TANGENT, THE - A Place In The Queue
Mehr über Tangent, The
- Genre:
- Prog Rock
- Label:
- Inside Out/SPV
- Release:
- 03.02.2006
- In Earnest
- Lost In London
- DIY Surgery
- GPS Culture
- Follow Your Leaders
- The Sun In My Eyes
- A Place In The Queue
THE TANGENT und ihr Kopf Andy Tillison haben nach anderthalbjähriger Pause ihr drittes Album am Start, das mit einigen leichten Kurskorrekturen im Sound aufwartet. Ursache hierfür ist sicherlich der Weggang von zwei mittlerweile ersetzten Musikern, wobei der von FLOWER KING Roine Stolt sicherlich schwerer wog. Qualitätseinbußen gehen damit aber glücklicherweise nicht einher, da mit Gitarrist Krister Jonsson (KARMAKANIC) und dem ehemaligen FLOWER KINGS-Trommler Jaime Salazar gleichwertige Nachfolger gefunden werden konnten.
Musikalisch orientiert sich das auf "A Place In The Queue" Dargebotene an den klassischen Prog-Sounds bzw. -Bands, so dass man die Truppe beinahe als Retro-Band bezeichnen könnte. Man muss ganz klar sagen, dass THE TANGENT das Prog-Rad keinesfalls neu erfinden, dafür aber eine vielseitige und unbeschwerte Mischung aus den bewährten Zutaten bieten. Man braucht nicht viel Phantasie, um zudem die regelmäßigen Jazz-Ausflüge ausmachen zu können, aber das Album beinhaltet noch einiges mehr. Es kommen eine Vielzahl von verschiedenen Instrumenten wie Saxophon, Flöten, Klarinetten, Orgel, Mandoline etc. zum Einsatz, was den abwechslungsreichen Aspekt noch mehr hervorhebt, wenngleich diese auf einem Prog-Album ja keinesfalls ungewöhnlich sind.
Man muss zwar festhalten, dass es auf "A Place In The Queue" auch Momente gibt, wo sich THE TANGENT ein bisschen in Beliebigkeit verzetteln, aber größtenteils wird schon sehr Ansprechendes geboten. Die Musik lebt vor allem von der Eingängigkeit (im Gegensatz zu manch anderer Prog-Kapelle bewegt sich hier alles in überschaubaren Bahnen und irritiert den Hörer nicht mit zu wirren Arrangements) und ihrer gefühlvollen, beinahe einschmeichelnd melodiösen Ausrichtung.
Mit 79 Minuten Gesamtdauer hat man die zur Verfügung stehende Kapazität auch beinahe vollständig ausgenutzt, und das, ohne überflüssige Längen ins Spiel zu bringen. Das gilt besonders für die beiden über 20 Minuten langen Stücke ('In Earnest' und das Titelstück), welche die gesamte Bandbreite, die THE TANGENT zu bieten haben, zusammenfassen. Egal, ob es jazzig, psychedelisch, poppig, rockig, balladesk oder nach Disco klingt (wie in 'The Sun In My Eyes') - THE TANGENT haben alle Facetten dieser Musik drauf und bringen dies, was noch viel wichtiger ist, schlüssig und glaubhaft rüber. Hier stehen absolut die Musik und ein abgerundetes Gesamtbild des Albums im Vordergrund, was ja gerade im Prog-Genre nicht immer der Fall ist.
Interessant ist auch, dass die Songlängen von einem zweiminütigen Quickie bis hin zu einem 25 Minuten dauernden Epos reichen - obwohl das wirklich nur bei einem Blick auf die CD-Hülle auffällt. Auch diese Tatsache unterstreicht, dass es sich bei dieser Scheibe um eine runde und schlüssige Sache handelt, bei der die Ausgewogenheit als großes Plus registriert werden kann, welche auch durch die zahlreichen Soli (Saxophon, Synthesizer, Piano, Gitarre) nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Wem die 79 Minuten noch nicht genug sind, der wird sicherlich interessiert aufhorchen, dass es eine Special Edition geben wird, die eine Bonus-CD mit sechs weiteren Songs umfasst. Diese sind zusammen mit den sieben auf der regulären Scheibe vertretenen Songs entstanden, passten aber konzeptionell nicht dazu und wurden daher ausgeklammert.
Ich kann die Bonustracks zwar nicht beurteilen, aber zumindest das vorliegende Material ist handwerklich und songschreiberisch einer Prog-Band jedenfalls absolut angemessen und bis auf einige ganz kurze Schwächephasen sehr hörenswert. Summa summarum ist "A Place In The Queue" sicherlich kein Album, das herausragt, aber ein gutklassiger und vielseitiger Ohrenschmaus ist es allemal.
Anspieltipps: In Earnest, A Place In The Queue
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer