitere Akzeptanz stoßen. Wahnsinn! Nach diesen ersten beiden Topnummern kennt meine Euphorie kaum Grenzen.
Einschränkend muss ich festhalten, dass das Miteinander von harten Parts und soften, eingängigen Phasen im weiteren Verlauf eher ein nicht ganz kompatibles Nebeneinander darstellt. 'Too Close Too Late' und 'Ultraviolet' sind reine Dream-Pop-Nummern, bei denen LaPlante zwar absolut gekonnt Chino Moreno nacheifert - diese Gangart passt jedoch nicht mit den Riffgewittern namens 'Cellar Door' und 'Angel Eyes' zusammen. Ein SPIRITBOX-Konzert, bei dem "The Fear Of Fear" am Stück gespielt würde, hätte das Problem, dass auf je eine Moshpit-Granate zwei bremsende Songs kommen. Eine ruhige Nummer als Verschnaufpause ist immer willkommen, in diesem Verhältnis bremst sich die Band für mein Empfinden jedoch zu stark aus. Auch das rockige, aber ebenfalls verträumt-poppige 'The Void' passt mir nicht so recht zwischen die Death-Granaten, die SPIRITBOX ja ebenfalls liefert.
Unterm Strich kann ich bestätigen, dass SPIRITBOX den Status als neu aufgehender Stern im Metal-Zirkus wohlverdient hat, dass sich Courtney LaPlante tatsächlich in der Riege der guttural performenden Sängerinnen vom Fleck weg - auch wegen ihrer fantastischen Klargesangsstimme – an die Spitze singt und dass die Band die Fähigkeit besitzt, Progressives, Vernichtendes und betörend Schönes auf Hitdichte zu komprimieren. Die DEFTONES- und GOJIRA-Huldigungen haben die Kanadier ebenfalls drauf, allerdings müssen sie aufpassen, nicht gelegentlich zu sehr in softe, bisweilen Mainstream-Gefilde abzudriften und sich damit selbst den Motor abzuwürgen. Dennoch: Mit 'Jaded' und 'Cellar Door' liefert die Truppe gleich zwei Kandidaten für den Song des Jahres und mit "The Fear Of Fear" spannendes Zwischenfutter für die Wartezeit aufs nächste Album.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause