TAKARA - Invitation To Forever
Mehr über Takara
- Genre:
- Melodic Metal
- Label:
- Prog Rock Records
- Release:
- 31.10.2008
- Angel Of Lies
- Final Warning
- Riders On The Storm
- Spotlight
- This Photograph
- 555
- Mystery
- What I Wanted
- Looking For Salvation
- This Has To Be Told
Eine neues Lebenszeichen einer Melodic Rock Band entpuppt sich leider als neuer Aufguss alter Rezepte.
Nun bewegt man sich bereits stramm auf das zwanzigste Bandjubiläum zu, da wird es nach Jahren der Funkstille – das Best Of Intermezzo einmal ausgenommen – Zeit für ein neues Album. Hat sich wohl auch TAKARA-Chef Neal Grusky gedacht. So scharte er ein paar Mitstreiter, darunter die Malmsteen’sche Rhythmusfraktion Patrick Johannson und Bjorn Englen und nach dem Weggang von Gesangsikone Jeff Scott Soto, der immerhin für die Backing Vocals nochmal eingegriffen hat, auch einen neuen Mann für das Mikro, in diesem Fall den Brasilianer Gustavo Monsanto, um sich herum, um einen neuen Melodic-Rock-Meilenstein einzuzimmern.
Eine gute Idee – eigentlich. Doch wenn man das Werk dann rotieren lässt, fallen leider ein paar dunkle Punkte auf der Weste dieses Albums auf. Aber zuerst die positiven Aspekte: handwerklich können die Herren ihre Instrumente zweifellos bedienen, das Keyboard ist dezent eingesetzt und degradiert die Gitarre zu keinem Zeitpunkt zu Beiwerk. Selbst die obligatorische Ballade ist insgesamt weniger schlimm ausgefallen als man genrebedingt befürchten durfte.
Doch jetzt mal zu den kleinen Unannehmlichkeiten. Da ist zu allererst der neue Sänger. Ob man bis nach Brasilien hätte schauen müssen, um einen höchstens durchschnittlichen Vocalakrobaten zu bekommen, selbst wenn er bereits in einigen anderen Combos gesunden hat, kann ich nur schwer beurteilen. Allerdings war selbst bei solchen Entfernungen die Suche nur teilweise erfolgreich. Herr Monsanto kann in den tieferen Gefilden ganz gut singen, wenn auch irgendwie ein wenig unsicher und nach einem Jeff Scott Soto naturgemäß nicht ganz auf dem gleichen Level. Aber da sind ja noch die höheren Lagen, die in zahlreichen Songs scheinbar unvermeidlich sind. Dort scheint Gustavo trotz seiner Ex-Bandliste inklusive ADAGIO und REVOLUTION RENAISSANCE unerfahren zu sein, wenn er nämlich aufsteigt und freudig einige hohe Noten wie alte Bekannte begrüßt, die er lange nicht gesehen hat - und wahrscheinlich auch nur gelegentlich wieder zu Gesicht bekommen wird. Häufig liegt er knapp daneben oder klingt sehr angestrengt, was so gar nicht zu den Songs passen will. Hat das denn niemand vorm CDs-Brennen angehört, zum Beispiel 'Nowhere To Run'? Die vorhandenen Melodien rauschen dadurch an einem vorbei, anstatt den Hörer mitzureißen. Noch schlimmer macht es der Kontrast zu Soto, dessen Backing Vocals, ja selbst wenn er nur "uh-uh-uuuuh" macht, den Brasilianer locker in die Tasche stecken. Hört euch mal 'This Photograph' an. Armer Gustavo.
Noch gravierender ist allerdings die Tatsache, dass die Kompositionen den Geist des Bandalters adäquat ausdrücken. Soll heißen: extrem altmodisch und tausendmal gehört klingen. Ende der Achziger war das vielleicht noch originell, doch die immer gleiche Struktur zusammen mit den fehlenden Akzenten des Sängers hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Jeder Song für sich verdient das Prädikat "gar nicht schlecht", aber zwölf Stück davon sind dann doch unspektakulär. Und leicht am Organ des Sängers vorbeigeschrieben. Trotzdem immerhin bis auf '555' ohne Totalausfall. Es gab Jahre, da war eine solche Scheibe im Melodic Rock/AOR schon ein Grund für Freudensprünge.
Aber noch eine Frage stellt sich: Nach sechs Jahren Ruhepause, was Studioaufnahmen angeht, musste man da tatsächlich die alte Bandhymne 'Spotlight' erneut einspielen? Und das nicht etwa als Bonustrack, sondern an vierter Stelle. Ganz so austauschbar sind die Lieder auch wieder nicht, Herr Grusky, dass wir das nicht merken würden. Noch blöder, dass das dennoch ein Album-Highlight ist. Daher: Okay für den Genreliebhaber, aber leider nicht mehr.
Anspieltipps: Final Warning, Spotlight, Still A Mystery
- Redakteur:
- Frank Jaeger