SUCH A SURGE - Alpha
Mehr über Such A Surge
- Genre:
- Crossover
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 04.04.2005
- Überfall
- O.K.
- Was jetzt?
- Alles was mir fehlt
- Zu allem bereit
- Radiosong
- Mein Tag
- Instant Replay
- Nachtaktiv
- Blender
- Mission erfüllt
- Monster
Wo SUCH A SURGE draufsteht, ist auch SUCH A SURGE drin! Solch einen Satz würde ich normalerweise für die Veröffentlichungen von Bands benutzen, bei denen ich wohlwollend eine nicht zu verleugnende Stagnation im musikalischen Schaffen kaschieren will. Völlig ohne diesen Hintergedanken kann man diesen Satz dennoch super auf das aktuelle Album "Alpha" der Jungs aus Braunschweig beziehen. Gern hören sie das sicherlich nicht, weil man besonders nach personellen Änderungen damit den ersten Schritt in eine neue Epoche machen will.
Ausnahmsweise ist hier aber mal nicht von Stagnation, sondern von Linientreue, und von einem fetten Lob dafür, die Rede.
Es scheint so, als würde jede Änderung im Stil eine zwangsläufige Annäherung an einen bereits bestehenden, etablierten Stil darstellen. Insofern ist es das Beste, was man bei SUCH A SURGE tun konnte, weiter in der eigenen Nische den Thron auszubauen. Genau genommen gibt es da nicht mal irgendeine Band, die sich überhaupt in den Gefilden des "Alpha"-Männchens aufhält.
Die Kunst ist hierbei, trotz unzähliger musikalischer Einflüsse dennoch unverkennbar sein eigenes Gesicht zu tragen. Mag sein, dass die Musik seit der "Rotlicht" wieder etwas härter geworden ist, aber unter der Fuchtel von Nuclear Blast wäre auch alles andere eine Überraschung gewesen. So wird beispielsweise bei so harten Nummern wie 'Zu allem bereit' oder 'O.K.' gern mit Gitarrensoli gearbeitet. Mit 'Radiosong' platziert man außerdem eine echte Speednummer in der Mitte des Albums. Andererseits zerfließen Lieder wie 'Alles was mir fehlt' in den sanften Klängen von Violinen.
Allgemein klingen besonders die Backgroundvocals nunmehr sehr viel geschriener. Dennoch sind die Stimmen von Oliver und Michel viel zu vertraut, um einen Stilbruch nahe zu kommen.
Bei aller Liebe zum Detail waren, sind und bleiben es die Lyrics, mit denen alles steht und fällt. Und die sind es sicherlich letztlich, für die man diese Band entweder liebt oder hasst. Ist es doch klassisch so, das deutsche Texte viel schneller peinlich wirken (für uns Deutsche) als englische. Es hat auf jeden Fall einen kleinen Orden verdient, dass SUCH A SURGE es auf diesem Gebiet noch immer schaffen, abwechslungsreiche Lieder zu kreieren. Nach dem obligatorischen "Wir sind wieder da"-Opener 'Überfall' wird mit 'O.K.' und 'Was jetzt?' sofort der schwere Sozialkritikhammer geschwungen. Wirklich ichbezogene Texte findet man nur bei 'Alles was mir fehlt' und 'Mein Tag', sei es im positiven oder im negativen Sinn.
Wirklich bissig und herausragend in seiner Intention ist aber erst 'Mission erfüllt'. SUCH A SURGE haben damit gewissermaßen die Zeichen der Zeit erkannt und schrecken nicht davor zurück, mit ihrer ersten Album-Single politisch Position zu beziehen. Unverblümt und berührend wird hier der Wahnsinn und die Sinnlosigkeit der amerikanischen Weltpolitik am Beispiel des Irakkriegs behandelt. Vielleicht erinnert die Machart ein wenig zu sehr an seichten Pop, aber der Zweck heiligt die Mittel. Außerdem kriegt man bereits, wenn zum ersten Mal der Refrain ausbricht und noch mehr nach dem Zwischenspiel mit Nachrichtensprecher-Einspielern, zwangsläufig Geflügelhautentzündung. Der Song geht ganz tief unter die Haut und ist somit die beste Wahl zur Single.
Fragt sich, ob man das Lied generell ohne "ü" schreiben sollte, damit das Wort "fuel" drin vorkommt … aber das nur am Rande.
Ansonsten schaffen SUCH A SURGE Neues im angenehmen Gleichklang mit der Tradition. Was nicht fehlen durfte, war ein Track auf Englisch, der im Falle von "Alpha" auf den Namen 'Instant Replay' hört. Der schemenhafte Gorillakopf auf dem Cover macht es deutlich: Nur die Stärksten überleben, und SUCH A SURGE gehören definitiv zu ihnen. Dieses Album ist mächtig. Es wird Fans begeistern und neue ernten.
Anspieltipps: Mission erfüllt, Überfall, O.K.
- Redakteur:
- Michael Langlotz