TANZWUT - Schattenreiter
Mehr über Tanzwut
- Genre:
- Mittelalter-Industrial-Rock
- Label:
- Pica Records/Soulfood Music Distribution
- Release:
- 07.04.2006
- Schattenreiter
- Der Arzt
- Im tiefen Gras
- Endlich
- Dein zweites Gesicht
- Geisterstunde
- Spieler
- Seelenverkäufer
- Immer noch wach (feat. Schandmaul)
- Intro
- Toccata
- Der Bote
- Versuchung
- Vulkan
- Kaltes Grauen
- Du sagst
- Wieder am Riff
- Gefangen
- Signum Ignitum
- Video "Tanzwut Live in Moskau 2005"
Fast unbeleckt von TANZWUTs musikalischer Vergangenheit durfte ich mir deren neues Werk anhören. Dass sich hinter TANZWUT gute Musiker und Darsteller verbergen, ist allerdings auch schon zu mir vorgedrungen, da ich diese schon als CORVUS CORAX auf einem Mittelaltermarkt bewundern durfte und die hüpfenden Massen bei einem TANZWUT-Konzert in Kaiserslautern erlebt habe.
Trotzdem kann mich deren aktuelles Doppelalbum trotz teilweise schöner Melodien nicht richtig begeistern. Zu eintönig kommt die raue, tiefe Stimme von Teufel über die Dauer von knapp 80 Minuten daher. Im Zusammenhang mit stoischen Rhythmen und den harten Gitarren kam ein Freund von mir nach kurzem Hineinhören auf die Aussage: "RAMMSTEIN oder was?".
Natürlich verbirgt sich hinter TANZWUT noch mehr als RAMMSTEIN-artige Rhythmen gepaart mit schönen mittelalterlichen Dudelsackmelodien und Dancefloor-Sounds, da auch vor anderen Musikstilen wie z. B. Rock'n'Roll (Strophe von 'Im tiefen Gras'), Barock ('Toccata' mit lateinischen Gesängen, die ich leider aufgrund fehlenden Booklets nicht verstehen kann), Psychedelic (Strophe von 'Der Bote') oder Punk-Rock (Refrain von 'Du sagst') nicht halt gemacht wird. Trotzdem klingt allein schon aufgrund des Gesangs und den typischen tanzbaren Pop-Song-Arrangements alles immer noch homogen.
Die Zusammenarbeit mit SCHANDMAUL bei 'Immer noch wach' zeigt einmal mehr die Verbundenheit der Bands in dieser Szene. Musikalisch und textlich erreichen TANZWUT aber leider nicht Klasse von z.B. SUBWAY TO SALLY, die in dieser mittlerweile sehr großen Sparte für mich immer noch zu den musikalisch besten Vertretern gehören. Bei TANZWUT wird, wie der Name schon suggeriert, mehr Wert auf Tanzbarkeit und Spaß als auf Virtuosität und hundertprozentig intonierte Gesänge gelegt, da auf Soli fast ganzlich verzichtet wird und einige Backgroundgesänge etwas ruppig sind. Manche Melodien klingen auch schon bekannt, wie z. B. diejenige von Gitarren und Dudelsäcken in 'Spieler', die mich leicht an die Refrainmelodie von 'Die Schlacht' (SUBWAY TO SALLY) erinnert.
Die Idee, das Intro zu 'Toccata' in einer Kirche richtig aufzunehmen, finde ich sehr anerkennenswert. Leider ist die 'Toccata' von Bach ein Werk, das schon etliche besser gespielt haben. Mit dieser kurzen Intro-Version, die jetzt nicht direkt schlecht ist, kann man allerdings gut leben und zeigt einmal mehr die Experimentierfreudigkeit der Band.
Genug der Nörgelei! TANZWUT haben sich trotz kleiner Schönheitsfehler, die teilweise natürlich auch Geschmackssache sind, sehr viel Arbeit mit dieser CD gemacht und dürften Fans, die sich schon auf die Mucke von TANZWUT eingeschossen haben, bestimmt nicht enttäuschen, zumal mit einem Live-Video ein zusätzlicher Kaufanreiz gegeben ist. Allen anderen empfehle ich erst mal die andere Seite von TANZWUT in Form der reinen Mittelaltermarktmusikanten CORVUS CORAX anzutesten.
Anspieltipps: Der Arzt, Im tiefen Gras, Dein zweites Gesicht, Seelenverkäufer, Toccata, Vulkan, Signum Ingitum
- Redakteur:
- Tilmann Ruby