TIGER MOTH TALES - A Song Of Spring
Mehr über Tiger Moth Tales
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- White Knight Records / Just For Kicks
- Release:
- 11.03.2022
- Spring Fever
- Forester
- Dance 'til Death
- Holi
- The Goddess And The Green Man
- Mad March Hare
- Rapa Nui
- Light / [Hidden Track]
Der Frühling naht, die Motten fliegen wieder.
Der britische Musiker Pete Jones ist nicht nur seit einigen Jahren Mitglied der Prog-Rock-Gruppen CAMEL und IT BITES, sondern auch seit 2015 mit seinem Soloprojekt TIGER MOTH TALES aktiv. Und dort hat er scheinbar eine Neigung für das Thema Jahreszeiten entwickelt. Nach vier entsprechend betitelten Soundschnipseln auf dem Erstling "Cocoon" (2015) und dem Album "The Depths Of Winter" (2017) folgt nun "A Song Of Spring".
Im Laufe der Jahre hat sich durchaus ein wiedererkennbarer Stil der TIGER MOTH TALES herausgebildet. An erster Stelle ist Pete Jones' Talent für gefällige Melodien, die hin und wieder durch Brüche und Widerhaken überraschen, zu nennen, weiterhin seine nicht sehr kraftvolle, aber warme und melodische Stimme, die mich auch auf dem neuen Album stellenweise an den jungen Peter Gabriel erinnert. Stilistisch speist sich die Musik aus britischem Prog, besonders den alten GENESIS, was nicht nur an der erwähnten stimmlichen Nähe zu Gabriel liegt, aber auch aus Spuren englischer Volksmusik. Auf "A Song Of Spring" kommen noch Jazzanteile hinzu.
Besonders der Eingangstitel 'Spring Fever' bringt die verschiedenen Fäden stimmig zusammen, eingängige, fast poppige Keyboards, Prog-Rock-Gitarren und ein jazziges Saxophon. Das heitere 'Forester' beginnt folkig mit einer Flöte, wird allmählich rockiger mit einem großen Gitarrensolo als Höhepunkt, bevor der Ausklang wieder zum Folk zurückkehrt. Bemerkenswert ist, dass beide Stücke auch in ihren luftig-leichten Abschnitten von einer strammen und kernigen Bassgitarre vorangetrieben werden. Kernstück des Albums ist der Long Track 'Dance 'til Death'. Die spanische Gitarre zum Einstieg trügt. Von einem blutigen, heidnischen Ritual im nächtlichen Wald erzählend, hat dieser Titel eine düstere Grundstimmung, nimmt sich im Mittelteil aber einige überraschend stimmige Freiheiten in Richtung GENESIS und Jazz.
Nach zwei kurzen, dennoch sehr eigenständigen Zwischenspielen und dem skurrilen, typisch englischen 'Mad March Hare' folgt 'Rapa Nui', das nach einem gefälligen Anfang mit Prog-Schroffheit, bedrohlich abwartenden Passagen und einer für Pete Jones ungewöhnlichen Singweise aufwartet, bevor sich alles wieder in scheinbarer Harmonie auflöst. 'Light' schließlich ist ein melancholischer Folksong, der von einem Gitarrensolo des CAMEL-Gründungsmitglieds Andy Latimer garniert wird. Doch dann kann sich Mr. Jones die 90er-Jahre-Unsitte nicht verkneifen, nach einer Pause eine noch im selben Track versteckte Nummer aufzufahren, und zwar ein elegantes Jazz-Instrumental, dessen Synthis mich an die Frühphase von LEVEL 42 denken lassen.
"A Song Of Spring" ist ein Album, das vermeintlich kaum vereinbare Musikrichtungen organisch zusammenbringt und hinter einer freundlichen, harmlosen Fassade ein paar dunkle Untiefen erkennen lässt - definitiv eine Scheibe, die mehrere Hördurchläufe benötigt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser