SPITFIRE (DE) - Spitfire
Mehr über Spitfire (DE)
- Genre:
- Speed Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 24.12.2014
- Spitfire's Down
- Soultaker
- Stormblade
- Lead Me To The Sky
- The Red One
Frisches badisches Speed-Metal-Debüt mit garantiertem Spaßfaktor
Wenn man jeden Tag bis Oberkante Unterlippe mit Promo-Downloads zugespammt wird, dann ist es immer wieder aufs Neue eine schöne Sache, eine junge Band auch mal wieder auf die ganz klassische Art kennenzulernen, und so geschah es mir vor Kurzem mit SPITFIRE, einer erst im vergangenen Jahr gegründeten Truppe aus Karlsruhe, die sich nach Ulm ins Hexenhaus verirrte, und dort als Support der BATHORY-Coverband BLOOD FIRE DEATH eine glänzende Figur abgab.
Wir kamen nach dem Gig ins Gespräch und Drummer Manuel alias "Thunder Manne" erzählte uns, dass die Debüt-EP fast fertig sei und er uns demnächst ein Exemplar zuschicken würde. Gesagt, getan: Pünktlich zur Bescherung brachte mir der Postbote an Lemmys 69. Geburtstag, also am 24.12.2014, ein kleines Päckchen aus unserem westlichen Nachbarland Baden, und darin fand sich nun die schmucke, mit etlichen Artworks zu den einzelnen Songs auch im Inneren sauber aufgemachte und vor allem professionell gepresste MCD, bei der schon auf den ersten Blick klar ist, dass die Jungs mit ganzem Herzen hinter ihrer Sache stehen, und diese Sache heißt Speed Metal der Achtziger!
Zu diesem Stil passt, vom Artwork angefangen über den knochentrockenen, räudigen Sound bis hin zum Jeans-Leder-Nieten-Vollsuff-Outfit, so ziemlich alles, oder was erwartet ihr von einer Band, deren Cover ein zackiges Logo mit integriertem Jagdflugzeug ziert, auf dem man den Blick aus dem Cockpit der Spitfire genießt, und in deren Booklet das Bier literweise fließt, sich das klassische Speed-Metal-Sonnenrad dreht, Lederjacken, Jeans und Nieten regieren, und in dem uns freundlich der ausgestreckte Mittelfinger des Sängers entgegenwinkt? Eben, genau: Epischen, bombastischen Opernstahl um Elfen und Drachen mit drölfzig Spuren und Trällerelse am Mikro! Oder eben doch das andere: Fünf knackige Smasher, die in Summe nach 25 Minuten ins Ziel kommen, und die sich stilistisch betrachtet grob im Dreieck zwischen frühen Speed-Metal-Legenden wie EXCITER und JAGUAR, teutonischen Speedstern wie WARRANT oder auch NWoBHM-Einflüssen der IRON MAIDEN-Schule bewegen.
Highlights der Scheibe sind aus meiner Sicht der kompromisslose Opener 'Spitfire's Down', der uns Speed Metal auftischt, wie er klassischer nicht sein könnte, und das recht groovige 'Soultaker', an dem im Zweifel auch Freunde der Fenriz-Songs der letzten DARKTHRONE-Scheibe ihren Spaß haben dürften. Dann ist da noch das hektisch dahin hoppelnde 'Stormblade', das einen richtig schmissigen Drumbeat zockt und bei dem der sehr lässig eingesetzte Bass mir immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert, ebenso das Fuzz-Solo. Zur MAIDEN-Referenz höre man beispielsweise das sehr melodische und sich eher im Midtempo bewegende 'Lead Me To The Sky' mit den urtypischen Bassläufen von "Dissident Aggressor" Michael, den eingängigen Gitarren-Leads und den obligatorischen Ohohoho-Passagen im Refrain. Doch auch dieser Song weist in den Riffs und diversen Screams einen gewissen Hang gen Speed und Thrash auf, so dass wir weit davon entfernt sind, zu sehr ins MAIDEN-Fahrwasser zu geraten. Das macht dann am Ende auch der ein wenig gen TANKARD lugende 'Nausschmeißer 'The Red One' nochmals klar, in dem Frontmann Rico S. alias "Conquis Tadores" von seinem rothaarigen Kumpel "Freddy the Front Row Assassin" singt: "He kills a lot of beers without any fear!"
Wer nun denkt, dass es sich bei einer Band, die so tief in den Klischees des Genres watet, um einen aufgesetzt wirkenden Retro-Act handeln könnte, der ist übrigens auf dem Holzweg. Sowohl die EP als auch die Liveauftritte der Band sprechen nämlich eine ganz andere Sprache. Hier haben drei Jungs einfach einen Mordsspaß daran, einen uralten Stil zu zocken, und das ist dann auch alles, was an Ambitionen vorhanden ist. Das Tolle daran: Der Spaß und die Freude an der Sache funkeln an allen Ecken und Enden, und so springt der Funke einfach direkt über. Damit ist die erste SPITFIRE-MCD sicherlich nicht der wegweisende Auftakt einer großen und Stahlkarriere, aber sie garantiert dem geneigten Genrefan einfach eine gute Zeit und das Gefühl mit echten Fans des Stils ein Bierchen auf die gemeinsame Speed-Metal-Leidenschaft heben zu können. Gold Ochsen versteht sich, im Gedenken an unsere erste Begegnung.
Den schmucken Silberling gibt's für läppische fünf Euro plus Porto über Bandcamp bei der Band direkt zu bestellen, so dass ihr euch nicht lumpen lassen solltet:
https://spitfirespeedmetal.bandcamp.com/album/spitfire-speed-metal-2
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle