STILTSKIN - She
Mehr über Stiltskin
- Genre:
- Rock
- Label:
- Sandport Ltd. / SPV
- Release:
- 06.10.2006
- Fly High
- Taking Time
- She
- Lemon Yellow Sun
- Wake Up Your Mind
- Sick And Tired
- Constantly Reminded
- Show Me The Way
- Fame
- Some Of All My Fears
- Summer Days
- Better Luck Next Time
Zu Zeiten, in denen Grunge steil nach oben ging, kreierten die Schotten STILTSKIN ihre ganz eigene Vision von Rock und lieferten mit "The Mind's Eye" ein Meisterwerk emotionaler Musik ab. So famose Songs wie das monumentale 'Inside', das träumerische 'Sunshine And Butterflies', das anklagende 'Footsteps' oder das verrauchte 'Horse' seien hier nur beispielhaft als Eckpunkte der durchweg soliden Produktion genannt. Ausnahmestimme RAY WILSON beschritt danach mit CUT andere Pfade ("Millionairehead"), fand zwischenzeitlich bei GENESIS Unterschlupf und ist nun zu seiner früheren Vision zurückgekehrt:
RAY WILSON AND STILTSKIN, das ist eine neue Besetzung; Wilson an Gitarre und Mikro, Uwe Metzler an der Lead-Gitarre, Irvin Duguid an den Keys, Alvin Mills am Bass und Nir Z am Schlagzeug. Gitarrist & Co-Songwriter Scott Spence und Henrik Mueller am Schlagzeug durften je zwei Songs ('Taking Time', 'Summer Days' & 'Wake Up Your Mind', 'Some Of All My Fears') veredeln. Die neuen STILTSKIN klingen anders als die alten, geradliniger, eingängiger und direkter. Auch eine Spur CUT ist als Einfluss zu hören (im klavierperlenden 'Show Me The Way' etwa) - kein Wunder, denn Wilson schrieb alle Songs selbst (zumindest mit), oftmals versehen mit starken Beiträgen von Uwe Metzler.
Alte STILTSKIN-Momente schimmern immer wieder auf, doch "She" ist kein zweiter Aufguss, sondern ein eigenständiges Album geworden. Zwischen schlichteren Songs mit geradlinigem Drumming ('Taking Time', 'She', 'Summer Days' - mit genialem Solo!) finden sich tragende, kraftvolle Balladen wie 'Lemon Yellow Sun' (wurde als poppigster Song des Albums zur ersten Single erwählt), 'Constantly Reminded' (mit wunderschöner Streicherbegleitung) und 'Show Me The Way', Riffgranaten wie 'Fly High', 'Sick And Tired' und 'Better Luck Next Time' sowie die typischen STILTSKIN-Songs 'Wake Up Your Mind' und 'Some Of All My Fears', denen allerdings leider ein großer Teil der inhärenten Dynamik durch eine von vornherein zu druckvoll gehaltenen Produktion geraubt wurde.
Auch 'Sick And Tired' mit seinen sägenden Gitarren und den einschlägigen Drumbreaks leidet enorm darunter, dass seine Dynamik auf dem Altar eines möglichst 'lauten' Sounds geopfert wurde - für jeden Fan des ersten Albums, eigentlich auch für jeden mit nur ein wenig Verständnis für die besonderen Qualitäten von Ray Wilsons Stimme, ein unverzeihlicher Frevel. Bei 'Fame' geht die Rechnung dennoch auf: ein herber, wütender Rocksong mit leicht verzweifeltem Hang zur Hysterie, da passt so was.
Das komplett fühlungsfrei ausgesteuerte 'Some Of All My Fears' dagegen bräuchte dringend ein besseres Mastering; auch hier haben wir es mit brillantem Songwriting zu tun, welches sich durch die seit jeher für STILTSKIN typische Dynamik auszeichnet, deren aufschürfende Qualität jedoch im Mix ebenso wie die feinsinnigeren Momente deutlich beschnitten wurde; im Ergebnis klingen die überwältigendsten Stellen des Songs so, wie eine aufstrebende Sturmflutwelle aussieht, die vom Betondach eines Parkhauses niedergedrückt wird: eine technisch bezwungene Urgewalt - wirklich schade drum!
Nichtsdestotrotz: "She" ist ein verdammt gutes Rock-Album mit einem brillanten und äußerst gefühlvollen Sänger, das jedoch noch weitaus besser geworden wäre, hätte man nicht jeden zweiten Song in zu viel Grundvolumen ertränkt.
Anspieltipps: Fly High, Lemon Yellow Sun, Sick And Tired, Fame, Summer Days
- Redakteur:
- Eike Schmitz