STORMWITCH - Bound To The Witch
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2018
Mehr über Stormwitch
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Massacre / Soulfood
- Release:
- 29.06.2018
- Songs Of Steel
- Odin's Ravens
- The Choir Of The Dead
- Bound To The Witch
- Arya
- Stormwitch
- Life Is Not A Dream
- King George
- Ancient Dream
- The Ghost Of Mansfield Park
- Nightingale
- Stronger Than Heaven (Bonustrack)
- Rats In The Attic (Bonustrack)
- Priest Of Evil (Bonustrack)
In dieser Form bleibt uns die alte Hex' hoffentlich noch sehr lange erhalten!
Wer sich regelmäßig bei einem Konzert der Hexe von der Schwäbischen Alb einfindet, der weiß zum einen, dass das Quintett um die beiden Gründungsmitglieder Andy Mück (Gesang) und Jürgen Wannenwetsch (Bass) eine ziemlich treue Fangemeinde hat, die es sich selten nehmen lässt, einen STORMWITCH-Gig in eine sehr familiäre Sause mit bester Laune, gemeinsamem Gesang und viel Humor zu verwandeln. Zum anderen weiß er aber auch, dass diese treue Fangemeinde im Gegensatz zum Auditorium manch anderer Band so gar nicht auf die alten Songs der Alben aus den Achtzigern festgelegt ist. Egal wie durchwachsen die Kritiken der schreibenden Zunft seither hin und wieder mal gewesen sein mögen: Wenn die Sturmhexe die Bühne rockt, dann feiert die Meute auch bei Stücken von "Shogun", "Witchcraft" oder vom 2015er-Comeback "Season Of The Witch", und das nicht zu knapp.
Die Band hat es also sicher nicht nötig, allzu viel auf der Kritiker Worte zu geben. Dennoch, und das ist bemerkenswert, scheint mir "Bound To The Witch" ein Album zu sein, auf welchem trotz eiserner Stiltreue in allerlei Hinsicht ein frischer Wind weht, der mit nahezu allen Schwächen aufräumt, die man als Kritikaster zuletzt noch gefunden haben mag. An erster Stelle ist hier die Produktion zu nennen, die auf dem Vorgänger noch einige negative Kommentare einstreichen musste, denn das neue Album klingt druckvoller und heavier, dabei aber dennoch viel natürlicher und lebhafter als zuletzt. Rückkehrer Marc Oppold lässt das Schlagzeug bissiger, akzentuierter und viel abwechslungsreicher krachen als dies zuletzt der Fall war, und auch die beiden Gitarristen Tobi Kipp und Volker Schmietow lassen Riffs und Leads vom Stapel, welche die Scheibe wieder nach melodischem Teutonenmetal klingen lassen und bei aller Eingängigkeit und Melodiosität auch die nötige Härte und Eindringlichkeit mitbringen.
Diese Frische und Spielfreude haben sich auch spürbar aufs Songwriting übertragen, denn "Bound To The Witch" bietet im gesteckten stilistischen Rahmen einiges an kompositorischem Abwechslungsreichtum, und vor allem hat nahezu jeder der elf neuen Songs ganz hervorragende Hooklines und eingängige Refrains, die sich nicht nur ins Hirn eingraben, sondern die auch dafür sorgen werden, dass das Publikum künftig live auch diese neuen Stücke feiern wird. So ist bereits der stampfende, rockende Opener 'Songs Of Steel' ein trotziges Statement, dass auf schlechte Zeiten immer wieder auch Höhen kommen, die es aus vollen Zügen zu genießen gilt. Die Leadgitarren sind hier eine echte Freude, und auch das Hauptriff ist sehr eindringlich. Wo das folgende 'Odin's Ravens' eine etwas metallischere Kante im gehobenen Midtempo fährt und mit einem sehr melodischen Refrain glänzt, da überzeugt 'The Choir Of The Dead' mit einigen feinen rhythmischen Spielereien, einem unnachgiebig rockenden Groove mit minimaler MOTÖRHEAD-Note, sowie einigen spitzen Trademark-Screams von Andy Mück.
Der Einstieg in Album Nr. 11 ist also gelungen und auch im weiteren Verlauf lassen sich kaum Schwächen finden, denn das Titelstück ist in Sachen Riffing verdammt heavy geraten und wächst sich im Refrain zur echten Mitsing-Hymne mit starken Backing Vocals aus. Eine etwas mystischere Aura begegnet uns beim dramaturgisch spannenden und an der Klampfenfront sehr heavy bratenden 'Arya', und als kleines Geschenk für die Fans gibt es im 37. Jahr des Bestehens der Band endlich auch die veritable, selbstbetitelte Bandhymne 'Stormwitch', die uns hoffentlich und wahrscheinlich noch lange im Liveset begleiten wird. Wo es bei 'Life Is Not A Dream' flott und hochmelodisch abgeht, da hat 'King George' die nötige Mystik und Erhabenheit, sowie die angelsächsisch-maidenesquen Leadgitarren, um in der langen Reihe starker Historienepen aus dem Hause STORMWITCH eine gute Figur abzugeben. Somit nähern wir uns dann auch dem letzten Drittel des regulären Albums, und dieses hat mit 'Ancient Times' eines der härteren, am Riff orientierten STORMWITCH-Stücke in der Hinterhand, sowie das mega-eingängige, melodische 'Ghost Of Mansfield Park' und als Schlusspunkt natürlich - wie könnte es bei den "Masters Of Black Romantic" anders sein - die tolle akustische Ballade 'Nightingale' bei der Andy nochmal sehr viel Gefühl und Tiefgang in seine Gesangsdarbietung legt und hierbei beweist, dass er nichts verlernt und von seinem sehr eigenen Charisma nichts verloren hat.
Ja, so bleibt - nach drei netten Boni in Form von Neueinspielungen der Klassiker 'Stronger Than Evil', 'Rats In The Attic' und 'Priest Of Evil' - das meines Erachtens stärkste STORMWITCH-Album seit mehr als einem Vierteljahrhundert, das vor allem deshalb so begeistert, weil es sich so anfühlt, wie sich STORMWITCH dieser Tage auch auf der Bühne präsentiert: Wie das Werk einer Einheit, die in jeder Beziehung den Spaß am gemeinsamen Rocken wieder gefunden hat. In dieser Form bleibt uns die alte Hex' hoffentlich noch sehr lange erhalten!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle