SPYDER BABY - Let Us Prey
Mehr über Spyder Baby
- Genre:
- Industrial Rock
- Label:
- Blind Prophecy Records / Ascendance / Soulfood
- Release:
- 29.02.2008
- Rock Star
- Bugs Crawl In
- Goodbye
- Days Go On
- All The Hits
- Bitter
- Watch You Die
- Lips Of Red
- Sex Action
- The Worms
- We All Fall Down
- Sacred Heart
- Raining When I Go
- Kill The King
Detroit ist sicherlich ein angemessener Brutort für Industrial-Rock. SPYDER BABY allerdings baut seine rifforientierten Mosher ein wenig arg simpel und zudem noch nah am Klischee. Bereits der Opener 'Bugs Crawl In' macht die Marschrichtung klar: Geradeaus in Richtung Stadion-Mitgröl-Stampfer. Das erinnert, ebenso wie 'Goodbye' und 'All The Hits' bisweilen verdächtig an Herrn Brian Warner in seinen weniger inspirierten Momenten. Die Karte "Stumpf ist Trumpf" wird hier jedenfalls öfter aus dem Ärmel gezogen als es dem Spiel mit bollernden Fließbandrhythmen auf Dauer gut tut. Klar, Stücke wie 'Days Go On' treten Arsch und sind eingängig, 'All The Hits' hat ein flinkes Gniedelsolo mitverbastelt und tritt ebenfalls Arsch, auch 'Bitter' tritt Arsch und hält sonst noch, äh, was eigentlich bereit? Noch mehr Arschtritte, noch mehr Gniedelsolo und noch mehr bedrohliches Geflüster und heiseres Wutschrei-Gekrächze Marke MARILYN MANSON.
Das ist ja ganz nett, aber eben längst nichts Besonderes mehr, vor allem nicht nach dem bisher Gehörten. Immerhin: Technisch ist der Track erste Sahne, was allerdings auch kein Wunder ist, wo doch MINISTRYs Al Jourgensen an den Reglern saß. Fast schon ein kleines Highlight, jedenfalls gemessen an "Let Us Prey" insgesamt, denn 'Watch You Die' tritt wieder Arsch wie gehabt. Nur 'Lips Of Red' setzt etwas mehr auf Keyboards und zieht zum obligatorischen Arschtritt nicht ganz so harte Stiefel an, aber sonst wird auch hier wieder nach Schema F gearbeitet, nur diesmal ohne ausgeprägtes Gitarrensolo. Allerdings ist damit auch schon der Punkt erreicht, an dem ich in der Regel entweder ausschalte oder nicht mehr richtig zuhöre.
Also zwecks Rezensentenpflicht dann bei den nächsten Hördurchläufen erst ab Track No. 9 starten ... und siehe da: 'Sex Action' kommt etwas gefälliger, melodischer, rockiger, fast würde ich sagen poppiger (wären da nicht das feurige Rocksolo sowie der konstante, industriell bemessene Arschtrittbeat im Hintergrund) daher; und hier funktioniert's! Blindes-Huhn-Theorie? Mag sein, macht aber nichts. Darauf ein Korn, Prost und wohl bekomm's! Allerdings könnte man nach Vernehmung der ersten neun Stücke des Albums noch immer geneigt sein, SPYDER BABY das Prädikat "SCOOTER des Industrial-Rock" zu verleihen. Erst mit dem düsteren Schleicher 'The Worms' kommt statt Variation des immergleichen Grundthemas erstmals richtige Abwechslung auf, doch damit macht schon das nächste Stück gleich wieder kurzen Prozess.
Erinnert sich unter den werten Lesern noch jemand an OOMPH!s impliziten Fremdschämaufruf 'Augen Auf!'? Hoffentlich nicht, aber falls doch, so sei all jenen geplagten Seelen gesagt, dass SPYDER BABYs Abzählreimremix 'We All Fall Down' in der gleichen Peinlichkeitsliga spielt. Und danach gibt es auch nicht mehr viel zu verpassen. 'Sacred Heart' hat immerhin noch eine gewisse hypnotische Qualität, aber ob das schon als Empfehlung reicht, um beim nächsten Album statt von Jourgensen von Rob Zombie unter die Fittiche genommen zu werden? Man darf es getrost bezweifeln. Der Rest ist völliger Ausschuss, über den wir besser den Mantel des Schweigens ausbreiten.
Anspieltipps: Bitter, Sex Action, The Worms
- Redakteur:
- Eike Schmitz