THERION - Les Fleurs Du Mal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2012
Mehr über Therion
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- End Of The Light
- Release:
- 19.10.2012
- Poupée de cire, poupée de son
- Une fleur dans le coeur
- Initials B.B.
- Mon amour mon ami
- Polichinelle
- La Maritza
- Soer Angélique
- Dis-moi poupée
- Lilith
- En Alabama
- Wahala Manitou
- Je n'ai besoin que de tendresse
- La licorne d'or
- J'ai le mal de toi
- Poupée de cire, poupée de son
- Les Sucettes
Ambitioniert, originell und bemerkenswert!
Nach 25 Jahren bringt uns THERION und Bandboss Christofer Johnsson ein außergewöhnliches Album, das aus künstlerischer Sicht großen Respekt verdient. Doch der Reihe nach. THERION haben in ihrer Existenz so einige Veränderungen in ihrem Sound durchlebt, vom Death Metal hin zu dem Symphonischen Power Metal der letzten Alben. Sie haben großen Erfolg und sind eine Konstante im Nuclear-Blast-Stall. Jetzt kommt ein neues Album, das Nuclear Blast allerdings nicht veröffentlichen wollte und das deswegen unter Johnssons eigenem Banner End Of Light Records segelt.
Was könnte die Blasties dazu getrieben haben, das Album nicht selbst zu veröffentlichen? Das neue Album "Les Fleurs Du Mal" ist weniger ein THERION-Album, als ein ambitioniertes musikalisches Kunstwerk, das sich nicht nur in Konzept und Umsetzung stark von den bisherigen Alben der Band unterscheidet, sondern vor allem auch noch vollständig in französischer Sprache gehalten ist. Letzteres dürfte Nuclear Blast bereits ziemlich geschockt haben, und der intellektuelle Ansatz des Konzepts gab ihnen wahrscheinlich den Rest. Denn "Die Blumen des Bösen", wie der Titel übersetzt heißt, ist eine Gedichtsammlung von Charles Baudelaire aus dem mittleren 19. Jahrhundert, das ganz oder teilweise bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verboten war. Darauf basieren die lyischen Gedanken der Songs, die wiederum aus dem Fundus alter französischer Traditionals schöpfen.
Harter Tobak? Gewiss. Aber eigentlich ist es doch die Musik, um die es in erster Linie geht. Und da hat die Band einen Kurswechsel vollzogen, der meiner Ansicht nach erfrischend ist und aus künstlerischer Sicht auch zum richtigen Zeitpunkt kommt. Denn die letzten Alben waren alle gut, aber kamen doch meist ohne jegliche Überraschung aus. "Les Fleurs Du Mal" dagegen sieht die Band ihre Trademarks vermischen mit bodenständigem Rock und vor allem: kurzen Songs. Dazu Einflüsse aus Renaissance-Musik, Folk und Chanson, wobei ich da nicht ganz ausschließen will, dass die Sprache da bei mir auch eine gewisse Erwartungshaltung erzeugt, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Objektiv gesehen sind aber auf jeden Fall die symphonischen Elemente klar zurückgeschraubt, obwohl weiterhin mit großem Orchester gearbeitet wird, aber der Mix ist härter, rockiger, direkter. Durch die Kürze der Stücke entwickelt jeder Song einen ganz individuellen Charakter, und Brüche wie zwischen 'Polichinelle', 'La Maritza' oder 'Wahala Manitou' und 'Je N’ai Besoin Que De Tendresse' sind überraschend und spannend. Dabei sind alle Tracks von erwarteter Qualität, die Musiker und Komponisten sind einfach auch zu erfahren, um uns irgendwelchen Quatsch vorzusetzen (na ja, "Sitra Ahra".... - PK) , eben nur reduziert und um den Ballast erleichtert, der viele THERION-Kompositionen des letzten Jahrzehnts aufgebläht hatte. Einzig die Frage mag erlaubt sein, ob es konzeptionell wirklich notwendig war, den ersten Song nochmal, wenn auch in einer leicht abgeänderten Version, an den Schluss des Werkes zu setzen. Aber da sind wir wieder bei dem künstlerischen Anspruch, denn das Album wäre auch ohne diese Wiederholung lang genug gewesen. Christopher hat sich da wohl etwas gedacht, nur hat es sich mir noch nicht erschlossen.
Ich meine, dass Nuclear Blast sich keinen Gefallen getan haben, dieses Album nicht unter ihre Fittiche zu nehmen. Einen Künstler wie Johnsson sollte man auch Freiheiten lassen, sich zu entfalten, diese Sammlung von Dreiminütern schlägt alle THERION-Veröffentlichungen seit "Lemuria" um Längen. Ja, man muss sich sicher auf das Konzept einlassen und das Ganze ein paarmal bewusst hören, aber der Schritt weg vom leicht konsumierbaren, poppigen Sympho-Metal dürfte selbst Kritiken leiser werden lassen.
Übrigens: Das Album wird regulär in den Handel kommen, soll aber vorerst nur als Touredition auf der aktuellen THERION-Tourness zu bekommen sein, wo das Album in Gänze aufgeführt werden wird. Auf dieser Edition gibt es mit 'Les Sucettes' auch einen Bonustrack, der zwar der poppigste Track des Albums ist, aber dennoch wert ist, die besondere Ausgabe vorzuziehen.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 12/2012
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger