THE FRIGHT - Canto V
Mehr über The Fright
- Genre:
- Dark Rock / Gothic Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- SPV / Steamhammer
- Release:
- 13.10.2017
- Bonfire Night
- No One
- Wander Alone
- Love Is Gone
- Fade Away
- Oblivion
- Leave
- Drowned In Red
- Century Without A Name
- In Sicherheit
Sexappeal und Rock'n'Roll-Attitüde
Die Tendenzen der düsteren Rockmusik gehen derzeit gerne einmal in die Extreme: Ob avantgardistische Extreme Metal mit wummernden Elektro Beats oder seicht dahin blubbernder Dark Pop, Schwarz oder Weiß - das scheint die Devise in diesen Tagen. Umso erfreulicher, dass THE FRIGHT mit "Canto V" sich nicht nur in der Betitelung ihres Langspieler diesem Spiel entzieht und stattdessen auf klassischen, persönlichen Dark Rock jenseits gesichtsloser Synths und Co setzt. Natürlich, um gleich jeglichen Gegenrednern den Wind aus den Segeln zu nehmen, auch THE FRIGHT bedient sich durchaus dieser Elemente, doch derart akzentuiert, dass sie die Songs nicht vollständig dominieren.
Denn das Kernstück der Musik ist und bleibt Lons dunkle Stimme, die im Grundton angenehm schmeichelnd klingt, in den Spitzen jedoch genau die Ecken und Kanten entwickelt, die es für emotionalere Parts wie etwa in 'Love Is Gone' oder dem Höhepunkt von 'Fade Away' braucht - ein Wechsel zwischen schwarzromantischem Sexappeal und tougher Rock'n'Roll-Attitude. Für mich bisher immer ein einzigartiges Markenzeichen eines ganz besonderen Sängers der Gothic-Rock-Geschichte. Doch der Rückgriff darauf später.
Ansonsten beherrschen gut durchdachte Songs mit stringentem Aufbau und vornehmlich klar erkennbaren Motiven und Stimmungen "Canto V". Ohne viel Schnickschnack schafft THE FRIGHT es von mal zu mal wahre Szenerien entstehen zu lassen - etwa wenn nach dem eher ruhigen Intro die E-Gitarren zu 'Bonfire Night' aufhellen und Lon im Chorus skandiert: "We Rise Tonight - Tear Down The Walls Of Kings Andi Queens Tonight". Dann sorgt das gemeinsam mit dem triumphalen E-Gitarrensolo schon für ordentliche Gänsehaut. Dennoch, nicht nur der Racheengel steht THE FRIGHT gut zu Gesicht: Mit Akustikgitarre und dominanten Perkussionen beinahe eine Atmosphäre wie am Lagerfeuer schaffend, zeigt sich das einzig deutschsprachige Lied auf "Canto V" ('In Sicherheit') auf eine ungemein persönliche Art und Weise nackt und verletzlich - und geht als Hörerin umso näher an mich heran.
Der Vergleich mit einer Übergröße der Musikszene mag an dieser Stelle und in diesen Zeiten zwar halsbrecherisch übermütig erscheinen, doch lehnt die Autorin sich gerne mal aus dem Fenster: Auf der Suche nach einer Band, die die Lücke von HIM in der Musiklandschaft füllen kann, hat THE FRIGHT sich spätestens mit "Canto V" ganz nach oben in die Liste der Favoriten katapultiert.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Leoni Dowidat