TANITH - In Another Time
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Tanith
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade (Sony Music)
- Release:
- 24.05.2019
- Citadel (Galantia Pt. 1)
- Book Of Changes
- Wing Of The Owl (Galantia Pt. 3)
- Cassini's Deadly Plunge
- Under The Stars
- Mountain
- Eleven Years
- Dionysus
- Under The Stars (Reprise)
Das heiß erwartete Debüt der Band um SATAN-Gitarrist Russ Tippins!
Wer meine Top-Liste des vergangenen Jahres gelesen hat, erinnert sich vielleicht daran, dass die beiden 7" Nummern der Band TANITH auf Platz 1 und Platz 10 zu finden waren. Nun liegt mir das erste Komplettwerk der Band um Gitarrist Russ Tippins vor, den der eine oder andere eventuell von einer Band namens SATAN her kennen wird. Bei TANITH übernimmt er allerdings neben der Gitarre auch noch einen Teil der Leadvocals, die er sich mit Bassistin Cindy Maynard teilt. Komplettiert wird das Quartett von Drummer Keith Robinson und Gitarrist Charles Newton. Während Russ bekanntlich aus England kommt, stammen die anderen Drei aus Brooklyn, USA.
Da ich nun die blanken Fakten abgearbeitet habe, kann ich mich ab jetzt auf die emotional subjektiven Eindrücke beschränken und das ist auch gut so, denn emotional hat mich "In Another Time" komplett am Haken. Hatte ich aufgrund der Klasse der beiden bereits bekannten Nummern, die hier in leicht veränderten Versionen erneut zu finden sind, auf ein hochklassiges Album gehofft, so bin ich auch nach andauernder Beschallung noch immer völlig geflashed von der Großartigkeit dieser Musik. Wer die 7" kennt, weiß, dass die Musik von TANITH stark im 70er Hard Rock verwurzelt ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Newcomern, die aktuell auf dem Retro-Trip unterwegs sind, gelingt es dieser Truppe allerdings originell und facettenreich zu musizieren. Natürlich hört man Einflüsse von BÖC, TULL (keine Flöte!) und WISHBONE ASH heraus, aber welche Band ist frei von Einflüssen?
Die Besonderheit bei TANITH ist die Vielseitigkeit. Allein der Umstand zweier völlig unterschiedlich klingender Gesangsstimmen ist schon ein riesengroßes Plus. Denn während Russ gesanglich eher etwas rau unterwegs ist, verzaubert Cindy den Hörer mit einer einschmeichelnden Stimme. Besonders toll klingt das im Duett. Ich verweise auf "Eleven Years". Diese Nummer war nicht umsonst mein Jahreshighlight im letzten Jahr. Zeigt sie doch so wundervoll alle Vorzüge dieser Band.
Aber nicht nur der Gesang zeugt von außerordentlicher Originalität. Auch das grandiose Gitarrenspiel, welches warm und herzzerreißend detailverliebt aus den Boxen quillt, ist ganz großes Ohrenkino. Wer SATAN einmal live gesehen hat, weiß, wie gut Russ sein Instrument beherrscht. Wer seine Vita ein kleines Bisschen genauer unter die Lupe genommen hat, weiß außerdem, dass er auch noch Blues spielt. Eine Gitarrenmusik, die vom Gefühl getragen wird. Genau dieses Gefühl kommt hier bei jeder Note durch die Anlage und umgarnt der Zuhörer. Da ist es auch völlig gleichgültig, ob man –wie im herrlichen 'Dionysus' – auch mal flinke Riffs erzeugt. Das warme Gefühl ist allgegenwärtig auf diesem Album. Mehr muss man eigentlich gar nicht wissen. Oder doch?
Das passende Klangbild darf noch Erwähnung finden, denn auch hier ist alles angenehm leicht und transparent. Ich finde es immer toll, wenn man auch den Bass gut heraus hören kann. Da dieser bei TANITH manchmal auch musikalisch eine prominente Rolle einnimmt, ist dies auf "In Another Time" ein weiterer Pluspunkt, den ich nicht verschweigen möchte. Ich bin froh, dass die Band nicht auf den aktuellen Trend nach mehr Druck – umgangssprachlich "Wumms" genannt – gesprungen ist und dass die entspannt-frische Musik auch genauso klingt.
Alles richtig gemacht!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae