TOTEN HOSEN, DIE - Ballast Der Republik
Mehr über Toten Hosen, Die
- Genre:
- Punkrock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- JKP/Warner
- Release:
- 04.05.2012
- Drei Kreuze (dass wir hier sind)
- Ballast der Republik
- Tage wie diese
- Traurig einen Sommer lang
- Altes Fieber
- Zwei Drittel Liebe
- Europa
- Reiß dich los
- Drei Worte
- Schade, wie kann das passieren
- Draußen vor der Tür
- Das ist der Moment
- Ein guter Tag zum Fliegen
- Oberhausen
- Alles hat seinen Grund
- Vogelfrei
<p class="MsoNormal">Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Jungs</p>
Die Hauptstadt Nordrhein-Westfalens hat in dieser Zeit allen Grund zur Freude. Der Aufstieg der Fortuna ist, bisweilen mit etwas unglücklichem Ausgang, doch noch gelungen und DIE TOTEN HOSEN sind aus der Versenkung abermals auferstanden, feiern ihr bereits 30-jähriges Bestehen (beste Glückwünsche auch von meiner Seite) und haben überdies mit "Ballast der Republik" ein weiteres Ausrufezeichen in ihrer ruhmvollen, vollgepackten Diskographie im Gepäck. Das 15. ist es bereits, sage und schreibe, auf seine Pappenheimer von nebenan kann man sich eben voll und ganz verlassen. Eine Rockwelt ohne DIE HOSEN kann und will sich keiner vorstellen, sodass die Burschen um Frontröhre Campino gezwungen sind, weiter Vollgas zu geben und die deutsche Punkrock-Fahne weiterhin hochzuhieven.
Dem Rotzrock wurde auch weiterhin nicht der Rücken gekehrt, das gesamte Ballast-Album besticht abermals durch diesen unverkennbaren Bandcharme, dieses Markante, was die Truppe seit vielen, wirklich sehr guten Alben auszeichnet. Daneben gibt es Texte zum Nachdenken, zum Philosophieren, zum Kopf zermartern, zum Um-Die-Ecke-Denken, zum Rocken und zum Feiern. All das, was der gemeine HOSEN-Fan seit Jahren an den Düsseldorfern schätzt.
Alles beginnt mit dem für Bandverhältnisse untypischen, aber durchaus gelungenen 'Drei Kreuze (dass wir hier sind)', ehe das Titelstück mit seiner direkten Ausrichtung alle etwaigen Zweifel im Keime erstickt: Die Düsseldorfer haben nichts verlernt und begeistern ihre Anhänger zu Beginn mit Sozialkritik, dem typischen HOSEN-Flair. Mit "Tage wie diese" hievt sich ein neues Live-Monument in den Punkrock-Himmel, bei dem lautstark mitgesungen werden kann und zu Recht als erste Single ausgekoppelt wurde. 'Traurig einen Sommer lang' ist als Hommage zu verstehen, ein starkes, rockiges Werk, das dem geglückten Beginn die Krone aufsetzt. Weiter geht es mit dem bärenstarken Doppelschlag 'Altes Fieber', welches mir auch im x-ten Durchlauf einen Schlag versetzt, und 'Europa', bei dem uns Campino einmal mehr einen lyrischen Denkanstoß verpasst.
Weitere großartige Höhepunkte auf diesem Gesamtkunstwerk finden sich darüber hinaus in dem Rockbrett 'Schade, wie kann das passieren', dem balladesken 'Draußen vor der Tür', bei dem der Frontsänger das Ableben seines Vaters gedenkt, sowie in 'Ein guter Tag zum Fliegen', der durch seine flotte Ausrichtung von Mal zu Mal mehr Spaß bereitet. 'Vogelfrei' beendet dann schließlich diesen 15. Rundumschlag, ein Ohrwurm, der mit Augenzwinkern zu verstehen ist.
Der limitierten Edition liegt eine wirklich geglückte Bonus-CD namens "Die Geister, die wir riefen" bei, ein Leckerli für Fans, bei dem die Burschen mit insgesamt 15 Beiträgen Interpreten verschiedenster Ausrichtungen Tribut zollen und der "Ballast der Republik"-Veröffentlichung eine besondere Note verleihen. Allein hier dürfte für jeden etwas dabei sein, wobei die Versionen vom Gedicht 'Im Nebel' (von Hermann Hesse), 'Schrei nach Liebe' und das Cover von ABWÄRTS wohl am druckvollsten aus den Boxen preschen. Doch über Geschmack lässt sich bekanntlich am besten streiten, sodass hier doch recht subjektiv selektiert wurde.
Nun muss ich zugeben, dass ich persönlich durchaus andere Favoriten der gitarrenlastigen Rockmusik habe, dass ich diese Truppe, obwohl geografisch sogar nicht ganz weit weg vom Schuss, in den vergangenen Jahren nur sporadisch mitbekam und ich, bis auf die bandeigenen, seit Jahren praktizierten und gebeteten Perlen, nicht jedes HOSEN-Album von Anfang bis Ende mitsingen kann. Der Vorteil daran ist, dass ich neidlos anerkennen kann, dass sich die Band bemüht hat, ein Album für die Band-Ewigkeit zu schreiben und dies auch geschafft hat. Abwechslung pur, Rock von vorne bis hinten, Gefühle, in welche Richtung auch immer, sind allgegenwärtig, die HOSEN kommen zurück auf meine musikalische Landkarte, dick unterstrichen und mit drei Ausrufezeichen dahinter. "Ballast der Republik" ist ein richtig gutes Album geworden, vor dem kein Rock-Fan einen Rückzieher machen sollte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp