TéRéBENTHINE - Visions
Mehr über Térébenthine
- Genre:
- Post Rock / Instrumental
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 03.03.2017
- Au Nom Du Paère
- Poupée Charette
- Un Jour Encore
- Phil Jackson
- Goutte d'Eau
- Mer Noire
Ein wunderbares, verstörendes und berauschendes Klangerlebnis!
Ein Koloss, ein Monster, letztendlich aber vor allem das Produkt einer Vision epischen Ausmaßes: Die Musiker von TÉRÉBENTHINE überlassen auf ihrem neuesten Output nichts dem Zufall und scheinen dabei doch so spontan unterwegs zu sein, als wäre der post-rockige Prog-Output des Ensembles aus Paris während einer abgedrehten Jam-Session entstanden.
"Visions" ist ein Titel, der sich in den sechs Nummern immer wieder selbst bestätigt und von einem kreativen Extrem ins nächste fällt. Die Band arbeitet nicht nur düstere Soundscapes auf und unterlegt diese mit ziemlich dissonanten Fragmenten, sondern lebt in jeder Sekunde dieses Albums die absolute Unberechenbarkeit, mit der sich die Herren womöglich sogar manchmal selber überraschen. Das leicht-chaotische 'Au Nom Du Paère' gibt als freakiger Opener die Richtung vor und stürzt die Band bis in den Avantgarde-Bereich, aus dem sie sich dann jedoch mit bewusst wirren Strukturen, einem gezielten Anflug von Hektik und einigen turbulenten Riffs wieder herausarbeitet. Denkt man zunächst, das Ganze wäre lediglich fragmentiert und effektvoll aufbereitet, entdeckt man später die rote Linie die selbst den bizarrsten aller sechs Tracks zusammenhält.
Im weiteren Verlauf geht es auf "Visions" aber vor allem um Stimmungen und ihre überspitzte Darstellung. Die Traurigkeit des gesamten Materials ist dabei der Überbau einer ständigen gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt, in deren rasantesten Abschnitten die Band ihre stärksten Ideen entwickelt. Die Kontrastwirkung aus purer Melancholie und lebendiger Rhythmusarbeit ist dabei der Kern jeder Komposition, um den herum sich finstere Melodien auftun und geradezu jazzige Instrumentalvariationen auftürmen.
Doch die Franzosen verlieren ihr musikalisches Konzept nicht aus dem Auge, steuern es auch in den ausgefallensten Augenblicken souverän und erlauben sich auf der Zielgeraden mit 'Mer Noire' tatsächlich noch einmal, dem Erlebten noch einen draufzusetzen und die krassen Gegensätze noch stärker auszuprägen. Spätestens hier treffen Genie und Wahnsinn in einem beklemmenden Szenario aufeinander, reichen sich die Hand und gratulieren TÉRÉBENTHINE zu einer atemberaubenden Leistung in Sachen Songwriting und Performance und verwandeln "Visions" in ein instrumentales Prog-Monstrum, das momentan seinesgleichen sucht. Diese Platte ist wahrlich einzigartig!
Anspieltipps: Un Jour Encore, Mer Noire
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes