TOOL - 10,000 Days
Mehr über Tool
- Genre:
- Tool
- Label:
- Sony BMG
- Release:
- 28.04.2006
- Vicarious
- Jambi
- Wings For Marie (Part 1)
- 10,000 Days (Wings Part 2)
- The Pot
- Lipan Conjuring
- Lost Keys (Blame Hofmann)
- Rosetta Stoned
- Intension
- Right In Two
- Viginti Tres
Gerüchte um Gerüchte. TOOL lösen sich auf? Sind die 10,000 Tage eine Anspielung auf die Zeit von der Lähmung Keenans Mutter bis zum Tod? Oder doch auf DISTURBEDs "10,000 Fists"? Welche Gastmusiker werden mitwirken? Und überhaupt, wie klingen TOOL 2006?
1996, 2001, 2006 ... 2011? Es dauert hoffentlich keine fünf Jahre mehr, bis eine der außergewöhnlichsten, verrücktesten, aber auch zurückgezogensten, dafür aber besten Bands der Welt ihr Nachfolgewerk zu "10,000 Days" veröffentlicht. Dazu sind die Amerikaner einfach zu wertvoll, aber vielleicht auch aufgrund ihrer Rarität so gefragt und nicht zuletzt erfolgreich. TOOL sind wohl die einzig wirklich anspruchsvolle Band, die eine Chance hat, heutzutage Platz eins der deutschen Charts zu erreichen, bei vielen Online-Händlern haben die vier Magier dieses Werk bereits vollbracht. Mal sehen, wo "10,000 Days" nächste Woche offiziell einsteigt.
Zum Eingemachten: Rückschritt, Fortschritt oder beides? Um eins vorweg zu nehmen: Im Moment höre ich nichts anderes als BEYOND TWILIGHT (siehe Review) und TOOL. Bei TOOL-Reviews muss man ja immer besonders vorsichtig sein: Lieber noch einmal die eine oder andere Stelle unter dem Kopfhörer reinziehen, bevor ein endgültiges Fazit fällt. Und bevor ich die Musik TOOLs ein weiteres Male zu zerstückeln versuche, bleibt doch eins am aller, aller wichtigsten: So lange die pressescheuen Überseeler so verzaubern und in den Bann ziehen, wie sie es mit den letzten beiden Alben getan haben, ist alles in Ordnung.
Und ich kann alle Fans beruhigen: TOOL haben es wieder einmal verstanden, einen hypnotischen, progressiven Genre-Mix an den Tag zu bringen, den man so nur von ihnen kennt. Beginnen wir einfach mal mit den etwas leichter zu verdauenden Songs: Da wäre der stark 'Lateralus'-angelehnte, mit einer einfach nur grandiosen Melodie ausgestattete Übertrack 'Intension', der "einfachste" und härteste Song 'Vicarious', gegen den ein Metal-Inferno gar nichts ist, und der verrückte Titeltrack. Alle haben das Potenzial, nach nicht mehr als fünf Durchläufen durchaus hängen zu bleiben. Aber bis man alle Details entdeckt hat ... man kennt das ja. Außerdem verbrachten dieses Kunststück auch viele "Lateralus"-Songs (im Gegensatz zur "Aenima"-Zeit).
Etwas finsterer ist die in Los Angeles gegründete Band geworden, aber noch weit blickender und anscheinend war man in der Songwriting-Phase, die ja einige Jahre dauerte, wieder mal offen für alles. Indianische Geisterbeschwörung und Percussionarbeit auf der einen, die gewohnten minutenlangen Effektspielereien und Instrumentalpassagen auf der anderen Seite. TOOL wirken so vertraut wie nie, haben sich aber zu keiner Sekunde selbst kopiert. Ihr wollt Ausfälle? Vergesst es.
Eine Berg- und Talfahrt würde verwirrend klingen. Viel lieber spreche ich von einer plötzlichen Explosion. Ein Urknall, der alle Tracks nach dem harten Opener in alle Richtungen öffnet. Die Entstehung einer neuen Welt, zusammengestückelt aus Einzelpassagen, die die Truppe in dutzenden Jamsessions gesammelt und zu einem großen Ganzen geformt hat. Die Expansion des Universums ist nicht aufzuhalten, genausowenig wie die Gier nach der Musik auf "10,000 Days", die nach jedem Hördurchgang wächst und wächst und wächst. Was daraus entstanden ist, habe ich bereits angedeutet; wie immer ist es allerdings vollkommen unmöglich, "10,000 Days" in allen Einzelheiten zu erzählen. Das wird das Album alleine vollbringen. Das einzige, was ihr braucht, ist Zeit, aber darauf dürfte sich mittlerweile sowieso jeder eingestellt haben.
TOOL sind noch unantastbarer, werden mit Sicherheit noch erfolgreicher, haben die Zeit der Pionierarbeit hinter sich und machen einfach nur unerklärlich geniale Musik. Sie sind in der Gegenwart angekommen, ihrer Zeit aber immer noch weit voraus. Ich ziehe meinen Hut vor dieser wiederum unglaublichen Leistung. Aber wer hat auch nur eine Sekunde an dieser Götterband gezweifelt? Ein Meilenstein!
p.s.: Auch im Artwork-Bereich hat man sich wieder einiges einfallen lassen: Mitgeliefert wird ein 3D-Brillen-Aufsatz, mit dem sich im Booklet neue Erfahrungen sammeln lassen.
- Redakteur:
- Christian Hubert