TAPEWORM ELECTRIC - Moonshine
Mehr über Tapeworm Electric
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pitch Black Records
- Release:
- 31.10.2025
- Interlude
- Moonshine
- Butterfly
- Out Of Luck
- Already Left
- Right Reasons
- Touch The Clouds
- Turn Into Black
- Loosen Up
- Hold On
Achtung, Ohrwurmgefahr!
Manchmal ist es schon kurios, welche Streiche einem die Wahrnehmung spielt. Als ich "Moonshine", nach einer EP der erste Langspieler der griechischen Band TAPEWORM ELECTRIC, zum ersten Mal hörte, war ich überrascht, dass die Scheibe als Hardrock angekündigt wurde. Auf mich wirkte die Musik zunächst eher als Poprock. Doch schnell stellte ich fest, dass man hier durchaus von Hardrock sprechen kann, wenn man den Begriff nicht zu eng auslegt. Mein erster Eindruck könnte daher rühren, dass dieses Album voller emotionaler Musik mit großartigen, eingängigen Melodien ist, die in unseren Reihen ankommen sollte, aber auch ein Mainstreampublikum erreichen könnte.
"Moonshine" enthält durchgehend schöne Kompositionen, die in einem erdigen, etwas retrolastigen Rock dargeboten werden, aus dem man eine Prise DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN (So klingt etwa die Verzerrung aus 'No Quarter' mehrfach dezent an.) heraushören kann. Häufiger ertönt eine Orgel, die im Hardrock der Siebziger eine bedeutende Rolle spielte, die sie nicht dauerhaft behaupten konnte. Gitarren und Rhythmusgruppe liefern eine starke Vorstellung ab, ordnen sich dabei aber ohne Egotrips dem Bandsound unter. So steckt das Album voller wohldurchdachter Arrangements, die nie zur Materialschlacht oder zum Selbstzweck verkommen. Dazu kommt eine Sängerin, die in ihrem berührenden Vortrag keine falsche Emotionalität durch Schreien heucheln muss.
Darüber hinaus hat TAPEWORM ELECTRIC jedem Stück ein individuelles Gesicht gegeben. Das Titellied ist ein zwar ein einfach gestrickter, aber packender Stampfer, der gegen Ende mit einem originellen Solo überrascht. Überhaupt finden sich über die gesamte Scheibe verteilt einige beachtenswerte Gitarrensoli. 'Butterfly' erweist sich als ein mächtiger, orgelgeschwängerter Rocker. Und selten hat man so unprätentiöse Streicherklänge gehört wie in der spannungsvollen Mid-Tempo-Nummer 'Out Of Luck'. Dagegen ist 'Already Left' ein eher reduziertes Stück, das den Hörer dann aber mit einem Refrain anspringt, den man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ebenso haben Gitarre und Schlagzeug einen bei 'Touch The Clouds' mit einfachen Mitteln am Wickel. Die softeren Stücke werden bemerkenswerterweise vom Bassisten gesungen, einmal das lässige 'Right Reasons', das in bester Achtziger-Manier Gefühl und Coolness verbindet, zum anderen die Powerballade 'Turn Into Black'. Doch der Höhepunkt der Scheibe wartet am Ende: Der Siebenminüter 'Hold On' fesselt den Hörer vom Intro über die stimmungsvollen Strophen und den unwiderstehlichen Chorus bis zum Twin-Gitarren-Lick.
Wenn die mir unbekannte EP der Gruppe auch nur annähernd so gut wie das Album ist, ist es schier nicht zu fassen, dass sechs lange Jahre dazwischen vergehen mussten. Hoffentlich dauern die Veröffentlichungspausen künftig nicht so lange. TAPEWORM ELECTRIC ist eine Band, die das Rad nicht neu erfindet, aber sehr souverän mit ihm fährt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser


