SUN AND THE MIRROR, THE - Dissolution To Salt And Bone
Mehr über Sun And The Mirror, The
- Genre:
- Dark Ambient / Drone / Noise / Heavy Psych / Doom
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Brucia Records
- Release:
- 02.04.2021
- 1. Interval I
- 2. Currents
- 3. Interval II
- 4. Katherinella Angustri
<em>"Leben in Wellen, in der grauen Flut. Wir werden uns auflösen, Körper aus Salz, Asche und Knochen."</em>
Das amerikanische Experimental-Doom-Dark-Ambient-Drone-Duo stammt ursprünglich aus Everett, Washington und existiert bereits seit zehn Jahren. THE SUN AND THE MIRROR besteht zum einen aus der Cellistin Sarah Townley, welche tief bewegende Mauern aus Ambient Drone und zergliederten klassischen Melodien kreiert. Zum anderen gehört Reggie Townley dazu, der für Gesang, Gitarre, Bass, Elektronik und Schlagzeug verantwortlich zeichnet. Gegen Ende ihres Live-Auftrittes am 02.04.2019 in Logan, Utah, stellte Sarah Townsend ferner ihr Talent in der Bildenden Kunst unter Beweis, indem sie zur Musik ein Gemälde gestaltete. Das Duo hat am 02.02.2018 die Kassette "Demo" mit vier Tracks über South Facing Slope veröffentlicht.
"Dissolution To Salt And Bone", welches über Brucia Records erscheinen wird, ist ihr Debütalbum. Das Label erläutert hierzu: "Das Album fließt mit müheloser, doch kraftvoller Stärke und verschmilzt unterhalb der Strömungen seines Flusses eine einzigartige Mischung aus Doom, psychedelischem, minimalistischen Noise, Dark Orchestral, Drone und Folk. Es wurde mit dem Bordgenerator eines Wohnmobils während eines Roadtrips über den Ironside Mountain zur Küste von Oregon geschrieben und komponiert, als das Ehepaar auf dem Weg war, um die Asche eines Familienmitglieds zu verstreuen." Somit stelle das Debütalbum "eine dramatische, private Meditation über Trauer und Verlust dar, die es irgendwie schafft, die Themen Zerfall und Fossilisierung von Knochen als universellen Archetyp für Beispiele wie Erinnerung, Veränderung und Evolution hervorzubringen."
Seltsamerweise besteht der Opener aus einem Lied namens 'Interval I'. Vor dem Zuhörer breitet sich ein Klangteppich aus, in dem sich das Cello auf bereichernde Art und Weise hinein knüpft. Dieser wird von Reggies Einflussnahme manchmal durchbrochen, doch dann wiederum davon unterstützt. 'Currents', der längste Song des Albums (17:52), enthält einen Rahmen aus einem einfachen Basspiel, welches auch bis zum Metal-Part (selbst in den beiden Pausen) in tragender Weise zu hören. Das Cello leitet noch zarter aus dem Intro in den seltsam anziehenden Gesang über, der von einer traumhaft umspielenden Geräuschkulisse begleitet wird. Die nach fast vier Minuten einsetzende Gitarre unterstreicht daraufhin düster die Schwermut des Stückes. Dieser Eindruck verstärkt sich ab der achten Minute noch, wenn die Gitarre den Gesang eskortiert. Nach der zweiten Pause sechs Minuten vor Ende tritt das Schlagzeug hinzu, und kurz darauf schlägt der Doom-Sound durch. Das Lied hält den Hörer gefangen, indem er sich emotional wie betäubt fühlt, ausgenommen der Momente trauender Gefühlsausbrüche. Die Stimme erinnert mitunter an Sam Rosenthal (BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL) vom Projekt Label.
In 'Interval II' empfängt einen ein ruhiges Intro, zu dem sich nach einer Minute Cellospiel gesellt. Es verdient den Name "Interval" noch mehr als der erste Albumtitel. Zirka nach der Hälfte ertönen zwei kurze Störungen durch die Gitarre. Im Übrigen ist der Song recht gleichbleibend, auch wenn das Cello hier und da etwas ausschwenkt. Zu Beginn von 'Katherinella Angustri' wird ein interessantes Klanggebilde angeboten, welches nur entfernt leichtem Flötenspiel oder gar kurzem Aufwärmen eines Orchesters bei einem Konzert ähnelt, jedoch bedeutend wohlklingender. Dieses Gebilde ändert sich noch vor Ablauf von zwei Minuten, wobei der experimentelle Aspekt des Finaltracks erhalten bleibt. Er ruft im Zuhörer eine gewisse traurig angehauchte, gefühlsmäßige Verwirrtheit hervor, welche aber keineswegs unangenehm ist. Nach sieben Minuten wandelt sich die Stimmung des Songs in fatalen Doom, bei welchem jedes einzelne Instrument klar heraus gehört werden kann. Erst in der zweiten Hälfte ist Gesang zu hören, wobei es mitunter so klingt, als würde eine zweite Stimme beitreten oder als sei die Erste doppelt vorhanden. Der Track baut sich bis zum rein instrumentalen Abschluss immer weiter auf.
Nachdem ich auf "Dissolution To Salt And Bone" schon vorher sehr neugierig war, obwohl ich THE SUN AND THE MIRROR bisher nicht kannte, kann ich abschließend sagen, dass das Werk meine Erwartungen sogar noch übertroffen hat. Mein Interesse hat beim Anhören nicht eine Sekunde nachgelassen. Das Album kredenzt ein hervorragendes Bukett aus Experimental, Doom, Dark Ambient und Drone. Ein Stück gleitet sanft ins Nächste über. Das Cello übertüncht die anderen Klänge nicht, sondern fügt sich harmonisch ein. Die elektronischen Einflüsse sind vortrefflich gewählt und platziert. Insbesondere die beiden langen Stücke haben mich schwer beeindruckt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt