THE MEMBRANES - Dark Matter/Dark Energy
Mehr über The Membranes
- Genre:
- Post Punk / Krautrock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Cherry Red Records / Rough Trade
- Release:
- 19.06.2015
- The Universe Explodes Into A Billion Photons Of Pure White Light
- Do The Supernova
- 21st Century Man
- Money Is Dust
- The Multiverse Suite
- Space Junk
- Dark Matter
- If You Enter The Arena, Be Prepared To Deal With The Lions
- In The Graveyard
- Hail To The Lovers
- Magic Eye (To See the Sky)
- 5776 (The Breathing Song)
- Dark Energy
- The Hum of the Universe
Oh Geschrammel, Du schräger Lärm so wunderbar!
Hach, nett, wenn der Promo-Zettel hier von "charismatischem Gesang" redet. Denn "singen" kann dieser Herr John Robb von den MEMBRANES absolut überhaupt gar nicht! Doch er kann schreien, er kann jammern und er beherrscht alle Facetten schräger Laute, allesamt zwischen meditativer Hypnose und wahnhafter Hysterie, und deswegen ist es auch absolut nicht schlimm, dass der Mann keinen Ton trifft. Schlimm vor allem nicht, falls man bei dieser "Love Me Or Hate Me"-Gefallens-Entscheidung zur "Love Me"-Fraktion gehören sollte.
THE MEMBRANES ist ein Relikt aus den 80igern. Sie galten in der britischen Post-Punk-Szene als Kult und beeinflussten einige Band aus dieser Zeit, lösten sich allerdings nach dem 1989iger-Album "To Slay The Rock-Pig" auf.
Zwanzig Jahre später kam es dann, bewegt von ihren Freunden von MY BLOODY VALENTINE, zu einer Live-Reunion und danach spielten THE MEMBRANES auch weiterhin Konzerte. Doch erst jetzt - sechs Jahre später - ist es endlich Zeit für das Reunion-Album, ja, ein Doppelalbum gleich. Und ich muss sagen, ich als einer, der oft einen großen Bogen um alles macht, was mit dem Begriff "Punk" assoziiert ist, bin ziemlich angetan von der Musik. Ihre Wurzel ist ganz sicher die räudige Schrammeligkeit des Punk und bei den (meist kurzen) Tracks, in denen dieser Aspekt überwiegt (z.B. '21st Century Man’), möchte ich doch lieber weg- statt hinhören. Aber THE MEMBRANES ist sehr viel mehr als nur Punk. Die Band hat in Wirklichkeit nämlich eine sehr experimentelle Attitüde und staffiert den rauen Kern mit allerlei Liebenswertem aus. HAWKWIND’scher Spacerock beim Opener, hypotische Krautrock-Beats bei 'Money Is Dust', Seventies-Psychedelia bei 'Dark Matter', indisches Sitar-BEATLES-Flair bei 'Magic Eye' und, und, und... Man kann nicht behaupten, dass auf diesem Doppelalbum Langeweile aufkommen könnte. Dafür sorgt allen voran natürlich der oben schon vorgestellte Sänger John Robb, der ganz sicher auch einer norwegischen Avantgarde-Black-Metal-Truppe wunderbar zu Gesicht stehen würde. Der Typ ist einfach "over the top" mit allem was er macht. Faszinierend, würde Spock sagen und die Augenbraue hochziehen.
Auch an den Lyrics hätte Mister Spitzohr sicher Freude, geht es doch um unser Universum, wie es entstanden ist und wie es vermutlich enden wird. Und das Ganze hat tatsächlich wissenschaftlichen Wert, denn dem Konzept gehen lange Gespräche mit Joe Incandela, einem Projekt-Leiter am europäischen Kernforschungs-Zentrum CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) voraus.
Der Erwerb von "Dark Matter/Dark Energy" scheint also auf vielen Ebenen lohnenswert zu sein. Freude experimenteller Sound sollten also auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren und sich bloß nicht zu schnell abschrecken lassen. It’s Beautiful Noise!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker