TODTGELICHTER - Angst
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2010
Mehr über Todtgelichter
- Genre:
- Avantgarde Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Audioglobe Srl (Soulfood)
- Release:
- 03.12.2010
- Cafe Of Lost Dreams
- Bestie
- Oblivion
- Phobos & Deimos
- Neon
- Subway
- Moloch
- Allmählich
Brisante Wendung im Schaffen der Band - keine "Angst" vor Veränderungen
Die Stadt ist ein lebendiges Wesen, ein Moloch, ein Abgrund. Wurde man einmal verschluckt, so wird es schwer, sich überhaupt wieder aus diesem Organismus zu befreien. Eine Stadt kann trist sein, dominiert durch farblose Häuserschluchten und totes Material, das lieblos aufeinander geschichtet wurde. Eine Stadt kann aber auch überwältigend sein, voller Farbe und Leben, so viel überbordendes Leben, dass es einem möglicherweise Angst macht.
Willkommen in der Welt der Hamburger Black-Metaller von TODTGELICHTER. Das neue Album "Angst" zerrt den Hörer genau in diese Ambivalenz der Stadt. Es scheint fast, dass die Band ihre Wurzeln um zahlreiche Genreübergriffe bereichert hat, um der Vielfältigkeit einer Metropole gerecht zu werden. Der Post-Black-Metal der Band klingt nach 2010 und schüttelt den Staub der vorherigen Veröffentlichungen ab. Natürlich verweist die Band nachwievor auf den klirrenden Hass der Neunziger, bereichert ihn aber um Sheogaze-Elemente und Rock-Einschübe. Doch wo einst klirrende Tremolo-Riffs dominierten, lässt sich bei "Angst" ein feister, morbider Groove festmachen. Deutlich rockiger beharken sich in der Höhe der Wolkenkratzer die Gitarren mit dem fest auf der Strasse verankerten Bass, sich gegenseitig den Wahnsinn der Urbanisierung unterbreitend und der kompromisslosen Art die Kälte der Stadt anklagend.
Homogen und doch voller Ecken und Kanten weiß in diesem Gesamtkunstwerk vor allem diese flirrende Gitarrenarbeit zu Überzeugen. Beeinflusst durch grungig-rockige bis viking-black-metallische Elemente, in der Lead-Arbeit mit AMORPHIS vergleichbar, mit einem klaren Statement für die kongenialen Riffs der Norweger von ENSLAVED, erleben die Songs vielfach verschiedene Stimmungen. Gesanglich wird viel geboten, auch wenn es manchmal etwas zu trist und grau interpretiert wird. Doch die Vielfältigkeit und Tiefe der Kunst macht diesen musikalischen Neufindungs- und Selbstbehauptungsprozess spannend und lässt "Angst" kontinuierlich wachsen. Doch ebenso klar ist, dass das Album lediglich einen Ausschnitt auf dem Weg zum ureigenen Bandsound darstellt und mitnichten das Endergebnis oder gar den Gipfel dieser brisanten Wanderung.
Anspieltipps: Cafe Of Lost Dreams, Phobos & Deimos, Oblivion
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer