THERAPY? - Cold Hard Fire
Mehr über Therapy?
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Marshall Records
- Release:
- 05.05.2023
- They Shoot The Terrible Master
- Woe
- Joy
- Bewildered Herd
- Two Wounded Animals
- To Disappear
- Mongrel
- Poundland Of Hope And Glory
- Ugly
- Days Kollaps
THERAPY? bleibt eine wunderbare Konstante im Alternative Rock.
Eine musikalische Therapie-Session mit THERAPY? ist immer eine spannende Angelegenheit, denn so zuverlässig die Nordiren inzwischen seit 1989 Alben veröffentlichen, so unterschiedlich können die Ergebnisse ausfallen. Mal bläst einem das Trio punkig-metallische Ohrwürmer um die Ohren, mal wird mit ernsterem Unterton gerockt und teilweise verliert man sich in experimenteller Finsternis. Da die Qualität der Kompositionen schon seit drei Dekaden gleichbleibend hoch ist, stellt sich angesichts des neuen Langdrehers "Hard Cold Fire" wohl primär die Frage, an welchem Ende der musikalischen Skala Andy Cairns und seine Mitstreiter anno 2023 ansetzen.
Sehr zu meiner Freude scheint das harte und kalte Feuer allerdings mehr auf der locker-spritzigen Seite des Therapie-Plans zu landen. Keiner der zehn Songs knackt die Vier-Minuten-Marke und schon der Opener 'They Shoot The Terrible Master' rockt mit punkiger Attitüde drauf los, hat dabei ein paar echt wuchtige Gitarren im Gepäck und wird von einem eingängigen Refrain veredelt, der mir schon nach einem Umlauf nicht mehr aus dem Kopf gehen will. 'Woe' geht sogar noch einen Schritt weiter un entwickelt sich schnell zu einem weiteren Ohrwurm, wobei mir neben der erneut tollen Gitarrrenarbeit vor allem Andys großartig und fast schon zerbrechliche Gesangsleistung ganz besonders gefällt.
Die vorab veröffentlichte Single beschreitet da schon einen etwas anderen Weg und hätte sich für mich nicht als Auskoppelung aufgedrängt, immerhin ist der Track in den Strophen reichlich sperrig unterwegs. Aufgelöst wird das Ganze aber immer im rechten Moment vom fast schon poppigen Refrain, der schlussendlich wieder die Brücke zum Punk schlägt. Eigentlich ist der Song damit auch irgendwie wieder das perfekte Sprachrohr für "Hard Cold Fire", denn nach einem ähnlichen Muster sind auch viele andere Tracks der Scheibe gestrickt. 'Two Wounded Animals' oder 'Ugly' etwa operieren ebenfalls teilweise extrem sperrig, nur um im nächsten Moment straight drauf los zu rocken und einem einen wahrlich hartnäckigen Ohrwurm einzupflanzen. Einzig 'Mongrel' funktioniert mit seiner geradlinigen Herangehensweise als waschechter Punksong und schwingt sich mit seinen tollen Gesangsmelodien schnell zu einem weiteren Highlight auf, das mich sofort nach der Repeat-Taste greifen lässt. Und ja, sogar das melancholische 'Days Kollaps' funktioniert aus Rausschmeißer hervorragend und lädt mit seinen luftigen Gitarren sogar fast ein wenig zum Träumen ein.
Für mich ist "Hard Cold Fire" damit ein richtig starkes Album geworden, das wieder einmal untermauert, dass das Dreigestirn aus Nordirland eine der verlässlichsten Größen im Alternative Rock ist und es auch nach dreißig Jahren noch versteht, Hörer und Hörerinnen zu fesseln und zu überraschen. Und auch für Fans, die mit düsteren Werken wie "Crooked Timber" weniger anfangen konnten und die Band dadurch etwas aus den Augen verloren haben, sollte der deutlich positiver gestimmte neue Langspieler ein gefundenes Fressen sein.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs