TERVINGI - Gotensaga
Mehr über Tervingi
- Genre:
- Pagan Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- TWS/ Source Of Deluge
- Release:
- 22.03.2013
- Aufbruch zur grossen Wanderung
- Der Goten Eid
- Die Seherin
- Töchter schnellen Wassers
- Der Hörner Ruf
- Reka
- Der Abschied
- Alewars Schmiede
- Witirichs Recken
- Stadt aus Asche
- Epilog
Pagan Metal mal etwas anders und doch altbekannt
TERVINGI sind die neue Pagan-Metal-Band des ehemaligen LYFTHRASYR-Gitarristen Johann Frey und haben mit "Gotensaga" ihr offizielles Debüt unters Volk gebracht. TERVINGI heißt so viel wie "Waldleute" und war einst ein Beiname für den germanischen Stamm der Westgoten, mit welchen man sich, mehr oder weniger historisch fundiert, auf konzeptionelle Weise beschäftigt – daher auch der Album-Titel und die Musik, die dankenswerterweise nicht ausschließlich die Genre-Blaupausen zitiert, wird passend dazu geliefert.
Nach dem pompösen, cineastischen Intro (das leider etwas den Spannungsbogen verliert) geht es gleich in die vollen. Was als erstes ins Auge sticht, ist der von Meister Markus Stock in seiner "Klangschmiede" gezauberte, richtig fette Sound, wie er im Genre nicht unbedingt üblich ist. Das ist aber nicht die einzige ungewöhnliche Komponente auf "Gotensaga". Denn statt in semi-Black-Metal-Gewässern zu wildern, wird gitarrentechnisch gesehen im Prinzip ziemlich Groove-orientierter Death Metal geboten. Allerdings nicht amerikanisch-hektisches Blastbeat-Gemetzel sondern eher auf der Grenze zum klassischen Metal-Riff (nur eben tiefer gestimmt), bisweilen derart "klassisch", dass man zum Zitieren von Powerwolf-Banalitäten neigt, siehe 'Der Hörner Ruf'. Das ist zwar simpel, kommt live aber sicher gut an. Ein paar Soli, die sogar dezent in Richtung Virtuosität schielen, runden das Gemisch ab. Am Schlagzeug sitzt übrigens ein alter Bekannter, nämlich Tomasz Janiszewski, welcher einst unter dem Namen Nefastus bei den Österreichern BELPHEGOR die Felle verdrosch. Nun, wie schon angedeutet, ist das bei TERVINGI nicht der Fall, aber einige nette Doublebass-Figuren darf Tomasz auch hier zeigen und generell ist es sehr klar, dass er sein Instrument sicher zu beherrschen weiß. Hinzu kommen die typisch volksliedhaften Melodien, wie man sie auch z.B. von MENHIR her kennt ('Töchter schnellen Wassers'). Nicht nur bei diesen verzichtet man komplett auf Growls oder Kreisch-Gesang: Johann ist bei TERVINGI nicht nur Gitarrist sondern bekleidet auch den Sangesposten, lässt also Stück für Stück seinen Heldenbariton ertönen, wobei er zwar sauber intoniert, jedoch gleichzeitig versucht, ein Bass zu sein, was auch die größte Schwachstelle der "Gotensaga" ist. Er drückt seine Stimme also gerne, was mir persönlich zunächst wirklich von der ersten bis zur letzten Note auf die Nerven ging. Und was zur Folge hat, dass der Gesang bei allem Drücken nicht wirklich druckvoll klingt. Man gewöhnt sich nach einigen Durchläufen zwar etwas daran, generell sei der Band für kommende Werke wirklich empfohlen, sich eher auf das Tonspektrum, wie zum Anfang von 'Der Abschied' zu konzentrieren. Auch eher ungewöhnlich ist, dass man, anstatt auf das übliche Arsenal an "authentischen" Instrumenten zu setzen, sich um einiges orchestrales Kolorit bemüht, was TERVINGI nicht zu einer Symphonic-Metal-Band macht, aber immerhin gut gelungen ist und Stücken wie 'Alewars Schmiede' (in welchem, genauso wie in 'Der Abschied' Themen von Richard Wagner verwendet werden) eine gewisse Epik verleiht.
Fans des Genres, die einerseits gut mit den pathetischen, absolut typischen Texten (inklusive Romanze zwischen strammem Goten und hübscher Hunnin) klarkommen und auf der anderen Seite etwas anderes als die typische, verwässerte Soße zwischen zahnlosem Black Metal und seichtem Folk suchen, werden hier gut bedient. Die Kombination "ausschließlich Klargesang auf semi-Death-Metal-Riffs mit deutschen Texten und epischen Keyboards drumrum" ist sicherlich etwas anderes als langweiliger Genrestandart. Zwar kann man meiner Meinung nach nicht den Charme von MENHIR oder streckenweise XIV DARK CENTURIES (mit denen sich das Album noch recht gut vergleichen ließe) erreichen, für ein Debüt mit diversen kleineren Durchhängern haben TERVINGI mit "Gotensaga" aber eine gute erste Tat getan.
Tipp: Töchter schnellen Wassers, Alewars Schmiede, Abschied, Stadt aus Asche
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Christian Schwarzer