STEELWING - Reset, Reboot, Redeem
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2015
Mehr über Steelwing
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Noise Art Records
- Release:
- 20.11.2015
- Carbon Waste Lifeforms
- Reset, Reboot, Redeem
- Ozymandias
- Och Varlden Gav Vika
- Architects Of Destruction
- Network
- Like Shadows Like Ghosts
- Hardwired
- We Are All Left Here To Die
Immens schade!
"Lord Of The Wasteland" und vor allem das 2012er Bollwerk "Zone Of Alienation" waren wirklich tolle Alben, die die jungen Schweden in die 1. Liga der neueren Heavy-Metal-Renaissance brachten. Mit nostalgischem Glanz der eisernen Jungfrauen stümte STEELWING zusammen mit WHITE WIZZARD, ENFORCER, SKULL FIST und KATANA auf einmal ins Land, versorgte die Hörerschaft mit Refrains höchster Güte, tollen Twin-Guitar-Duellen und einer astreinen Symbiose aus Melodie und Härte. Diese Bands agierten unbekümmert und sorgenfrei, zollten ihren alten Helden Tribut und schüttelten nebenbei noch zahlreiche Ohrwürmer aus dem Ärmel, als sei es das einfachste der Welt. Lange hat es bei STEELWING gedauert, bis der "Zone Of Alienation"-Nachfolger endlich die Weltherrschaft übernehmen kann, doch – und die folgenden Worte tun mir in der Seele weh – mehr als dreieinhalb Jahre später scheint der Schwedenhappen vieles von seiner Leichtfüßigkeit und seinem Glanz verloren zu haben. "Reset, Reboot, Redeem" klingt leider Gottes wie eine unausgereifte Ansammlung damaliger B-Songs, die an den Ohrwurm-Overkill der letzten beiden Alben nicht herankommt.
Ob es an dem für STEELWING-Verhältnisse untypischen Artwork oder dem "erneuerten" Bandlogo liegt, ob die etwas dumpfere, nicht wie gewohnt saubere Produktion etwas damit zu tun hat oder die Burschen auf Biegen und Brechen weitere Ohrwürmer kredenzen wollen und es partout nicht klappen will, ich weiß es nicht. Bereits das eröffnende Intro 'Carbon Waste Lifeforms' will Schwere und die Epik der 1980er Jahre in den Sound involvieren, was jedoch in Anbetracht des Sounds leider nach hinten losgeht. Per se sollte ein Intro ein Album einleiten, doch der vorliegende Track verfehlt völlig seinen Zweck. Auch beim folgenden Titelsong wird der rote Faden vollkommen außer Acht gelassen und man bekommt den Eindruck, als würde STEELWING krampfhaft versuchen, sich ein neues, teils progressiveres, teils düsteres, teils psychedelisches Image zu erarbeiten. Das beste Beispiel hierfür ist das recht diffuse 'Hardwired', ein völlig überforderndes Sound- und Genre-Gewusel. Den Mut muss man Frontmann Riley und Co. anrechnen, die Umsetzung jedoch arg lässt zu wünschen übrig.
'Ozymandias' und 'Architects of Destruction' sind zumindest noch halbwegs geradlinig, kommen jedoch auch nicht an die Klasse, die gerade einmal vier Jahre her ist, heran. Danach folgt mit 'Network' das zweite quasi-Instrumental bei gerade einmal neun Songs, das ähnlich deplatziert wirkt wie das Intro, ehe 'Like Shadows, Like Ghosts' von der Ausrichtung her eher vom Diamantenkönig hätte kommen können. Doch die Tatsache, dass der Däne und die Schweden musikalisch nicht unbedingt in eine Schublade zu stecken sind, wirkt sich eher als Nachteil für STEELWING aus. Für sich genommen ist dieser Song, zusammen mit 'Och Världen Gav Vika' zumindest okay und gehört noch zu den besseren Stücken auf "Reset, Reboot, Redeem", lässt zumindest stellenweise den "Zone Of Alienation"-Spirit aufleben und das oft so wegweisende Drittwerk nicht wie einen Totalausfall erscheinen. Dazu kann man auch das abschließende 'We Are All Left Here to Die' zählen, das zumindest zum Großteil auf die Tube drückt und dadurch zum absoluten Lichtblick avanciert.
Versteht mich diesbezüglich bitte nicht falsch, ich mag die Band aufgrund ihrer Vorgängeralben und tollen Live-Arbeit furchtbar gerne und ich will mich auch nicht davon freisprechen, dass auch eine gewisse Enttäuschung diese Zeilen für mich mitformuliert. Doch dieses Album will einfach nicht so richtig zünden, klingt unausgereift, lässt den roten Faden größtenteils vermissen und die damaligen Trademarks nur selten aufblitzen. Vielleicht liegt es an der verhältnismäßig langen Pause, vielleicht an dem Wunsch nach einem neuen Image, wer weiß. Meiner Meinung nach lassen sich mit "Reset, Reboot, Redeem" leider keine Lorbeeren gewinnen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp