STREAM OF PASSION - The Flame Within
Mehr über Stream Of Passion
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 29.05.2009
- The Art Of Loss
- In The End
- Now Or Never
- When You Hurt Me The Most
- Run Away
- Games We Play
- This Endless Night
- My Leader
- Burn My Pain
- Let Me In
- Street Spirit
- A Part Of You
- All I Know
Ohne Arjen ist alles doof. Zumindest ein bisschen.
Dass Arjen Lucassen der nach dem "The Human Equation"-Album für seinen Schützling Marcela Bovio gegründeten "Band" STREAM OF PASSION schnell wieder den Rücken zugekehrt hat, überrascht nicht, denn dazu ist der holländische Projektkönig als zu unstet bekannt. Dass gleichzeitig Gitarristin Lori Lindstruth den Hut nahm, verwundert ebenso wenig, zu "gecastet" wirkte dieser teilweise über das Internet rekrutierte Haufen von Anfang an. Lediglich der Weggang von Bovio-Landsmann Alejandro Millán lässt einen kurz die Augenbrauen heben. Die viel zu schnell auf den Markt geworfene DVD "Live In The Real World", welche eher wegen der darauf verwurstelten AYREON und STAR ONE-Songs in die Sammlung eines jeden Lucassen-Fans gehört, dürfte im Nachhinein als Vermächtnis des sympathischen Hünen zu betrachten sein, denn mit dem nun vorliegenden Zweitling "The Flame Within" ist die STREAM OF PASSION-Stammbesetzung Marcela Bovio (Gesang), Johan van Stratum (Bass) und Davy Mickers (Schlagzeug), verstärkt durch die beiden neuen Gitarristen Eric Hazebroek und Stephan Schultz sowie Tastenmann Jeffrey Revet, auf sich allein gestellt. Und eine neue Plattenfirma (Napalm Records) gibt's auch.
Viel geändert hat sich dennoch nicht. Natürlich fehlt die Handschrift des Holländers, die auf "Embrace The Storm" noch deutlich durchschimmerte. Aber auch die neuen, angeblich im Kollektiv der inzwischen in der gleichen Stadt ansässigen Bandmitglieder entstandenen Songs, sind von der ersten bis zur letzten Note auf die hübsche Frontdame zugeschnitten. Wenn man tatsächlich bereits von einem STREAM OF PASSION-Sound sprechen kann, so findet man ihn auf "The Flame Within" sofort wieder.
Und doch, die neuen Stücke kicken mich nicht ganz so. Ich vermisse die vielen kleinen exotischen Details, die das Debüt aus dem Gros der Female-Fronted-Gothic-Metal-Combos hervorgehoben haben. Schlagzeuger Davy Mickers trommelt weniger variabel und dadurch blasser. Johan von Stratums Bass wummert nicht mehr so wunderbar akzentuiert wie zuvor. Man hört gelegentlich, dass das Keyboard kein Piano ist und die Streicher -bis auf Marcelas Geigenspiel - mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nach nicht echt sind. Der gänzliche Verzicht auf Marcelas spanische Muttersprache hinterlässt ebenfalls eine kleine Lücke, und selbst die Produktion klingt eben nicht mehr nach AYREON, sondern nach einer x-beliebigen, wenn auch nicht unbedingt schlechten Goten-Formation. Nur bei den immer noch ungewöhnlich powermetallischen Soli muss ich ein wenig an die exzentrische Lori denken. "The Flame Within" ist in gewisser Weise zielgruppenorientierter und daher ein Stück weit farbloser als sein Vorgänger.
Von den Songs wissen mich die weniger rockigen am meisten zu überzeugen. Das träumerische 'In The End' ist Marcelas schöner Sopran-Stimme auf den Leib geschneidert und lässt durch den dezent jazzigen Touch an ihre wirklich tolle mexikanische Band ELFONÍA denken, die leider gerade ziemlich brach zu liegen scheint. Auch das dramatische, zuweilen zerbrechlich wirkende 'When You Hurt Me The Most', das balladeske, fast schüchtern anmutende 'Run Away' oder das schwelgerische 'Street Spirit' sind bezaubernd und erinnern daran, warum Arjen Lucassen die damals noch unbekannte Sängerin für eine prominente Rolle seines "The Human Equation"-Meisterwerks auserwählt hat. Im entspannten 'Burn My Pain' lassen sich sogar ausnahmsweise markante Bassläufe ausmachen. Die Ausnahme zur Balladen-Regel bildet das unter einen leichten Kitsch-Decke erstickende 'My Leader', das irgendwie völlig an mir vorbeirauscht.
Doch in den schnelleren Stücken wie dem sicher livetauglichen 'Now Or Never' oder dem ein wenig hektischen 'Games We Play' trägt der Gesang nicht immer, denn wenn die Dame sich sputen muss, kling sie schnell etwas dünn. Und das ausgiebige "Uh" und "Ah" in 'This Endless Night' kratzt knapp an der Grenze des Unerträglichen vorbei. Der bisher nicht erwähnte Rest liegt irgendwo dazwischen. Die Titel tun nicht weh, sie begeistern aber auch nicht. Sie sind durchaus gut gemacht, bleiben aber nicht hängen.
Ich will "The Flame Within" jetzt nicht unbedingt schlecht machen, aber nach dem mehr als ordentlichen Debüt hatte ich mir doch etwas mehr erhofft als einen lediglich stellenweise überzeugenden, über zu weite Strecken jedoch nur guten (mit Tendenz zum nicht ganz so guten) Nachfolger. Aber mal ehrlich: Ohne Progmeister Arjen war eigentlich nichts anderes zu erwarten.
Anspieltipps: In The End, When You Hurt Me The Most, Run Away, Burn My Pain, Street Spirit
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Elke Huber