SYN:DROM - Iconoclasm
Mehr über Syn:drom
- Genre:
- Extreme Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- ViciSolum Productions
- Release:
- 19.02.2013
- Black Dawn
- A Silent Void
- Cold Existence
- The Filth Unmasked
- Solitude Breeds Death
- 13th Serpent
- Reversion
- Through Divine Intoxication
- Iconoclastiv View
- Imposing As Gods Amongst Men
Die Grenzen des (Un)Zumutbaren neu ausgelotet
"Äh, du hörst Metal? Das ist doch nur Lärm und Krach. Und geht’s da nicht um Satan, Kleinkinder töten und sowas?" Ähnlich dämliche Fragen dürften jedem Metalfan irgendwann im Bekanntenkreis schon untergekommen sein. Sollten besagte Ahnungslose allerdings zufälligerweise an "Iconoclasm", den neuesten Output der schwedischen Todesmetaller SYN:DROM geraten sein, kann man ihnen derartige Befürchtungen gar nicht verübeln. Denn SYN:DROM klingen genau so: Nach Lärm, Krach, nach blankem Hass, tödlicher Vernichtungswut, des Leibhaftigen Soundtrack sozusagen. Das alberne Cover, auf dem ein gehörntes Biest mit Jesu Friedensgruß unter die Menschen tritt, sowie der abgedroschene Titel "Iconoclasm" dürften ihr Übriges tun, sämtliche Vorurteile zu bestätigen.
Dabei huldigen die Schweden keineswegs dem Teufel oder irgend einem anderen zwielichtigen Kult. Nihilismus in Endzeitformat trieft pechschwarz aus den deprimierenden Texten, Kulturpessimismus in Reinform bekommt der tapfere Hörer serviert, während ihn der rasend wütende Extreme Death Metal à la SYN:DROM niedermäht. Die erste Single, der Opener 'Black Dawn', vermittelt einen angemessenen Eindruck der knapp 40minütigen Vernichtungsorgie: Doublebass-Blasts brettern mit einem derart mörderischen Tempo über einen hinweg, dass man die einzelnen Schläge kaum noch als solche wahrzunehmen vermag; tiefe, alles bisher an Bösartigkeit Dagewesene in den Schatten stellende Gitarren schreddern jeglichen Ansatz von Harmonie durch den Fleischwolf, und Jonny Petterssons, nun ja, abartiges Gegrunze klingt, als hätte eine Ausgeburt der Hölle im Tonstudio gewütet. Angesichts dieser Brutalität muten selbst die Vorbilder der Band – nach eigener Angabe Genregrößen wie VADER, BEHEMOTH oder NILE – an wie ein paar harmlose Schulkombos aus Nachbars Keller. SYN:DROM huldigen ihren Vorbildern zwar durchaus in gebotener Ehrfurcht, belassen es jedoch nicht bei schlichter Heldenverehrung, sondern schicken sich an, eben diese mit aller Gewalt, alle Extreme des Death Metal bündelnd vom Sockel zu stoßen. Die Schweden bleiben ihrem Genre verhaftet, zerschmettern dabei aber alle Grenzen, loten quasi die Extreme dessen, was irgendwie erträglich ist, noch weiter aus. Das führt allerdings auch dazu, dass ungefähr zwei Drittel des knackigen Zehn-Trackers relativ eintönig klingen – nämlich nach dem stets brutalst Möglichen, was aus zwei E-Gitarren, einem Bass, einem Schlagzeug und den menschlichen Stimmbändern herauszuholen ist. Erst wenn sich die Truppe ein klein wenig zurücknimmt, wird es wirklich spannend: 'Through Divine Intoxication' beispielsweise öffnet die Pforten und gewährt einen Blick in die Unterwelt, als die Blastbeats plötzlich von modernen Breaks gestoppt werden und die Lärmwand erfreuliche atmosphärische Risse bekommt. Oder das im Gesamtvergleich teils zurückhaltende 'Iconoclastic View', in dem ebenfalls auf kontinuierliches Schlagzeuggedresche verzichtet und die Standard-Songstruktur durch sphärische Einwürfe aufgelockert wird. Ansonsten wird gnadenloser Hochgeschwindigkeits-Extrem Death geboten, der auf Dauer schlicht ermüdend wirkt.
Mir ist klar dass Death-Fetischisten dieser Platte bedenkenlos die Höchstwertung verleihen würden – für meinen Geschmack wird einfach zu wenig Abwechslung geboten. Davon abgesehen gibt es allerdings wenig Grund zur Klage: SYN:DROM liefern eine astreine Genrenummer ab, loten stets die Grenzen bis zur maximalen Erträglichkeit aus, und klingen dabei enorm geschlossen und professionell. Die Truppe hat offenbar Großes vor, und ich wüsste nicht wer oder was es wagen würde, sie dabei aufzuhalten.
Anspieltipps: Black Dawn, Through Divine Intoxication, Iconoclastiv View
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause