TAUNTED - Zero
Mehr über Taunted
- Genre:
- Thrash
- Later Day
- Still Believe
- Entitiy Zero
- Door Gate
- Ride Alone
- Stereo Furniture
- Dream Reality
- Scent Of Hell
- Leaving
- Bloody Tears
- Taunted
- ATG
Jawoll! So muss das in den Ohren klingeln, damit man jeden Metaller hinterm imaginären Ofen hervor locken kann! Das Quartett aus der kalifornischen Bay Area serviert uns mit "Zero" seinen ersten kompletten Rundling, nachdem man anno 2002 eine Single auf dem ruhmreichen Label Doomed Planet veröffentlicht hatte. Warum das vorliegende Werk so abartig lange auf sich warten ließ, entzieht sich meiner Kenntnis, wie auch die betrübliche Tatsache, dass TAUNTED mit diesem superben Brett immer noch ohne einen vernünftigen Deal da stehen. Die Welt ist schlecht.
Aber wir wollen ja kein Trübsal blasen, sondern diesem monumentalen, zwölf Songs umfassenden Hammer huldigen. Schon die optische Erscheinung von "Zero" sticht durch seine effektive Farbgebung sofort ins Auge des Betrachters. Von solch prägnanten Motiven träumen andere Künstler. Legt man dann erwartungsfroh den unschuldigen, kleinen Rundling in den Player, um ihn der behutsamen Abtastung eines Lasers zu unterziehen, gibt er urplötzlich ganz böse Laute von sich. Bereits der grandiose Opener 'Later Day' überfährt den andächtig vor dem Gerät lauschenden Freund exquisiter Klänge mit einem Soundwall, der Dämme bricht. Ein knüppeldickes Drumintro leitet ein infernalisches gutes Bay-Area-Crunch-Häppchen ein, das man in dieser Qualität seit längerer Zeit nicht mehr vernehmen durfte. Gut, das aktuelle Drei-Song-Demo von HEATHEN ist natürlich von ebensolcher Klasse, aber danach kommt dann erst einmal lange gar nichts.
TAUNTED, in deren Reihen IMAGIKA-Schlagwerker Henry Moreno sein grandioses Unwesen treibt, schreddern auf "Zero" wirklich alles in Grund und Boden und erinnern dabei, trotz der fehlenden zweiten Klampfe an allen Ecken an FORBIDDEN zu "Twisted In Form"-Zeiten. Vor allem, wenn man das Tempo etwas drosselt und beinahe elegisch klingt, glaubt man eben jene Helden durch die Songs wandern zu hören. Kaum zu glauben? Als Beweis sollte man lediglich das exzellente 'Entity Zero' anwählen, die Augen schließen und sich treiben lassen. Holy shit! Dieses Riffing zersäbelt Kokosnüsse! Hier – und natürlich auch an anderen Stellen des Albums – wird eine atmosphärische Dichte erzeugt, die ich lange nicht mehr gespürt habe.
Ich vergaß zu erwähnen, dass es sich bei "Zero" um eine durchgehende Horror-Story handelt. Da ist eine gewisse Stimmung naturgemäß schon durch die Texte vorgegeben. Dass es den Musikern nun aber obendrein noch gelungen ist, musikalisch ebenfalls bedrohlich, dunkel und schaurig zu klingen, macht dieses Album zu einem Gesamtkunstwerk. Hier stimmt einfach alles. Der dynamische Sound, der auch der jungen Hör-Generation zusagen dürfte, die grandiosen Hooks, die sich sofort ins Ohr brennen, die kraftvolle, aggressive, aber gleichsam melodische Stimme von Jacques Serrano und natürlich das superbe Songwriting der Truppe. Wer glaubt, ich würde wieder über altbackene Gurkenmucke lamentieren, sollte sich fragen, ob er HEATHEN, TESTAMENT oder gar NEVERMORE und OVERKILL für lahme Ärsche hält. All diese Bands schimmern nämlich durch die Songs von TAUNTED. Und wem es nicht brutal genug klingen kann, der sollte sich die abschließenden drei Nummern in Folge zu Gemüte führen und mir danach erzählen, TAUNTED wären nicht heavy genug.
Ich will diese Band im nächsten Jahr auf einem der relevanten Festivals sehen und mir massiv den altersschwachen Nacken verbiegen, so wie ich es in diesem Jahr bisher nur bei den göttlichen ULYSSES SIREN getan habe. Wenn man in diesem Jahr nur eine CD aus dem Thrash-Sektor kaufen will und keine unendlichen Ewigkeiten auf die neue HEATHEN warten möchte, dann heißt es genau hier und jetzt zuschlagen. Besser wird es nicht werden!
Anspieltipps: Still Believe; Entitiy Zero; Taunted; ATG; Stereo Furniture; Dream Reality
- Redakteur:
- Holger Andrae