TOKYO BLADE - Fury
Mehr über Tokyo Blade
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Dissonance Productions / Plastic Head
- Release:
- 21.01.2022
- Man In A Box
- Blood Red Night
- I Am Unbroken
- Disposable Me
- Eyes Wired Shut
- Cold Light Of Day
- We Fall Down
- Heart Of Darkness
- Kill Me 'Till I'm Dead
- Life Leaves A Scar
- Message On The Wall
- Nailbomb
- Rhythm Of The Gun
- Static
- When The Bullets Fly
Ein Album mit einigen Stolperfallen, das jedoch den Beharrlichen mit einigen tollen Songs belohnt.
Es hat tatsächlich eine ganze Weile gedauert, über ein Jahr, bis ich überzeugt davon war, euch dieses Album aus dem Januar 2022 hier doch noch vorzustellen, und das aus verschiedenen Gründen: Beim nicht unbedingt allzu hübschen Artwork fängt es an, das einem kurz die Frage aufdrängt, ob die deutlich populäreren Landsleute, Altersgenossen und Genrebrüder mit ihrem Album "Senjutsu" eine Inspiration waren. Die Frage schwebt aber nur Sekunden über den Kopf, ehe man sich der Tatsache besinnt, dass wir es hier mit TOKYO BLADE zu tun haben, und hier naturgemäß schon seit den Achtzigern Samurais auf den Artworks herum turnten.
Ein weiteres Problem mit "Fury" ist, dass es ewig brauchte, um wirklich zu zünden, obwohl wir es an sich nicht mit besonders ungewöhnlichen Klängen zu tun haben, sondern mit recht typischem, härterem NWoBHM-Stoff. Die schnelleren Songs, wie das Anfangstriple zünden sofort, wenn die Band allerdings das Tempo etwas herausnimmt, gerät sie manchmal in einen zäheren Groove, der erst einmal verdaut sein will. Auch dies ist mitnichten unüblich für das Genre, doch wie gesagt, wenn man TOKYO BLADE beschwingter und lockerer, flockiger in Erinnerung hat, dann darf man schon ein wenig knabbern. Die höchste Hürde, die überwunden sein will, wenn man mit "Fury" seine Freude haben möchte, ist jedoch, dass Sänger Alan Marsh über weite Strecken des Albums einen bizarren Effekt auf der Stimme hat, der ein Stück weit tönt, als sänge er ständig durch eine Flüstertüte oder ein Megaphon, wozu dann noch die letzte Problematik stößt: Das Album ist mit 15 Songs und 80 Minuten Spielzeit bis zum Anschlag vollgepackt, so dass es durchaus ein paar Stücke gibt, die nicht ohne Weiteres direkt zünden.
Ja, das sind nun ein paar Stolperfallen, und doch hat das Ding seinen Reiz und verdient daher angetestet zu werden. Warum? Nun, ich habe erwähnt, dass die ersten drei Songs Volltreffer sind? Bissig, zupackend, Vollgas voran wie das tolle 'I Am Unbroken', und natürlich bleibt es dabei nicht, denn Andy Boulton sorgt mit seinem tollen Gitarrenspiel immer und immer wieder für große Freude, und die vielseitige Kompositionsweise sorgt dafür, dass es nicht langweilig wird. Es werden etwa bei 'Cold Light Of Day' mal neoklassische Elemente aufgegriffen, bei 'We Fall Down' der alte "Ring a Ring o' Rosie"-Reim aus der angelsächsischen Folklore, den unter anderem auch schon BROCAS HELM aufgegriffen hat. Weitere Highlights sind beispielsweise das stark von THIN LIZZY inspirierte 'Heart Of Darkness', das fiese 'Kill Me 'Till I'm Dead' oder der tolle Rausschmeißer 'When The Bullets Fly', der auch einen Hauch des Flairs der grünen Insel abbekommen haben dürfte.
So bleibt am Ende doch eine ziemlich spannende, vielseitige Scheibe, die zwar ihre Untiefen hat, die es dem Seemann schwer machen, den heimischen Hafen zu erreichen, doch es warten reiche Belohnungen, wenn man die Reise meistert. Aufgrund der schroffen Klippen, die sicher dem einen oder anderen die Freude trüben werden, geht "Fury" nicht unbedingt als ein Meisterwerk der Bandgeschichte durch, doch wer sich und dem Album etwas Zeit lässt zu wachsen, der wird belohnt werden.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle