SVARTTJERN - Shame Is Just A Word
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2020
Mehr über Svarttjern
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Soulseller / Soulfood
- Release:
- 17.01.2020
- Prince Of Disgust
- Ment Til Å Tjene
- Melodies Of Last
- Ta Dets Drakt
- Frost Enbalmed Abyss
- Ravish Me
- Bonded By Blood
- Shame Is Just A Word
Wer den pechschwarzen norwegischen Neunzigern bis heute anhängt wird rundum versorgt.
SVARTTJERN ist eine jener feinen Bands, die auch anno 2020 noch mit Stolz das TNBM-Signet wie eine Monstranz vor sich her trägt: "True Norwegian Black Metal". Ob der geneigte Schwarzstahlfreund nun auf die Frage der Wahrhaftigkeit in musikalischen Dingen noch wirklichen Wert legt oder nicht, sei dahin gestellt, denn eines ist jedenfalls recht sicher, wenn uns diese Initialen auf einem Album begegnen: Wir werden bestimmt nicht mit modernen Experimenten, zeitgemäßen Sounds oder sonstigen Unbillen des Fortschritts hadern müssen. TNBM ist noch immer zuvorderst ein Statement für die alte Schule des Black Metals, für das flirrende Nordland-Riffing, für geifernde und keifende Schreie, für kehlige "Ughhs!", für schepperndes Drumming und für eine greifbar finstere Atmosphäre zwischen den alten schwarzmetallischen Ahnen BATHORY und CELTIC FROST, sowie im Falle SVARTTJERNs auch in besonderem Maße dem guten alten pechschwarzen Teutonenthrash, oder auch dem Bay-Area-Thrash, wie das ebenfalls enthaltene EXODUS-Cover und am Ende auch das Titelstück - mit seiner so bizarren wie schrägen Hammond-Orgel-Abfahrt - verraten.
Auf diese Weise bewegt sich das Quintett aus Oslo, das mit Ausnahme der Bassposition die inzwischen Malphas eingenommen hat, stets stabil mit Sänger HansFyrste, den Gitarristen Fjellnord und HaaN und Drummer Grimmdun besetzt war, seit 2003 und über vier Alben durch die Szene, und nun ist es Zeit für das Fünftwerk "Shame Is Just A Word", das all das perfekt vereint, wofür SVARTTJERN steht. All das, aber eben auch nur das. Und das ist auch gut so, denn etwas anderes wird niemand hören wollen, der sich am schwarzen Tümpel niederlässt, um der liebreizend garstigen Musik zu lauschen. Gleich der wilde und schnelle, dennoch aber auch groovende und rockende Opener 'Prince Of Disgust' geht voll in den Nacken, HansFyrstes Gesang ist grandios, stets gut verständlich und doch urgrimmig, und die Band spielt so geschickt mit ruhigeren Momente, dass die Garstigkeit und Boshaftigkeit durch die starke Dynamik noch unterstrichen wird. Das ist eine von zahlreichen Facetten, die deutlich macht, dass TNBM trotz des glasklaren stilistischen Statements eben doch so viel mehr ist, als nur ein verkaufsfördernder Aufkleber für generische Stangeware. Nein, weit gefehlt. SVARTTJERN ist keine Stangenware, denn dazu sind die fünf Herren viel zu gute Musiker und viel zu versierte Songwriter. Das - dankenswerter Weise nicht einzige - auf Norwegisch intonierte Stück 'Ment Til Å Tjene' bietet beispielsweise die volle Bandbreite vom angeschwärzten Thrash-Riff der DESTRUCTION-Schule bis hin zum monströsen, frostig angehauchten DARKTHRONE-Groove und einem wild slayernden Solo, ohne dabei aus dem abgesteckten stilistischen Rahmen zu fallen.
Wenn zum prasselnden Regen und cleanen Zupfgitarren sodann das dritte Stück 'Melodies Of Lust' über uns hereinbricht, fühlen wir uns an die besten Zeiten von RAGNAROK (für die HansFyrste auch schon zum Mikro gegriffen hat) und SETHERIAL erinnert, und wir dürfen eine erneut makellose, toll phrasierte und emotional sehr eindringliche Gesangsleistung des Frontmannes bestaunen, welche die Frage aufwirft, warum er und seine Band keine noch größere Nummer im Black-Metal-Universum sind. Klar, für den Stil, den SVARTTJERN spielt, war und ist die Band sicherlich viel zu spät dran, um noch prägenden Einfluss zu haben und als Genre-Flaggschiff zu gelten, doch wen auch nach einem Vierteljahrhundert noch nach dem urtümlichen Stil der norwegischen Mittneunzigerjahre dürstet, der wird bei HansFyrste und seinen Mitstreitern gestillt werden. Ganz gleich ob das rhythmisch spannende 'Ta Dets Drakt', das schnelle, kalte 'Frost Embalmed Abyss', auch jeder weitere Song der Scheibe hat Widerhaken, Wiedererkennungswert und Hooks, die ein generisches Werk nicht hätte. SVARTTJERN ist eben nicht nur stilsicher, sondern auch kompositorisch voll auf der Höhe und damit für Fans von Truppen wie TSJUDER, ISVIND, TAAKE oder URGEHAL eine absolute Bank. Das neue Album "Shame Is Just A Word" gibt daher eine tolle Ergänzung für eure heimische TNBM-Sammlung ab.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle