STERCORE - Eternal Sunlight
Mehr über Stercore
- Genre:
- Deathcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Slovak Metal Army
- Release:
- 28.11.2017
- Black Hole
- Flower Of The Concrete
- Eternal Sunlight
- You're Not Dead
- Aurora Borealis
- Burned Sign Of Defiance
- Breed
Dran bleiben!
Für einen kurzen Moment erscheint mir "Eternal Sunlight" wie der schlüssige Ausbruch aus dem eng gefassten Zwangskorsett des Deathcore-Irrenhauses: Das slowakische Underground-Abrisskommando STERCORE liefert auf seinem extrem kompakten Siebentracker (knapp 20 Minuten Spielzeit) eine sehr schlüssige Reduzierung auf fettestes Riffing, aggressives Death-Geshoute und geballte Hardcore-Energie. Proll-Gebreakdowne und immer noch brutalere und tiefere Instrumentierung werden durch den Fokus auf reine Intensität, auf hochdosierte metallische Energie an den Rand getrieben. Mit einer Mischung aus NEAERA, DESPISED ICON und HATEBREED zerlegen die Osteuropäer alle Einwände und Kritiker ihrer naturgemäß limitierten Spielart und bereiten mir größte Schwierigkeiten, beim Hörgenuss unterm Kopfhörer in der Öffentlichkeit nicht durch penetrantes Headbangen aufzufallen.
Immer dann wenn STERCORE Komprimierung zur Maxime erklärt, macht "Eternal Sunlight" am meisten Spaß – also bei aggressiven 2-Minütern wie 'You're Not Dead' und 'Eternal Sunlight', die kurzzeitige Testosterongewitter entfesseln, die sich entladen und wieder verzogen haben, ehe man weiß wie einem geschieht. Hier wird die auf lange Sicht zu abwechslungsarme Deathcore-Spielweise auf Punk-Effizienz zusammen getrimmt, perfekt zum Abreagieren und kurzzeitigen Durchdrehen geeignet. Allerdings stößt STERCORE gelegentlich an die Grenzen dieses Konzeptes, sobald die Spieldauer der Songs die 3-Minuten-Marke knackt. Dann ermüdet die geballte Aggressionsmixtur ziemlich schnell, und man fragt sich ein ums andere Mal, ob man nichts Besseres zu tun hat, als sich permanent zudröhnen und anschreien zu lassen. 'Breed', die mit fast viereinhalb Minuten längste Nummer der Platte, weiß mit all der Zeit jedenfalls wenig Sinnvolles anzufangen.
Wobei der Fünfer immerhin noch einen weiteren Trumpf in der Hand hält: Vor allem beim Titeltrack deuten dissonant-sphärische Gitarrenriffs an, dass auch postige Sounds durchaus ihren Platz in einer so brutalen Spielart haben können. Die ganz selten und ganz dezent djentig gefärbten Riffs sowie eine gewisse PARKWAY DRIVEsche Nachdenklichkeit sind nicht von der Hand zu weisen und für weitere Taten von STERCORE definitiv ausbaufähig. Dann könnte im Umkehrschluss auf die gelegentlichen fiepsigen Synthieeffekte verzichtet werden, die hier und da willkürlich verstreut aufblitzen und eher an die Gameboy-Sounds unserer Jugend erinnern.
Daher der dringende Tipp an die Slowaken: Dran bleiben, weiter an kompakten Death-/Hardcore-Granaten feilen, gar nicht erst versuchen kompositorisch komplexer zu agieren. Die Stärke von STERCORE ist eindeutig der rifforientierte Moment absoluter Brutalität, der durch die Vermeidung simpler Powerchoard-Verschiebungen gelegentlich auch noch tiefgängiger und spannender gestaltet wird. "Eternal Sunlight" hat mit Komplexität und Anspruch zwar so viel zu tun wie ein Kohletagebau mit Nachhaltigkeit, macht aber bestialisch Spaß – und deutet vor allem an, dass STERCORE das Zeug hat, noch deutlich nachzulegen.
Anspieltipps: Eternal Sunlight, You're Not Dead, Flower Of The Concrete
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause