STREAM OF PASSION - Embrace The Storm
Mehr über Stream Of Passion
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Inside Out / SPV
- Release:
- 21.10.2005
- Spellbound
- Passion
- Deceiver
- I'll Keep On Dreaming
- Haunted
- Wherever You Are
- Open Your Eyes
- Embrace The Storm
- Breathing Again
- Out In The Real World
- Nostalgia
- Calliopeia
STREAM OF PASSION sind eigentlich ein typisch holländisches Produkt. Zum einen, weil unsere Nachbarn eine Fülle von Bands mit Sängerin am Start haben, zum anderen, weil die Handschrift von AYREON-Mastermind und STREAM OF PASSION-Gründer Arjen Lucassen hier und da - trotz des Verzichts auf das AYREON-Markenzeichen, Vintage-Synthesizer und Keyboards - deutlich durchschimmert. Nach dem letzten AYREON-Meisterwerk "The Human Equation" wollte Arjen (nach zehn Jahren ausschließlicher Projektarbeit) zusammen mit der darauf mitwirkende mexikanischen Sängerin und Geigerin Marcela Bovio endlich wieder eine richtige Band gründen. Die weiteren Mitglieder der doch sehr internationalen STREAM OF PASSION-Crew fand der hier als Rhythmus-Gitarrist fungierende Arjen zum Teil - genau wie seinerzeit Marcela - über das Internet: Schlagzeuger und Landsmann Davy Mickers und die schwedisch-amerikanische Gitarristin Lori Linstruth. Den Rest der Truppe bilden der mexikanische Pianist Alejandro Millán sowie der Holländer Johan van Stratum am Bass. Für die meisten Cello- und Streicherparts griff man zusätzlich auf Gastmusiker zurück.
Musikalisch gehen STREAM OF PASSION weniger in die Bombast-Metal-Richtung à la AFTER FOREVER, sondern präsentieren sich als eine etwas düsterere Mischung aus THE GATHERING und LACUNA COIL plus einem Haufen weiterer Einflüsse. Aber auch STREAM OF PASSION konzentrieren sich vorwiegend auf die Qualitäten ihrer Sängerin, deren schöne Stimme klar im Vordergrund steht und die auch im Booklet omnipräsent ist.
Im Opener 'Spellbound' vermischen sich Tribal-Drumming, Piano- und Streicher-Klänge und das insgesamt sehr akzentuierte, tief wummernde Bass-Spiel Johan van Stratums mit eher unauffälligen Gitarren-Riffs und Marcelas fesselndem Gesang und geben in Sachen Vielseitigkeit die Marschrichtung für "Embrace The Storm" vor. 'Passion' beinhalt wahrlich leidenschaftliche Streicher-Parts und verknüpft diese mit einem an LACUNA COIL erinnernden leichtfüßigen Refrain. Das rockigere 'Deceiver' überrascht durch einen fast jazzigen Piano-Touch, während die dramatische Ballade 'I'll Keep On Dreaming' den Vergleich mit THE GATHERING aufkommen lässt. Im mal geflüsterten, mal hart rockenden, mal zuckersüßen 'Haunted' sowie im teils relaxten, teils temporeichen 'Out In The Real World' mischen sich englische und spanische Texte. Das Piano-Stück 'Nostalgia' ist sogar ausschließlich in spanischer Sprache gehalten. 'Wherever You Are' ist - neben dem Titeltrack - einer der Songs, die auch auf einer AYREON-Scheibe stehen könnten. Das anfangs balladeske, später dramatische 'Open Your Eyes' enthält zum Teil leicht verzerrten Vocals sowie das schönste Gitarren-Solo der gesamten Scheibe. Im verträumten 'Breathing Again' (sowie einigen anderen Songs) überzeugt Marcela auch an der Geige, während Bassist Johan im psychedelischen bis rasanten 'Calliopeia' seinen letzten großen Auftritt hat.
Etwas zwiespältig stehe ich dem Großteil der (glücklicherweise nicht allzu häufigen) Gitarren-Soli von Lori Lindstruth gegenüber, die für meinen Geschmack doch etwas zu traditionell ausfallen und manchmal nicht wirklich zur eher orchestralen bis düster-modernen Ausrichtung der Scheibe passen wollen. Hier zollt Haupt-Komponist Arjen wohl seiner Leidenschaft für den 70er/80er-Rock Tribut.
Trotz aller Vielseitigkeit hat "Embrace The Storm" noch leichte Schwächen im kompositorischen Bereich. Manche Parts sind etwas langatmig, und gerade vor der hohen Messlatte der letzten AYREON-Outputs zünden einige Songs nicht ganz so gut, wie man es von Arjen Lucassen gewohnt ist. Außerdem konzentrieren sich die Kompositionen stellenweise etwas zu sehr auf die (wirklich gute) Stimme Marcelas - doch auch ein Lied mit einer phantastischen Sängerin ist nicht automatisch ein phantastisches Lied. Trotzdem hebt sich das Album sehr positiv von dem Gros der female fronted Bands ab und ist ein mehr als beeindruckendes Debüt - denn als solches sollte man es ungeachtet des musikalischen Hintergrunds von Arjen Lucassen durchaus betrachten. Ich bin gespannt auf die für Januar/Februar 2006 geplante Tour, die den tatsächlichen Bandstatus von STREAM OF PASSION entgültig untermauern sollte.
Die parallel zur regulären Ausgabe erscheinende Special Edition enthält neben einem erweiterten Artwork eine recht unterhaltsame Bonus-DVD, unter anderem mit dem Videoclip zu 'Passion', einem "Making-of" und den frühen Demos aller auf dem Album enthaltenen Tracks. Zwar kann sie allein schon aufgrund der eher minderwertigen Qualität einiger Aufnahmen nicht gegen die tolle Bonus-DVD von AYREONs "The Human Equation" anstinken, ist aber für einen nicht allzu hohen Aufpreis eine durchaus lohnenswerte Anschaffung.
Auf der Homepage kann man sich derzeit das 'Passion'-Video sowie 'Deceiver' als mp3 herunterladen.
Anspieltipps: Spellbound, Passion, Haunted, Wherever You Are, Embrace The Storm, Out In The Real World
- Redakteur:
- Elke Huber