TELLTALE - Telltale
Mehr über Telltale
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Rude Records
- Release:
- 17.05.2024
- w2b
- Otherside
- Cardinals
- kissinginacarcrash
- EDDY
- Gettin' Sober
- MONSTER
- Take Your Time
- I've Given More To A Lesser God
- Not The Type
Den Zeitgeist im Auge.
Die Burschen sind mir neu, klingen aber gut. Mal sehen, was die so bisher gemacht haben. Ah ja, drölfzig verschiedene Digital-Veröffentlichungen der aktuellen Lieder, Cascading Releases nennt man das, womit man der sich verringernden Aufmerksamkeitsspanne der Musikkonsumenten Rechnung trägt. Anders ausgedrückt: Da die Hörer verblöden, veröffentlichen wir jedes Lied fünfmal, irgendwann wird auch der Dämlichste sich daran erinnern. Durch Wiederholung Wiedererkennen simulieren, danach kommen neue Sachen. Drei EPs, sechzehn Lieder, dazwischen noch ein paar einzelne Stücke, jetzt zehn neue. Klingt nach einer logischen Abfolge... ABER WAS IST DENN DAS? Das 2019er Stück 'Rose' hat auf Spotify neuneinhalb Millionen Spins angesammelt? Einmal kneifen bitte!
Schneller Abstecher zu 'Rose': Ja, ein schöner Alternative-Song, der alle Knöpfchen erfolgreicher Musik unserer Zeit drückt, einen leichten Emo-Punk-Core-Vibe versprüht. What's not to like? Aber zurück zum vorliegenden Album der vier US-Amerikaner aus Richmond, Virginia, die sich weiterhin genau in dieser Nische tummeln und im Prinzip Alternative Rock machen, zu dem man manchmal hüpfen, manchmal headbangen, aber immer mitsingen möchte. Dementsprechend fackeln die Jungs nicht lange und hauen zehn Stücke zwischen 2:37 und 3:34 Minuten raus, die mal besser, wie in den großartigen, direkten Ohrwürmern 'Otherside' und 'Cardinals' einschlagen, manchmal ein wenig länger brauchen, wie der Opener 'w2b' oder 'Kissininacarcrash'.
Das Rezept wird immerhin in verschiedene Richtungen verfeinert, mal mit Effekten aufgepeppt wie in 'Gettin' Sober' oder 'Not The Type', manchmal etwas corig eingefäbt wie in 'EDDY' und 'I've Given More To A Lesser God', übrigens eine der besten Songtitel des Jahres! So entsteht ein sehr unterhaltsames und schmackhaftes Scheibchen von knapp einer halben Stunde, das die Jugend der Musiker durchscheinen lässt, aber dabei absolut professionell komponierte Lieder aus der Wohlfühl-Schnittmenge oben genannter Stile kredenzt. Ab und an finde ich die effektbeladenen Arrangements etwas überfrachtet, das Ganze könnte ein bisschen Garagen-Atmo vertragen, doch das schmälert die Stücke kaum. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die live noch einen Zacken drauflegen können, wenn das ganze Studiogedöns wegfällt und die Stücke hoffentlich mit wenigen, am besten gar keinen elektronischen Unterstützungen losgelassen werden. Dann wäre hier locker ein Punkt mehr drin.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger