STOLEN BABIES - There Be Squabbles Ahead
Mehr über Stolen Babies
- Genre:
- Art Rock
- Label:
- Ascendance / Soulfood
- Release:
- 23.11.2007
- Spill
- Awful Fall
- Filistata
- A Year Of Judges
- So Close
- Tablescrap
- Swint? Or Slude?
- Mind Your Eyes
- Lifeless
- Tall Tales
- Push Button
- Gathering Fingers
- The Button Has Beeb Pushed
Irgendwo da draußen muss es einen immer größer werdenden Markt für wirklich abgedrehte Musik geben. Oder wie sonst wäre zu erklären, dass es im Affenzirkus von SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM & Co. plötzlich so eng geworden ist? STOLEN BABIES heißt eine der neuen Gaga-Bands, die passenderweise von Gorilla-Museum-Tieftöner Dan Rathbun produziert und musikalisch an der Tuba unterstütz wurde. Auch dessen Kollegen Carla Kihlstedt (Geige) und Michael Mellender (Trompete) haben ein paar Töne beigesteuert. Und auf dem Schlagzeughocker sitzt THE DILLINGER ESCAPE PLAN-Felldrescher Gil Sharone. Beschrieben wird der Sound der Kalifornier als Prog-Pop-Cabaret-Thrash-Quirky-Goth-Rock, sie selbst nennen es jedoch lieber Musik, zu der man tanzen und hinfallen kann. Und die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Willkommen im Irrenhaus!
Track eins: Glockengeläut, Orgeltöne, Doublebass, irres Geschrei, komplizierte Bassläufe, dissonante Gitarrenriffs, Spurenelemente von etwas, das man Gesang nennen könnte ... Mein Großhirn versucht gar nicht erst, dieses Krach-Monstrum namens 'Spill' näher zu analysieren, aber tatsächlich: Tanzen kann man dazu, und hinfallen garantiert auch. Dieser Wahnsinn hat durchaus Methode, und schon jetzt mag ich diese Band.
Doch nicht immer geht es gar so wirr zu. 'Awfull Fall' hat neben dem überwiegend "echten" Gesang von Dominique Lenore Persi, der mich ein wenig an eine Mischung aus Gwen Stefani und Skin erinnert, auch einen schönen Mitklatsch- und Mittwipp-Rhythmus, bei dem man die verrückten Sound-Spielereien wunderbar ignorieren kann. Irgendwo im Unterbewusstsein wird mir vielleicht ein wenig schwummrig, aber meine Füße zucken begeistert. Doch ich fasse mich von jetzt an besser kurz, auch wenn es zu jedem einzelnen Titel viel zu sagen gäbe:
Bei 'Filisata' werden Varieté-Elemente integriert, 'A Year Of Jugdes' mischt Wave-Unterkühltheit mit Punk-Rock-Energie, 'So Close' vereint synthielastigen Gothic-Sound mit Industrial-Anleihen. In 'Tablescrap' vernimmt man ein Akkordeon und poppige Töne. Zum Instrumental 'Swint? Or Slude?' sieht man Trapezkünstler, Clowns und Dompteure vor seinem begeisterten inneren Auge förmlich vorbeimarschieren. 'Mind Your Eyes' ist ein thrashiger Independent-Song. Mit 'Lifeless' folgt eine Rock-Ballade(!), schön und ganz und gar eingängig, das Gehirn hat kurz Pause. 'Tall Tales' kombiniert Synthesizer-Spielereien mit etwas Wut und Indie-Flair. 'Gathering Fingers' erinnert an einen alten Chanson mit allerlei genrefremden Zutaten. Und 'The Button Has Been Pushed' ist wohl einfach ein sinnleeres, aber witziges Outro.
Hoppla, fehlt da nicht ein Stück in meiner Aufzählung? Richtig: 'Push Button'. Dazu gibt es nämlich auch ein unterhaltsames Video in bester Tim-Burton-Manier, gedreht von einem gewissen Crab Scrambly, mit dem die Band häufig zusammenarbeitet. Das sagt eigentlich schon genug über den Song.
Wie schreibt die Promo-Firma der STOLEN BABIES so schön: "Man kann behaupten, dass sie großartige Songs zwischen Anspruch und Tanzbarkeit spielen. Originalität muss nicht zwangsläufig schwer ins Ohr gehen." Stimmt.
Anspieltipps: Alles oder nichts. Am besten einfach tanzen. Und hinfallen.
- Redakteur:
- Elke Huber