TEA PARTY, THE - Seven Circles
Mehr über Tea Party, The
- Genre:
- Rock
- Label:
- InsideOut Music / SPV
- Release:
- 26.09.2005
- Writings On The Wall
- Stargazer
- One Step Closer Away
- Oceans
- Luxuria
- Overload
- Coming Back Again
- The Watcher
- Empty Glass
- Wishing You Would Stay
- Seven Circles
Die Kanadier von THE TEA PARTY verbinden auf "Seven Circles" typisch britische Qualitäten wie die seelenvolle Theatralik von SUEDE, die Harmonieseligkeit von STARSAILOR und den emotionalen Ungestüm der STEREOPHONICS mit amerikanisch bodenständigen, harten Rocksounds sowie den ihnen eigenen Eklektizismen tendenziell progressiv gelagerter Musik und liefern so mit ihrem mittlerweile achten Album einen gefühlsgetränkten Zyklus himmlisch schöner, doch irdisch zupackender Songs ab.
Nach dem überraschend schnellen und harten Einstieg 'Writings On The Wall' folgt mit 'Stargazer' ein schon eher typischer TEA PARTY-Song, der mit charakteristischer Stimme den unverkennbar schwelgerischen Gesang Jeff Martins ins tragende Zentrum rückt; jedoch gibt man sich hier längst nicht mehr so getragen salbungsvoll wie noch auf dem Vorgängeralbum "The Interzone Mantras" (vgl. 'Walking Wounded'), sondern bürdet dem Song einen rauhen, berstenden Gitarrensound auf, und hüllt die Eleganz seiner Melodieführung in statisch prickelnde Beckenklänge. Das Pathos tritt in den Hintergrund, das Funkeln wird unter einer Ladung Rost verborgen. Doch wahre Schönheit ist eine Geisteshaltung. Oder in den Worten von Oscar Wilde: »We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.« - 'Stargazer' bringt das musikalisch auf den Punkt. Schlichter, aber kaum weniger ergreifend kommt 'One Step Closer Away' daher, ein schnörkelloser Rocksong mit eingängigem Refrain.
Das Schöne an "Seven Circles" ist nicht zuletzt auch seine Ausgewogenheit. So folgt auf dieses eher zurückgenommene Arrangement mit 'Oceans' wieder ein ausgefeiltes Werk mit Streicherbegleitung, zweistimmigem Gesang und einer ergreifend sehnsüchtigen Melodie. Besonders gut gelungen ist dabei die äußerst dezente Einbindung der eher theatralischen Komponenten: Dieser Song könnte mit Sicherheit auch ganz schlicht nur mit Akustikgitarre und vernuschelter Standardstimme dargeboten noch überzeugen; was an kunstvoller Verzierung hinzugefügt wurde, ordnet sich dienend seiner Grundstruktur unter, nichts wirkt überladen, das Stück bleibt so bestehen, wie es ist, und leuchtet nach wie vor von innen heraus, sein Licht strömt lediglich breiter.
Dem auf dem Vorgänger noch nahezu allseits präsenten Hang zu orientalischen Einflüssen frönt die TEA PARTY erstmals wieder im pulsierend vorangetriebenen und leicht space-proggig und psychedelisch angehauchten 'Luxuria'. Doch ist sein Sound deutlich rockiger, homogener und kompakter als noch bei den Interzone-Stücken. Man könnte auch sagen: reifer, bestimmter, und weniger manieriert. Tiefer in die Pathoskiste gegriffen wird dagegen bei 'Overload', einem groovenden Emorocker mit sämigem Basssound. 'Coming Back Again' arbeitet mit hypnotisch repetitiver Rhythmik und heftig riffenden Gitarrenausbrüchen im Stile von DEAD SOUL TRIBE oder auch TOOL, doch neigt das Stück damit für mein Empfinden etwas zu sehr in Richtung Langwierigkeit.
Diesem eher anstrengenden Oeuvre folgt mit der kraftvoll orchestrierten Ballade 'The Watcher' jedoch sogleich eine Wärme verströmende Balsamkur von nahezu bombastischen Ausmaßen, bevor 'Empty Glass' mit an STARSAILOR erinnernden Harmonien unter Bezugnahme auf DAVID BOWIE daherkommt. 'Wishing You Would Stay' (feat. HOLLY MCNARLAND) ist eine nette Kuschelrockballade mit Radiotauglichkeit, zeigt eine weitere Facette des Trios auf und verkürzt uns die Wartezeit auf den gloriosen Titelsong 'Seven Circles', einen sehnsüchtigen Hymnus auf das Streben nach universeller Harmonie, gespickt mit einigen spanischen Einflüssen und einem wunderschönen Solo.
Schlagzeuger Jeff Burrows meinte im Interview mit dem Musikmagazin Zillo (Ausgabe 10/05): »Ich denke, dass auch viele durchschnittliche Musikhörer das Potenzial haben, etwas anderes als die Standardware zu mögen. Das Problem ist jedoch, dass sie überhaupt nicht die Möglichkeit erhalten, etwas Neues zu entdecken, da man ihnen immer den gleichen Müll vorsetzt. Wir leben in einer großen Welt und es gibt da draußen so viele gute Bands, die nie jemand entdeckt. Die meisten Menschen sehen es jedoch als selbstverständlich an, dass sie tiefsinnige Musik eh nicht verstehen, und das ist eine Schande.«
THE TEA PARTY haben es tatsächlich geschafft, Anspruch mit Eingängigkeit zu verbinden; es bleibt zu wünschen, dass ihre "Seven Circles" noch von vielen Musikhörern entdeckt werden mögen.
Wieso das Erscheinen dieses prächtigen Albums dem europäischen Markt letztes Jahr noch vorenthalten wurde, ist nicht so leicht nachzuvollziehen. Da gebot es die geschuldete Reue doch geradezu, als Europabonus noch drei Live-Videos mit auf die CD zu packen (... leider nicht auch auf die zugehörige Promo-CD)!
Anspieltipps: Stargazer, Oceans, The Watcher, Seven Circles.
- Redakteur:
- Eike Schmitz