STéPHAN FORTé - Enigma Opera Black
Mehr über Stéphan Forté
- Genre:
- Progressive Solo Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Zeta Nemesis
- Release:
- 30.10.2014
- Short Virtuosity Etude
- Enigma Opera Black
- Zeta Nemesis
- Sector A UNDEAD
- Pure
- Enter Sigma Scorpii
- Praying Lord Bhairava At The Foot Of Mount Kaleshi
- Peace
Angedüsterte Gitarren-Oper
Dem Gitarren-Virtuosen STÉPHAN FORTÉ blieb bislang größere Aufmerksamkeit verwehrt – kein Wunder, denn der Metal kennt zwar seine Helden für jedes Instrument, eine größere Bekanntheit erreicht der Musiker aber stets im Bandverbund und rein instrumentale Projekte sind auch eher die Ausnahme. Auch die Hauptband des Gitarristen, die Power-Progger ADAGIO, sind nicht wesentlich bekannter. An dieser Gesamtsituation dürfte auch das dritte Soloalbum des Franzosen nicht viel ändern, bedient es doch über eine Dreiviertelstunde hinweg fleißig die Nischen-Disziplin hochtechnisch-instrumentaler Solo-Gitarristen-Mucke, verbunden mit einigen speziellen Vorlieben des Masterminds.
Dass der Mann ein hervorragender Gitarrist ist, muss nicht eigens betont werden. Werfen wir lieber einen Blick auf einige der hervorstechenden Merkmale der “Enigma Opera Black“. Stilistisch ist Meister Forté eher einer modernen und jungen Schule Gitarristen zuzuordnen, ähnlich seinem Kollegen Jeff Loomis (der auf dem letzten Album zu Gast war). Der Sound ist klar, etwas kalt vielleicht und natürlich vollkommen auf die Gitarre(n) zugeschnitten. Ich weiß nicht, ob für die Aufnahme ein Drum-Computer verwendet wurde, allerdings scheint es so – glücklicherweise gibt es nur wenige Passagen, welche etwas übertrieben in Sachen Doublebass-Sperrfeuer wirken.
Dementsprechend hört man relativ wenig neoklassischer Eskapaden, selbst im Vergleich zum Vorgänger, auch wenn der Einstieg mit der 'Short Virtuosity Etude' einem anderes vorgaukeln mag. Diese entpuppt sich als dritter Satz aus Beethovens berühmter Mondscheinsonate und dient als direkter Anschluss an den Vorgänger, dessen letzter Track eine, wie ich finde, hervorragende Interpretation des meistbekannten zweiten Satzes war. Die hier gespielte Version wird rein solo präsentiert, wirkt so etwas lieblos und geht sicher nicht über die Implikationen des Titels hinaus. Nebenbei bemerkt: Wer eine aktuelle Metal-Version hören möchte, welche dieser hier locker den Rang abläuft, sei auf EXMORTUS aktuelles Album "Slave To The Sword" verwiesen.
Der moderne Einschlag wird nach dieser Einführung wesentlich dominanter und bekommt oftmals sogar eine modische Djent-Note. Was STÉPHAN FORTÉ dabei auszeichnet ist eine größere Musikalität als jene seiner zahlreichen Kollegen bzw. einfach die Fähigkeit stellenweise mal den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und es ruhiger angehen zu lassen (siehe die programmatisch betitelten 'Pure' und 'Peace', der Ausklang), was der Gesamtdynamik sehr gut tut. Darüber hinaus zeichnet sich jeder Song durch recht eingängige Motive aus, wobei hier gerne mit einer größeren Vielfalt gearbeitet werden könnte. So hat Stéphan zwar eine durchaus eigene, melancholisch-düstere Tonsprache, jedoch drohen die Melodien recht schnell generisch und etwas zu pathetisch zu werden, zumal sie auch schon vom letzten Album bekannt sind. Von seiner oftmals symphonischer zu Werke gehenden Hauptband dürften diverse dramatische, orchestrale Momente, wie in 'Praying Lord Bhairava At The Foot Of Mount Kailesh', kommen. Apropos eigene Tonsprache – diese kann Mr. Forté offensichtlich auch gut imitieren, denn das Gast-Solo von Marty Friedman kommt erst nach dem Solo von Stéphan, von welchem jeder denken wird, es sei das der Ex-MEGADETH-Legende. Verwirrt? War ich auch.
Mir liegt der noch einmal verstärkte moderne Ansatz weniger, da ich persönlich Djent eher als Limitation denn als großartigen Fortschritt betrachte. Gleichzeitig erscheinen mir die Experimente in die elektronische Richtung noch etwas zu zaghaft und aufgesetzt. Auf der anderen Seite wird man reich bedient mit schönen Melodien, einer dunklen Atmosphäre und feinen Gitarren-Spielereien. Den tollen Vorgänger übertrumpft STÉPHAN FORTÉ damit aber leider nicht.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Christian Schwarzer