STEEL INFERNO - Rush Of Power
Mehr über Steel Inferno
- Genre:
- Heavy Speed Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- From The Vaults / SPV
- Release:
- 29.11.2024
- The Abyss
- Cut Down By The Chainsaw
- Hunt The Rush
- Power Games
- Electrocuter
- Cathedral Run
- The Blitz
- Attack
- Coven In The Dark
So klingt ein Speed-Hybrid aus Oldschool und Neuzeit. Raise The Fists!
Auch wenn es die derzeitigen Temperaturen nicht wirklich hergeben: Ab zum Kleiderschrank, die engste Jeans oder Spandex und das verwaschenste Bandshirt rausgeholt, HighTops/Chucks angezogen, Messer zum Bierdosenstechen in die Kuttentasche gepackt und mit dem Ghettoblaster ab in den nächstgelegenen Park mit den Jungs und Mädels aus der Headbanger-Selbsthilfegruppe! Welche Mucke in den Ghettoblaser gehört? Am besten mal was Aktuelles? Na, ist doch klar, die neue Scheibe von STEEL INFERNO natürlich.
Wenn ich mir so meine Bestenlisten der letzten Jahre anschaue, fällt mir auf, dass da so gut wie keine Bands aus den Segmenten Thrash und Speed mehr zu finden sind (beide Genres laufen in meiner komischen Musikwelt übrigens unter dem Einheitsbanner Sprash Metal). Sehr wenige Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wie eben die dänischen Speedster aus Kopenhagen, die auch 2022 mit ihrem Werk "Evil Reign" bereits Einzug in mein Jahresranking halten konnten. Auch das aktuelle und vierte Album "Rush Of Power" setzt den dort eingeschlagenen Weg konsequent fort und wird wohl wieder einmal allein auf weiter Speed- und Thrash-Flur meine diesjährige Jahresliste veredeln.
Zum einen herrlich oldschoolig, zum anderen aber immer wieder mit frischen Ideen und neuen Akzenten am Start. Ein Spagat, den leider nur die allerwenigsten Thrash'n'Speed-Bands heutzutage noch zustande bringen. Sänger Chris Rostoff schreit, röhrt und sireniert sich auf den neun pfeilschnellen Song-Geschossen in knapp fünfunddreißig Minuten mit Bravur durchs Granaten-Gebälk. Sowohl in den mittleren und tieferen Lagen, als gerade auch in den Highpitched-Regionen ist und bleibt er stets souveräner Herr seiner Stimme. Sollten Juan Garcia und Bernie Versailles jemals noch einen ernsthaften Versuch unternehmen, den bereits metertief im Schlamm versackten AGENT STEEL-Karren aus dem Dreck ziehen zu wollen; Rostoff müsste hierbei zumindest in die sehr engere Wahl für den Posten am Mikroständer gezogen werden. Aber auch das Gitarrenaxt-Duo, bestehend aus Lars Lyndorff Krelskov und Jens Andersen, soliert und rifft hier wieder auf atemberaubend hohem Niveau und vor allem in filigraner und arschstraighter Manier und hoher Geschwindigkeit über die hiesigen Griffbretter. Thierry Zubritovsky am Tieftöner und Krzysztof Baran an der Trommelbude sorgen abrundend für den perfekten Rhythmusrahmen. So und nicht anders haben Songs auf einem bockstarken Speed Metal-Album zu klingen!
'Power Games' versprüht eine alles wegblasende Energie, wie sie selbst Veteranen wie ANNIHILATOR nur zu Demozeiten Mitte/Ende der 80er zu entfachen fähig gewesen sind. 'Cathedral Run' täuscht in den ersten Sekunden eine Power-Thrash-Ballade vor (könnten die Jungs aus kompositorischer Sicht wohl auch ohne weiteres locker schreiben), nur um einige Augenblicke später in einen vertrackten Nackenbrecher à la AGENT STEEL, ARTILLERY und sehr frühen HELSTAR überzugehen. Der wahnsinnsgeile Refrain im ebenfalls fetten Halsknacker 'The Blitz'; Wie prädestiniert dafür, eine bierselige wie geschmackssichere Festivalmeute beim Keep It True oder Headbangers Open Air (Booker aufgepasst!) zum Mitgrölen zu animieren. 'Hunt The Rush' geht vielleicht noch als einziger Song halbwegs als klassische Heavy-Nummer durch. Frühe, schnelle PRIEST, ick hör euch trapsen. Eine richtig laue und blasse Nummer befindet sich auf der Scheibe überhaupt nicht. Alles ballert und peitscht mit Sinn und Verstand und vor allem mit vielen superben Melodien gespickt schnurstracks nach vorne und landet irgendwann dann doch immer wieder schön mitten in der Fresse. Da die Jungs hier im Gegensatz zum Vorgänger allerdings noch eine kleine Schippe an Komplexität daraufgelegt haben, kann man hier guten Gewissens auch von einer Weiterentwicklung im allerbesten Sinne sprechen. Auch an der Produktion gibt es wenig zu mäkeln. Die Gitarren wurden mit ordentlich Biss und Schärfe in Szene gesetzt, vielleicht ein wenig zu Lasten der Bassklampfe, aber das tut der durchgehenden Freude beim Hören und Kopfschütteln keinerlei Abbruch.
Wenn man der Speed-DNA, wie im Falle STEEL INFERNO, einfach noch eine ganz hauchdünne Prise Thrash-, Power- und Heavy-Schärfe verleiht, will sich solch ein Album auch nach dem drölfhundertsten Durchlauf einfach nicht abnutzen. Endgeiler Metal mit dem genau richtigen Spirit kann manchmal ohne viel Brimborium und sonstigem Hokuspokus so einfach sein. Ganz heißer Anwärter für die Jahresliste. Im Bereich "Sprash Metal" bisher meine klare Nummer eins!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze