THROES OF DAWN - The Great Fleet of Echoes
Mehr über Throes Of Dawn
- Genre:
- Gothic Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Listenable Records (Soulfood Music)
- Release:
- 26.03.2010
- Entropy
- Ignition Of The Grey Sky
- Velvet Chockenhold
- Soft Whispers Of The Chemical Sun
- Chloroform
- Slow Motion
- Whe Have Ways To Hurt You
- Lethe
- The Great Fleet Of Echoes
- Blue Dead Skies
Vor lauter Emotionen selten auf den Punkt.
'Dark Metal' lautet das Etikett auf der Musik von THROES OF DAWN, allerdings tue ich mich damit schwer, in der weichen Dunkelheit Metal zu entdecken. Viel eher lässt sich die atmosphärische Musik der Finnen als soften, progressiv angehauchten Gothic Rock ohne Aggresion sehen, in dessen Nebelschleiern manchmal altmodische Wurzeln aufblitzen. Wer nun einen weiteren Abklatsch von NIGHTWISH und dem Bataillon der auf -ia endenden Klimperkapellen befürchtet, darf beruhigt sein. Von den gängigen Bands lassen sich THROES OF DAWN am ehesten mit KATATONIA auf Prozac vergleichen. Gerade die emotionale, durchaus berührende Stimme von Henri Koivula erinnert von der Vortragsart an Lord Seth.
Bloß keine Hektik, viel Zeit lassen - das könnte die Devise der Finnen sein. Einerseits vermeiden sie durch den luftigen Songaufbau, das ermüdende Strophe-Refrain-Schema durchzuhecheln, andererseits laufen sie Gefahr, dass manchmal musikalisch einfach zu wenig passiert - und genau das ist der Knackpunkt. Die Songs ertrinken geradezu in Synthie-Orchestern, und obwohl die atmosphärischen Anläufe Erwartungen einer Dramaturgie wecken, fiebert man allzu oft dem erlösenden Schlag entgegen, nur um den Song endgültig zerfließen zu hören. Da lässt sich ein mangelndes Konzept argwöhnen, denn trotz der großzügigen Effekte gönnen THROES OF DAWN dem Hörer kaum den Luxus mitreißender Melodien oder eines stringenten Aufbaus.
Das Intro ist repräsentativ für die zehn Tracks des Albums: Ein ausgedehnter Einstieg durch melancholische Synthie-Orchester, die zusammen mit Soundeffekten und vereinzelt klirrenden Akkorden in eine Atmosphäre der Einsamkeit versetzen. Nur langsam deuten sich Melodiefetzen an, unterstützt von Henris depressiven Vocals. Seiner Stimme ist ein gewisses Charisma nicht abzusprechen (mir persönlich gefällt sie gar besser als das Schmachten des Katatonia-Sängers, da kraftvoller), allerdings klingt die Gesangsart spätestens nach dem dritten Song eintönig, genau wie die Kompositionen trotz all der Gimmicks schnell vorhersehbar werden: endlose atmosphärische Parts, sehnsüchtiger Gesang mit gelegentlichen heiseren Semi-Growls, gnädigerweise mal ein paar rockige Riffs oder Drums, all das von Keyboards untermalt.
In seinem Stil wirkt das Album modern, zugleich aber auch anachronistisch durch seine zaghaften Rückblicke in die Neunziger, etwa wenn Songs nach Art von 'Soft Whispers Of The Chemical Sun' ihre Synthie-Pop-Wurzeln nicht verleugnen. Das treibende Ambiente kommt besonders gut in 'Ignition Of The Great Sky' oder dem balladesken 'Chloroform' zum Ausdruck. Wenn es rockiger zugeht wie in 'We Have Ways To Hurt You' oder dem schönen Titeltrack, dann ebenfalls mit einem klassischen Anstrich. So überzeugen die Songs trotz ihrer Verwaschenheit durch einen soliden musikalischen Background.
Insgesamt stößt ''The Great Fleet Of Echoes'' bei mir auf eine Art müdes Wohlwollen, denn falsch wird nicht viel gemacht und die schwebenden Klänge bergen durchaus schöne, berührende Momente. Obwohl sich das finnische Duo recht zahmer und kommerzieller Mittel bedienen, bleibt es sich schlussendlich treu und durchbricht gelegentlich Klischee-Korsetts, ohne aber den großen Sprung zu wagen. Obwohl das Album durch seine musikalische Aufmachung und die Stimmung vor allem jüngere Anwärter für die Gothic-Szene ansprechen könnte, ist es reif und - besonderer Pluspunkt - bei aller Softness zu keiner Sekunde so penetrant-zuckersüß wie die meisten gängigen female-fronted Kombos vergleichbarer Genres. ''The Great Fleet Of Echoes'' ist zu glatt und friedlich, um eine Spur in die Gehörgänge zu kerben, aber für die guten fünfzig Minuten Spielzeit lasse ich mich entspannt fallen in das Synthie-Meer, das nicht mit Klippen erschreckt. Hören und leben lassen ist hier die Devise. Zumindest bleiben die Pulsadern der Gothic-Kiddies heil.
Anspieltipps: 'Soft Whispers Of The Chemical Sun', 'We Have Ways To Hurt You', 'The Great Fleet Of Echoes'
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein