SVALBARD - The Weight Of The Mask
Mehr über Svalbard
- Genre:
- Post Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 06.10.2023
- Faking It
- Eternal Spirits
- Defiance
- November
- Lights Out
- How To Swim Down
- Be My Tomb
- Pillars In The Sand
- To Wilt Beneath The Weight
Was für eine Bombe von einem Album!
Wie ich sie doch liebe, die vielen Pessimisten, die ständig das Ende von harter Gitarrenmusik ausrufen. Macht man aber einmal die Augen auf, dann sprudelt der Underground und die Szene im Allgemeinen gerade nur so vor spannenden Newcomern mit massig Potential. Ein solcher ist auch Quartett SVALBARD aus dem englischen Bristol, das sich musikalisch grob dem Post Hardcore verschrieben hat. Mit seinen bisherigen beiden Alben "One Day All This Will End" und "It's Hard To Have Hope" konnte der Vierer meine Kollegen Timon und Björn allerdings nicht so recht überzeugen, was ich angesichts des Genusses des neuen Langdrehers "The Weight Of The Mask" so überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Nun gut, in einem Punkt muss ich meinen Kollegen Recht geben: In der Vergangenheit hatte die Band um Fronterin Serena Cherry durchaus die Tendenz, ihre Songs mit verschiedenen Versatzstücken aus Metal, Metalcore oder auch Crust zu überfrachten. Doch das unheimliche Potential des Quartetts war dabei schon immer zu hören und auf dem mittlerweile vierten Langspieler bringen die Briten all ihre Stärken nun perfekt auf den Punkt. Los geht es schon grandios mit dem eröffnenden 'Faking It', das treibend, aufwühlend und melodisch beglückend zugleich ist. Schon ab der ersten Sekunde legen die Gitarren hier herrlich Hooklines aus, die mich ganz entfernt an PARKWAY DRIVE erinnern und sich sofort im Ohr festbeißen. Und auch wenn der Song langsam Fahrt aufnimmt und Serena gemeinsam mit Liam Phelan alles an die Wand brüllt, bleibt die melodische Rettungsleine, an der sich Hörer und Hörerinnen durch den musikalischen Sturm hangeln können, immer erhalten und wird im Refrain sogar noch von geschmackvoll eingesetzten Synthesizern unterstrichen. Was für ein Kracher, der sich mit Sicherheit noch lange in meiner Playliste halten wird.
Das Problem ist, dass der Opener aber lange nicht der einzige Track ist, der sich als absoluter Hit entpuppt. 'Eternal Spirits' ist zwar deutlich grooviger, aber nicht minder großartig, und 'Defiance' zeigt im Anschluss sogar eine etwas melancholischere Seite der Briten, vor allem wenn Serena sogar vereinzelte Klargesänge mit einfließen lässt. 'November' treibt als großteils düstere Halb-Ballade diese Entwicklung sogar noch auf die Spitze, auch wenn mir die Nummer nicht sofort so im Ohr bleibt wie die drei vorangegangenen Songs. Doch keine Sorge, auch in der zweiten Plattenhälfte sind Highlights keine Rarität, denn das zwischen wilden Riff-Attacken und poppigen Ausflügen wechselnde 'Lights Out' oder der wüste Rocker 'Be My Tomb' drängen sich wieder förmlich in meine Playliste, die mit Sicherheit für die kommenden Wochen von SVALBARD dominiert werden wird. Einen Kritikpunkt von Timon und Björn muss ich aber erneut erwähnen, denn weiterhin sind die heiseren Schreie von Serena und Liam nicht unbedingt abwechslungsreich, sondern vermitteln vor allem Druck und Verzweiflung. Mich stört dieser Umstand aber nicht, denn die melodischen Widerhaken werden von den Instrumenten geliefert und durch die vermehrte Vielfalt mit eingestreuten Spoken-Word-Passagen und vereinzeltem Klargesang ist auch an dieser Front für Abwechslung gesorgt.
Ist SVALBARD bisher vielleicht noch mit ein paar Vorschusslorbeeren als "Hoffnung des Post Hardcore" betitelt worden, wird die Truppe diesem großen Aushängeschild mit "The Weight Of The Mask" nun vollends gerecht. Diese Scheibe ist einfach nur intensiv, mitreißend und schlicht und ergreifend großartig. Für mich sind die Briten daher in diesem Sektor gemeinsam mit den deutschen Kollegen FJORT das Spannendste, was der Markt im Moment zu bieten hat. Ganz, ganz großes Ohrenkino!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs